Tag 29 Innsbruck - Pfaffenhofen
Am Morgen marschiere ich ums Eck in eine Bäckerei, die schon um 7:00 Uhr offen hat und lasse mir das Frühstück schmecken.
Ich gelange auf den Inntalradweg, die Felsen der Nordkette im Blick, und muss wegen einer Baustelle auf die andere Seite des Flusses wechseln. Bei der nächsten Brücke überquere ich wieder den Inn, doch das ist ein großer Fehler. Es gibt hier keinen Zugang zum Radweg, denn die Autobahn mit ihren riesigen Lärmschutzwänden liegt dazwischen. Ich entscheide mich für eine ruhige Straße, die in die gleiche Richtung führt, daraus wird ein angenehmer Kiesweg, aber oh Schreck, der entpuppt sich als Sackgasse. So was mache ich jetzt? Ich komme auf ein verbotenes Betriebsgelände, das nur zu einer Autobahnauffahrt führt. Also wieder zurück, eine Anrainerin zeigt mir den Weg durch eine Unterführung und ich gerate wieder auf eine Baustelle. Ein Arbeiter schickt mich in die entgegengesetzte Richtung und ich lande auf der stark befahrenen Bundesstraße. Dort wird mir gesagt, es gäbe keinen Fußweg. So nun ist guter Rat teuer! Nach einem Zornanfall marschiere ich an dieser gefährlichen Straße, ohne Gehsteig und Fußgängerstreifen, entlang und komme endlich, komplett nass geschwitzt - "Angstschweiß", in Völs an. Für heute habe ich genug von Baustellen und Umleitungen.
Ich besichtige die moderne Kirche Jesu Christi in Emmaus, sie fällt durch ihre kronenartige Form und das hängende Dach auf. Gleich nebenan steht die alte Pfarrkirche Hl Jodok und Lucia, die gefällt mir viel besser, ich finde sie viel gemütlicher
In Afling gibt es gleich die nächste Kirche Maria Schnee, ein eigenartiger Name - ich habe auch nicht herausgefunden warum sie so heißt. Leider ist sie geschlossen und ich verpasse alte Fresken.
Ich setze mich auf eine Bank und telefoniere mit der Imster Tourismusinformation, weil ich, wie schon öfters, keine Unterkunft finde. Auf einmal flitzt eine Person vorbei und dann sehe ich die Jakobsmuschel - ein Pilger und ich kann nicht reagieren, weil ich gerade ins Telefon spreche.
Ich versuche dann den Mann einzuholen, doch ich habe keine Chance, er ist viel zu schnell. Irgendwann gebe ich enttäuscht auf und wandere wieder mein Tempo.
Auf dem Weg ist mit gelber Farbe "Camino Santiago" und eine Pilgerfigur gemalt, an einem Baum entdecke ich eine Tafel mit der Aufschrift: "Wenn du dein Ziel kennst, findest du den Weg." und in einem kleinen Steinhäuschen sitzt eine Pilgerfigur, diese schaut so unglaublich echt aus, dass ich zuerst meine, das sitzt einer. Ich komme mir vor wie in Spanien.
In Zirl laufe ich an einem Supermarkt vorbei und wer kommt heraus, der Pilger. Schnell erhöhe ich wieder mein Tempo und erreiche ihn endlich, als er sich zu einer Mittagsrast auf eine Bank setzt. Er begrüßt mich mit den Worten: "Du bist Birgit". Ich bin erstaunt: er war seit Purkersdorf immer einen Tag hinter mit und las meine Einträge in den Pilgerbüchern. Nach einer netten Unterhaltung verlasse ich ihn, denn er ist viel schneller als ich.
In Inzing besichtige ich die Pfarrkirche Hl Petrus (Stempel), kurz danach steht eine rostige Pilgerfigur mit einer Tasche, in der sich ein Pilgerbuch befindet. Natürlich trage ich mich wieder ein. Ein altes Schlösschen, mit Malereien an der Hauswand, gefällt mir besonders gut.
Und schon wieder gibt es zwei Kirchen zu besichtigen, die Hl Ägidius in Hatting (Stempel) und die Hl Margarehta in Flaurling. (Stempel).
Auf einem matschigen Waldweg, es muss hier geregnet haben, gelange ich nach Pfaffenhofen und wie könnte es anders sein zur Pfarrkirche Hl Nikolaus mit ganz alten Fresken an der Außenwand. Hier am Etappenziel hätte ich mir einen Stempel in der Kirche gewünscht, leider gibt es keinen.
Ein Schild kündigt meine Unterkunft an und ich laufe den Berg hinauf. Die Freude ist groß, denn der Pilger kommt mir entgegen. In der Pension ist niemand zu Hause und ans Telefon geht auch keiner. Das Gasthaus im Ort hat Ruhetag, so laufen wir um 15:00 Uhr ein großes Stück zurück in ein Einkaufszentrum mit einem kleinen Imbisslokal dabei. Wir stärken uns mit Brezel und Butter, mehr gibt es leider nicht.
Zwei Stunden später versuchen wir es erneut in unserer Pension, es rührt sich wieder niemand. Die Balkontüre steht offen, die Post liegt vor der Türe. Das ist doch sehr eigenartig, denn wir sind ja angemeldet. Wir fragen bei den Nachbarn nach, keiner weiß etwas - endlich findet einer im Telefonbuch eine Handynummer. Nun erreichen wir unsere Vermieter, sie sind wandern und verspäten sich noch etwas, wir sollen uns doch in den Garten setzten. Nach weiteren 20 Minuten kommen unsere Gastgeber und wir können endlich in unsere Zimmer und unter die Dusche, welch ein Genuss. Zum Glück waren wir zu zweit, da kann man es mit Humor nehmen und miteinander ein wenig lästern.
Unterkunft:
Haus Wieser (Stempel)
Pfaffenhofen 188
+43 5262 67 000
27€+Taxe+Frühstück im Einzelzimmer
abgesehen von dem langen, unangenehmen Warten, dann sehr freundlich, schönes Zimmer mit Balkon