Jakobsweg Österreich

Birgit

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Tag 30 Pfaffenhofen - Karres

Mein neuer Pilgerfreund und ich frühstücken miteinander und dann geht jeder wieder seinen eigenen Weg. Er hat in Roppen mit Müh und Not eine Unterkunft bekommen (die Pension Karlsruhe vermietet nicht mehr) und mir wurde von der Imster Tourismusinformation gesagt, dass es nur in Karres - Nordvariante) günstige Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Im Rother Führer ist dieser Weg nicht beschrieben, da es einen Umweg von 3/4 Stunden und zusätzlichen 250 Höhenmetern bedeutet.
Ich starte bei angenehmen Temperaturen und die Sonne blinzelt hinter den Wolken hervor. Auf einer Bank vor einem Haus sitzt ein lebensgroßes, originelles Puppenpärchen unter einem Regenschirm. Ich wandere durch ein kleines Industriegebiet, in einen Wald hinein, über einen Holzsteg, nach Rietz zur Pfarrkirche St Valentin (Stempel). In einer Metzgerei decke ich mich mit Verpflegung ein.
Inzwischen beginnt es zu regnen, ich ziehe meinen Regenponcho und die Gamaschen an. Wetterfest ziehe ich weiter zum Stift Stams. Zum Glück hatte ich schon einmal eine Führung in diesem barocken Kloster, dann man kann in die Kirche leider nur durch ein Gitter hineinschauen. Schade! Hier treffe ich meinen Pilgerfreund wieder, wir holen uns einen Stempel im Klosterladen.
Nun schüttet es wie aus Kübeln, mein Kollege geht Kaffee trinken, ich marschiere weiter auf dem gut markierten Jakobsweg. Schon wieder treffe ich auf eine Umleitung, ich ignoriere sie und komme gut durch. Der Radweg führt zwischen Maisfeldern, Felsen und der Autobahn entlang. Zum Glück hat der Regen aufghört.
Nun finde ich keine Markierungen mehr, laut Führer muss ich wohl richtig sein. Der Weg führt teilweise durch einen Wald, dann wieder über einen Tunnel, von oben sieht man auf die Autobahn hinunter. Schon wieder ein Umleitungsschild, das irritiert mich, trotzdem laufe ich weiter. Beim fünften Tunnel geht es auf die alte Bundesstraße.
Die Sonne kommt heraus und auf einmal ist auch die Markierung wieder da. Der wunderschöne, mit einem Geländer gesicherte, Bojenweg führt direkt am rauschenden Inn entlang: angenehmer Bodenbelag, alte Bäume, Badebuchten und vor allem keine Autobahn mehr.
In Schlierenzau gibt es eine kleine Kapelle und einen Brunnen, an dem ich Trinkwasser nachfülle.
Wieder folge ich einem schönen Flusspfad, dem Christbaum-Steig bis zum "Römerbadl". Bei dieser Quelle führte die alte Römerstraße vorbei und wurde wahrscheinlich auch schon von den Römern genutzt. Dieses Wasser ist stark mineralhaltig, im Jahr 2000 wurde eine offene Säulenhalle mit Kneippanlage errichtet.
Auf einem Hügel erblicke ich die Bruder-Klaus-Kapelle und komme zur Weggabelung Roppen - Karres. An der Bundesstraße, ohne Gehsteig und Seitenstreifen marschiere ich noch ein paar Kilometer weiter, der Weg zieht sich. Die Autos brausen mir entgegen, das ist so unangenehm und ich bin froh, als ich endlich in Karres ankomme.
In diesem netten Ort gibt es einen kleinen Lebensmittelladen, der um 15:30 Uhr öffnet, den Gasthof Zur Traube, der ein Schild "Pilgerherberge" an der Türe hängen hat (wusste die Imster Tourismusinformation davon nichts, denn diese Info bekam ich nicht), die Kirche St Stefanus, die gerade renoviert wird und nicht besichtigt werden kann und meine Unterkunft.
Am späteren Nachmittag genehmige ich mir im Gasthof Zur Traube ein feines Abendessen. Die Besitzerin erzählt mir, dass der Weg über Karres der historische sei und ich mir morgen den nächsten Ort Karrösten sparen könne. Sie erklärt mir dann auch noch genau wie ich zu der Stelle komme, an der sich die Nord- und Südvariante wieder vereinen.

Unterkunft:
Pension Winkler (Stempel)
Karres 73
+43 5412 63 531
40€+Taxe+Frühstück im Einzelzimmer (ich war der einzige Gast)
sehr freundliche, ältere Dame, gemütliches, blitzsauberes Zimmer mit Balkon
 

Kraxi

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Birgit,

Danke für deine Berichte, das ist echt ein schönes Erlebnis da virtuell mitgehen zu dürfen.

Was mir auffällt sind diese Unregelmäßigkeiten an Wegvarianten diverser Pilgerführer.

Findest nicht auch.
 

Birgit

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Hallo Kraxi,
da hast du recht und die Markierung ist manchmal auch wieder anders als die Führer schreiben. Es wäre einfacher, wenn sie sich einigen würden.
Liebe Grüße
Birgit
 

Birgit

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Tag 31 Karres - Grins

Bei einem feinen Frühstück erklärt mir der Herr des Hauses wie ich am besten wieder zum Treffpunkt der beiden Varianten komme, auch er rät mir Karrösten auszulassen.
Die Sonne scheint, es ist wieder sehr warm und ich laufe auf dem historischen Weg, der sehr gut markiert ist. Ich komme an der Königskapelle vorbei, die durch ihre außergewöhnliche Form auffällt.
In einem Wald treffe ich eine Pilzsammlerin und trotz dem, dass ich in der Höhe bin, hört man den Straßenverkehr lautstark herauf. Der Herbst macht sich bemerkbar, ich marschiere, mit Spaß, durch raschelndes Laub.
Von Imsterau, nach Imsterberg zu einer Kapelle mit einer Pilgerrast und dann einen sehr steilen Weg nach Obsaurs zur ganz besonderen Kirche St. Vigil, mit alten Fresken an der Außenwand, einer offenen Vorhalle mit Stempel und einer Informationstafel. Man kann den Schlüssel zur Besichtigung bei einer Familie holen, leider ist niemand zu Hause. Schade, ich hätte gerne die Zeichnung eines Jakobspilgers aus dem 17. Jahrhundert gesehen. Dafür entdecke ich den freistehenden, im Wald versteckten Römerturm, in der das Geläut der Kirche untergebracht ist.
Die Straße führt in Serpentinen den Berg hinunter und dann geht es wieder auf einem Waldweg weiter.
Von einem Holzsteg blicke ich in die, tief ins Gestein gegrabene Kronburger Schlucht und erreiche kurz danach die Wallfahrtskirche Kronburg. Die Burgruine liegt hoch über mir auf dem Berg, der Abstecher dort hinauf reizt mich dann doch nicht. Ich raste lieber auf einer Bank in der Sonne und genieße mein Brot.
Nun geht es steil an der Straße hinunter, an einem Schießstand und am Krankenhaus vorbei, nach Zams zur Kirche Apostel Andreas (Stempel). Das Wahrzeichen des Ortes ist der freistehende Kirchturm, der 50 m entfernt von der Kirche steht. Ich komme am Gasthof Gemse vorbei und erinnere mich an meinen ersten Pilgerweg 2008 von Kronburg nach Rankweil, da übernachtete ich hier.
Weiter marschiere ich über die Innbrücke und eine Weile am Fluss entlang, dann führt der Pfaffensteig ein großes Stück sehr steil nach oben, mir rinnt der Schweiß herab. (Höhenmeter auf dieser Etappe laut GPS - 920 m hinauf und 750 m wieder hinunter)
Endlich komme ich in Stanz an, dieser Ort ist bekannt für Edelbrände vorwiegend aus Zwetschken, an fast jedem Haus hängt ein Schild "Schnapsbrennerei". Ich besichtige die Pfarrkirche Hl Petrus und Paulus und sehe mir das Geburtshaus von Jakob Prandtauer (Barockbaumeister - Stift Melk, Stift Herzogenburg) von außen an.
Durch Zwetschkenplantagen, wo fleißig geerntet wird, wandere ich nach Grins zur Römerbrücke hinunter, die erst im 16. Jahrhundert errichtet wurde und ihren Namen von der früheren Römerstraße bekam.
Nun laufe ich noch einmal den Berg hinauf zur Unterkunft und zu meiner großen Freude treffe ich meinen jungen Pilgerfreund wieder. Zusammen spazieren wir gegen Abend in den Ort hinunter und verspeisen im Gasthaus Zur Maultasch (leider keine Maultaschen) eine feine Pizza.

Unterkunft:
Haus Sonnenhof (Stempel)
Sonnenhof 36d
+43 660 125 99 05
30€ + Taxe + Frühstück im Einzelzimmer
sehr freundlich, sauberes Zimmer (drei Betten für mich alleine), Duschkabine im Zimmer, Wc auf dem Gang
 

Birgit

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Tag 32 Grins - St Anton

Mein Pilgerfreund und ich starten gemeinsam, nach einem feinen Frühstück, unsere heutige Etappe. Es regnet wie aus Kübeln und es ist kalt, also Poncho und Gamaschen überziehen. Die Hausherrin erklärt uns noch, dass auf dem Weg nach Flirsch eine Mure den Pfad weggerissen hat, dass wir zwar ein Stück gehen können, dann ist eine Umleitung angeschrieben.
Mein Regenmantel hält nicht mehr dicht, also bin ich nach einer halben Stunde schon patschnass. Wir führen interessante Gespräche über unsere vergangenen Pilgerreisen und ich hätte nicht gedacht, dass wir so weit laufen können, sondern, dass die Umleitung viel früher kommen wird.
Plötzlich stehen wir vor Verbotsschildern, aber immer noch ist keine Umleitung angeschrieben. So gehen wir weiter, über die alten Radspuren, bis zur Lärchkapelle. (Stempel)
Eine Kurve später haben wir die Bescherung, die Mure hat den ganzen Weg mitgerissen. Durch den Regen ist es nass und rutschig. Weiter unten gibt es noch einen Pfad, mein Pilgerfreund hangelt sich mit seinen langen Beinen hinüber. Für mich ist das viel zu gefährlich, ich traue mich nicht und so laufe ich die ganzen Kilometer wieder zurück und finde immer noch keine Umleitung.
Irgendwann führt eine Straße ins Tal, hier biege ich ab und lese nach der nächsten Kurve an einer Hauswand "Umleitung Jakobsweg". Froh marschiere ich jetzt weiter und lande in Pians auf der stark befahrenen Bundesstraße. Kein Jakobsweg Umleitungsschild mehr. Ich frage in einer Tankstelle nach, die Dame erklärt mir, alle Pilger, die hier herunterkommen, fahren mit dem Bus nach Strengen. Einen anderen Weg gibt es nicht, die Bundesstraße hat keinen Gehsteig und keinen Seitenstreifen und durch den Tunnel ist es lebensgefährlich. Der Bus fuhr gerade vor zwei Minuten, der nächste geht erst in einer Stunde wieder. Das fängt ja gut an. Im winzigen Raum der Tankstelle kann ich nicht bleiben, so stehe ich, frierend, im Bushäuschen und warte.
Endlich kommt der Bus und ich steige an der Haltestelle an der Bundestraße aus und laufe in den Ort Strengen. In der Kirche ziehe ich mir zuerst etwas Trockenes an und finde kein Jakobswegschild. Im kleinen Supermarkt erklärt man mir, der Jakobsweg verläuft oben auf dem Berg, ich soll wieder auf die Bundesstraße, hier gibt es einen Gehsteig, bis zu einer großen Baustelle und dann rechts bergauf. Irgendwann treffe ich dann wieder auf den Jakobsweg. Ich stoße einen Jubelschrei aus, als ich die Markierung finde.
Inzwischen schneit es sehr stark, es ist sehr kalt, ein eisiger Wind weht mir kleine Eiskörner ins Gesicht. Ich habe keine Handschuhe und auch keine Socken, die man gut als Handschuhe verwenden könnte, die waren kaputt, die warf ich vor zwei Tagen weg. Meine Finger lassen sich vor Kälte kaum mehr bewegen. Innerhalb kurzer Zeit liegen ein paar Zentimeter Schnee auf dem Weg. Das Laufen macht mir keinen Spaß mehr!
Auf dem gut markierten Jakobsweg, durch einen schönen Wald mit bemoosten Steinen, erreiche ich Flirsch und besichtige die Pfarrkirche Hl Bartholomäus. (Stempel)
Nun laufe ich an der Rosanna entlang, über das Areal einer Raststätte, auf einem Wiesenwanderweg und über Asphalt nach St Jakob. Es schneit wie verrückt, ich flüchte mich in die Jakobuskirche. Nach der Besichtigung esse ich im Vorraum neben einer großen Jakobusstatue meine Jause. (Stempel und Pilgerbuch)
Auf dem Fußweg an der Rosanna, dann auf der Straße gelange ich zum Bahnhof von St Anton. Hier wären es noch 1,6 km bis zur Unterkunft. Ich bin sooo nass, mir ist sooo kalt und der Bahnhof ist sooo verführerisch. Ich storniere meine Übernachtung, telefoniere mit meinem Pilgerfreund, setze mich in den Zug und fahre nach Hause, wo mich ein überraschter Ehemann, eine geheizte Wohnung, eine warme Dusche und eine heiße Suppe wieder aufwärmen.
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge habe ich diese Pilgerreise vorzeitig abgebrochen und werde die restlichen drei Etappen, ganz sicher, bei schönerem Wetter nachholen!!!
Mein Pilgerfreund überquert am nächsten Tag bei Schneefall, Nebel und im hüfthohen Schnee den Arlberg! Meine Hochachtung!!!

Unterkunft: (die ich leider nicht genutzt habe)
Haus Burger
Hochgastigweg 14 (1,6 km vom Ortszentrum entfernt, die Dame holt die Pilger auch mit dem Auto bei der Kirche ab)
+43 5446 2769
+43 664 45 96 191
Spende für Übernachtung, Abendessen und Frühstück
 
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G

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sers Birgit

Mein Pilgerfreund überquert am nächsten Tag bei Schneefall, Nebel und im hüfthohen Schnee den Arlberg! Meine Hochachtung!!!
nein, nicht hochachtung. das ist purer leichtsinn, in meinen augen.
„wenn was passiert, dann ruf ich halt die rettung,“ das denken wohl viele.
dass sich die retter - alles frei-willige- dabei in gefahr bringen könnten, nur um so einen deppen wo rauszuholen, daran denkt wohl kaum wer.
ist nur dummheit, nix heroisches und erst recht nicht rücksichtsvoll....

für dich hingegen:
alle achtung, tolle leistung! und gerade davor, das du aufgehört hast, hab ich hochachtung!
danke für den schönen bericht deiner pilgerfahrt durch österreich, gut beschrieben, jede menge tipps.

gaaanz wichtig:
respekt + aufmerksam + abstand halten = xund bleiben!
♥️lich ralph
 

homren

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westwaerts-jakobsweg.at
Hallo Birgit,

auf deine netten Berichte hab ich immer mit Freude gewartet. Danke, dass du uns virtuell mitgenommen hast :) .
Bei Schnee muss man nicht übern Arlberg, noch dazu wenn man in der Nähe wohnt. Jetzt hast den "Kerl" bereits mit deiner Freundin "geschnappt". Bist jetzt fertig oder fehlt noch ein Stückerl?

Liebe Grüße
Renate
 

Birgit

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Tag 33 St Anton - Klösterle

Natürlich laufe ich die letzten drei Etappen auch noch!!!
Bei herrlichem Sonnenschein fahren meine zwei lieben Freundinnen und ich mit dem Zug nach St Anton, laufen vom Bahnhof zur Kirche Mariahilf, die geöffnet ist. Den Stempel hole ich mir im Gemeindeamt, es gibt sogar einen vom Jakobsweg.
Der Weg führt nun durch den Ort, an einem alten Tunnelportal vorbei, zur Rendl-Sesselbahn, wir sehen ein Denkmal, unterqueren die Röhren des Arlberg Straßentunnels und kommen zur Rosanna, einem Wasserfall, einer Bank mit einem Holzkreuz und durchqueren dann die tolle Schlucht, teilweise auf Holzstegen. Ich bin begeistert!
Immer wieder können wir auf Tafeln schöne Gedanken lesen. Bei einer Kreuzwegstation steigen wir Stufen zur Stiegeneckkapelle hoch, ob sie deshalb so heißt?
Dann beginnt ein wunderschöner Wanderweg über Wurzeln, durch einen Wald, immer wieder das tolle Panorama der hohen, schneebedeckten Berge um uns herum.
Wir kommen an einer Gedenktafel, für einen hier verstorbenen Jakobspilger, vorbei, das macht mich nachdenklich.
An einem großen Stein ist ein Schneemessgerät montiert, die mit 995 cm höchsten Werte gab es im Jahr 1999.
Wir erreichen den Maiensee, hier überqueren wir noch einige wenige Schneefelder, wenn man bedenkt vor einem Monat hatte es hier oben schon über einen Meter Schnee! Ich muss einfach laut "Juchhe!" schreien, so schön ist es hier und so gut geht es mir. Es hat sich wirklich gelohnt diese Etappe auf einen Sonnentag zu verschieben.
An der höchsten Stelle in St Christoph steht ein Stein mit Jakobsmuschel, Pfeil - 2130 km und der Aufschrift "Seehöhe 1860m - Höchster Punkt des gesamten Jakobsweg bis Santiago de Compostela". Da darf man auch ein wenig stolz sein, diesen Punkt erreicht zu haben.
An einer windgeschützten, sonnigen Stelle verspeisen wir unsere Mittagsjause und steigen dann zum Arlberg Hospiz hinunter. Es hat geöffnet, ich bekomme einen Stempel und wir dürfen die Toilette benutzen. Die Bruderschaftskapelle ist leider geschlossen, so können wir sie nicht besichtigen. Das ist nicht so schlimm, ich kenne sie ja schon von 2008 her, da habe ich im Hospiz übernachtet. Das kann ich nur empfehlen, das ist sensationell - Luxushotel inklusive Mehrgangmenü und Frühstücksbuffet zum Pilgerpreis!!!!
Vor einem Restaurant, kurz vor dem Pass, steht ein originelles Schild mit folgender Aussage: "Je mehr du wiegst, desto schwerer ist es dich zu entführen. Also pass auf dich auf und iss Kuchen!" Wir genehmigen uns keinen Kuchen, da wir ja gerade gespeist haben.
Schnell sind wir auf der Passhöhe, beim Schild Jakobsweg Vorarlberg. Hier geht es gleich links hinunter, vor diesem Teil hatte ich ein wenig Bedenken, weil es ein Sumpfgebiet ist. Ohne Probleme stapfen wir durch das bisschen Schnee und müssen nur aufpassen, dass wir nicht in ein Wasserloch hineingeraten und dann nasse Schuhe bekommen. Irgendwie erinnert mich die Situation an den Frühling, es taut und überall sprudeln die Bächlein hervor.
Dann queren wir die Straße und laufen auf einem gemütlichen Wanderweg, ohne Schnee, bis zur Alpe Rauz. Nun wieder auf der linken Seite geht es auf einem Schotterweg bergab. Schneekanonen stehen am Rand des Weges, schon bereit für die Schisaison.
Wir kommen an einem nett angelegten Teich vorbei, laufen am Fluss Alfenz entlang, sehen den gemütlichen Ort Stuben und die buntgefärbten Herbstwälder.
In Langen ist die Kirche Hl Theresia leider geschlossen, schade, der Innenraum hätte mich interessiert. Beim Bau 1929 machte das Terrain einige Schwierigkeiten, weshalb das Kirchlein eine eigenartige Form hat. Gegenüber befindet sich das 1936 errichtete Denkmal, für die beim Bau des Arlbergtunnels getöteten, Arbeiter. Gleich danach kommen wir am kleinen Bahnhof Langen am Arlberg vorbei, hier hält sogar der Railjet.
Wir wandern auf der alten Bahntrasse, blicken durch ein rostiges Herz schon auf Klösterle hinunter. Vor der Wäldletobelbrücke steht eine beheizbare Hütte, mit Tisch, Bänken und Pilgerbuch - hier könnte man im Notfall auch übernachten.
Wir machen einen Abstecher zum imposanten Wasserfall und marschieren dann den Berg hinunter in unser Etappenziel Klösterle. Wir besichtigen die Pfarrkirche Hl Johannes der Täufer und ich hole mir einen Stempel im Gemeindeamt.
Mit Bus und Zug fahren wir, nach einem wunderbaren Tag, wieder nach Hause, daher kann ich euch leider keine Unterkunft empfehlen.

Unterkunft:
St Christoph - Arlberg Hospiz (5 Sterne Hotel)
+43 5446 2611
Übernachtung+Abendessen+Frühstück - Pilgerpreis

Klösterle:
laut Rother Führer:
Unterstandshütte oder Quartiere aller Preisklassen - Infos im Tourismusbüro
 
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Birgit

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Liebe Renate,
mein Pilgerfreund und noch zwei Pilger haben vom 26.09. zum 27.09. im Hospiz zu Pilgerpreisen übernachtet und waren begeistert.
Liebe Grüße
Birgit
Bist jetzt fertig oder fehlt noch ein Stückerl?
Es fehlt mir noch die letzte Etappe! Ich hoffe noch auf einen Sonnentag!!!
 

Birgit

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Tag 34 Klösterle - Bludenz

Am nächsten Sonnentag machen wir uns, drei Freunde und ich, mit Zug und Bus auf den Weg nach Klösterle.
Im Ortszentrum angekommen, marschieren wir der Jakobswegmarkierung nach. Die Muscheln hier in Vorarlberg, sind winzig klein, da muss man schon sehr genau hinschauen. Schade! Ist der Stellenwert des Jakobsweges in meinem Bundesland so gering?
Wir wandern durch eine Siedlung, an Pferdekoppeln vorbei und steigen hinauf auf die alte Bahntrasse. Die Arlbergbahn wurde von 1880 bis 1884 errichtet und wegen den Gefahren (Muren, Erdrutschen, Felsstürzen, Lawinen) baute man mehrere Abschnitte neu als Tunnel im Inneren des Berges, deshalb bietet sich die alte Trasse als Rad- und Wanderweg an.
Wir wandern durch einen Laubwald, die buntgefärbten Blätter leuchten in der Sonne! Wir kommen am Ende des Wildentobeltunnels vorbei und an den gewaltigen Rohren des Kraftwerkes Spullersee. Über uns, auf einer Rampe, fährt die Arlbergbahn und unter einem Schutzzaun leuchten Büsche in gelb und rot - ein schönes Fotomotiv. Ich empfinde das Sonnenlicht als weich und gemütlich, so stelle ich mir den "Indian Summer" vor! Einfach wunderbar!!!
Über eine alte Brücke kommen wir zum Bahnhof Wald am Arlberg, ein schönes Gebäude, hier hält allerdings kein Zug mehr.
Vor einem Holzkreuz steht eine Bank, die zum Rasten einlädt, für uns ist es leider noch zu früh.
Im Ortsteil Außerwald bewundere ich die gepflegten, herbstlichen Gärten. Wir erreichen die Pfarrkirche St Anna, hier findet gerade die Sonntagsmesse statt, trotzdem stemple ich mir schnell meinen Pilgerpass. Gleich danach steht das, unter Denkmalschutz gestellte Heimatmuseum Klostertal, hier würde sich ein Besuch lohnen (man kann sehen, wie die Leute fürher in dieser Region gelebt haben) es hat leider nur Mittwoch und Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr, von Mai bis Oktober geöffnet.
Nun laufen wir über eine Furt über den Radonatobelbach, die bei längerem Regenwetter nicht begehbar ist und erreichen am Ortsanfang von Dalaas, die Pilgerherberge. Die nette Betreiberin Christl zeigt mir stolz ihr Haus (Aufenthaltsraum, Küche, zwei Schlafzimmer mit Betten und zusätzlich ein Raum mit Bänken, der beheizbar ist, in dem man auch übernachten kann. Es liegt ein Pilgerbuch auf und es gibt einen schönen Stempel.
Oberhalb der Herberge führt die Straße weiter und endet hinter einer Kapelle. Der Pfad ist von dieser Stelle aus nicht sichtbar, es gibt auch keine Markierung und so nehmen wir den rechten Weg. Gleich machen uns Anrainer darauf aufmerksam, dass wir falsch sind. Und wirklich, wenn man gerade aus weiter geht, an einem Gehöft vorbei, sieht man erst kurz zuvor den schmalen Pfad, der durch eine Türe im Wildschutzzaun über den Dalaaser Tunnel führt.
Auf einem Fußweg zwischen Fluss, Sportplatz und Schwimmbad erreichen wir die Heilig Kreuz Kirche in Dalaas, die durch ihre zwei Zwiebeltürme auffällt, innen bewundere ich die Fresken und die Altäre aus dem Jahr 1750.
Nun geht es auf Holzstegen am Flussufer und dann einen Fußweg am Hang entlang bis zum Naturdenkmal Fallbach-Wasserfall. Aus gewaltiger Höhe stürzt das Wasser ins Tal! Der Abstecher (10 Minuten) rentiert sich auf jeden Fall!
Wir überqueren auf einem Holzsteg die wilde Alfenz und bleiben auf dem Jakobsweg, weil er in der Sonne liegt. Der Führer empfiehlt den Weg über die Au, dieser sei viel schöner, liegt aber komplett im Schatten.
Auf einer Sonnenbank, in einer Wiese, rasten wir und verzehren unsere Mittagsjause. Wir laufen nach Innerbraz und besichtigen die Pfarrkirche Hl Nikolaus, wegen ihrer reichhaltigen Ausstattung gilt sie als eine der schönsten Barockkirchen in der Region. (Stempel)
Wir kommen an einem historischen Kilometerstein vorbei und zur Kirche St Leonhard in Radin, die leider geschlossen ist.
Danach marschieren wir wieder den Berg hinauf und auf einem Wegweiser heißt es "Bludenz 2 Stunden", obwohl wir schon vor einer Weile gelesen haben, "Bludenz 1 1/2 Stunden". Das kann doch gar nicht sein, da stimmt doch etwas nicht.
Meine Pilgerbegleitung, die sich gut auskennt, läuft mit uns einen sehr steilen Weg hinunter nach Bings und von hier sind es nur noch 2 Kilometer, leider an der Straße, bis zum Kloster St Peter in Bludenz, unserm Etappenziel.
Ich besichtige die schlichte Kirche und klingle an der Pforte. Zwei Klosterschwestern machen auf und wollen mich gleich im Pilgerzimmer unterbringen. Sie sind ganz enttäuscht, dass ich nur einen Stempel möchte.
Nun führt uns der Weg durch die Altstadt, mit ihren schönen Laubengängen, zum Bahnhof. Schnell sind wir wieder zu Hause in Bregenz. Danke an meine Begleitungen, es war schön mit euch zu pilgern.

Unterkunft:
zu Hause, deshalb keine eigene Empfehlung

Dalaas:
Pilgerherberge
Christl's Atelier
direkt am Pilgerweg, am Ortsbeginn
+43 650 512 80 8
sehr freundlich, sie lebt für ihre Herberge

Bludenz:
Pilgerzimmer im Kloster St Peter
direkt am Pilgerweg, am Ortsbeginn
+43 5552 62 329
an der Pforte klingeln, sehr freundlich, hätten mich liebend gern aufgenommen
 

Monika

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Servus Birgit,

ich kenne diese Landschaften nicht, aber ich kann es mir aufgrund Deiner Schilderungen und Fotos gut vorstellen.
Danke!

Lieben Gruß von Monika.
 

Birgit

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Tag 35 Bludenz - Feldkirch

Mit meiner lieben Pilgerfreundin, die mich von Melk bis Salzburg, begleitet hat, fahre ich mit dem Zug ins sonnige Bludenz.
Wir brechen auf zu meiner letzten Etappe auf dem österreichischen Jakobsweg, der ein Weg der Kirchen werden wird.
Das Tourismusbüro in der Altstadt von Bludenz öffnet um 9:00 Uhr, hier bekommen wir unseren Jakobswegstempel, dann besichtigen wir die St Laurentiuskirche, die auf einem Hügel liegt und über einige Treppen zu erreichen ist.
Nun gibt es, laut Rother Führer, drei Möglichkeiten von Bludenz nach Nüziders zu laufen. Wir entscheiden uns für die Alte Landstraße und geraten aber auf die dritte Variante. Hier geht es an einer stark befahrenen Straße entlang, an der bekannten Fohrenburger Brauerei vorbei, kein schöner Weg und so nehmen wir so schnell wie möglich eine Straße nach rechts und kommen, mit einem Umweg, zu unserer ursprünglich geplanten Strecke.
In Nüziders schauen wir uns die barocke Pfarrkirche Hl Viktor und Markus an, danach machen wir einen Abstecher zur romanischen Vineriuskirche, der ältesten Kirche des Walgaus. Leider ist sie geschlossen, aber auch die Fresken an der Außenwand sind sehenswert.
Einen schönen Weg entlang marschieren wir zu einem gewaltigen Felsmassiv, mit einem Naturdenkmal "der Hangende Stein", aus Dolomitgestein, der während der Eiszeit geformt wurde. Heute ist dieses Gebiet ein Kletterparadies, einige Kletterer erklimmen gerade die steilen Felswände.
Schnell gelangen wir nach Ludesch, an kleinen Wasserfällen vorbei, auf einen Hügel zur Pfarrkiche St Martin. Leider ist sie geschlossen, sie wird als eine der schönsten und besterhaltenen mittelalterlichen Kirchenbauten Österreichs bezeichnet. An den Außenwänden befinden sich Fresken, ein sehr altes Steinkreuz und die Aussicht ins Tal ist wunderschön.
Nun kommen wir an einem alten Bauernhaus vorbei, das mir sehr gut gefällt. Laut Schild an der Türe wohnt hier die, in Vorarlberg bekannte, Wanderführerin und Geschichtenerzählerin, Herta Glück.
Im Ort besuchen wir noch die Pfarrkirche St Sebastian und gelangen schnell durch einen angenehmen Waldweg in das nächste Dorf Thüringen und die Kirche St Stephan, zu dieser führen etliche Stufen hinauf. (Stempel).
Hier verlassen wir den markierten Jakobsweg und steigen im Zickzack einen steilen Treppenweg an dem imposanten Montjola-Wasserfall entlang den Berg hinauf. Das ist sicher ein Höhepunkt dieser Etappe. Vor lauter Schauen und Fotografieren merke ich gar nicht, wie es aufwärts geht.
Oben liegt ein schöner See mit einem Pfad und Rastbänken rundherum. Auf einer Sonnenbank rasten wir und verspeisen unsere Mittagsjause. Hier gibt es interessanterweise auch wieder Jakobswegmarkierungen.
Hier führt geradeaus ein direkter Höhenweg nach Schnifis, auf den meine Pilgerfreundin weiter wandert.
Ich habe noch nicht genug Kirchen gesehen und laufe links und dann gleich rechts den Berg wieder hinunter und komme zur sehenswerten St Nikolaus Kapelle in Bludesch. Ich bin begeistert von diesen alten Fresken. Natürlich wandere ich noch zur Jakobuskirche, schon von weitem sehe ich in einer Nische eine Jakobusfigur stehen. Eine freundliche Klosterschwester, die gerade den Blumenschmuck in der Kirche erneuert, führt mich ins Pfarrbüro und stempelt meinen Pilgerpass.
Auf einem neu asphaltierten Radweg marschiere ich über den "Jordan", keine Ahnung warum das Gebiet so heißt, durch einen wunderschönen Buchenwald, wieder den Berg hinauf und komme direkt bei der Kirche Hl Johannes der Täufer heraus. (schöner Stempel) Hier treffe ich meine Pilgerfreundin wieder.
Auf einem Bienenlehrpfad geht es weiter durch Wiesen, Felder und am Waldrand entlang. Ich bin überrascht wie trocken der Weg ist, obwohl es die letzten zwei Tage stark geregnet hat.
Die Kirche Hl Magnus in Röns gefällt mir besonders gut, es gibt einen wertvollen Flügelaltar von 1508 mit besonderen Heiligen-Figuren, auch ein Jakobus ist dabei. (schöner Stempel)
Wieder laufen wir auf einem schönen Weg durch herbstliche Wälder, an Tafeln mit Geschichten aus der Region und von Kindern illustriert, vorbei. Da kommt schon die nächste Pfarrkirche St Georg in Satteins in Blick. Hier fällt eine Muttergottes auf, sie schaut sehr jung aus und hat eine Krone auf dem Kopf.
Überall sieht man hier Sonnen aus Holz in den Gärten stehen, Satteins wird auch das Sonnendorf genannt, eine der sonnigsten Gemeinden im Land.
Durch einen Wald, an einem kleinen Bächlein entlang, gelangen wir zum Mühlboden: hier teilt sich der Jakobsweg in eine linke Variante - nach Feldkirch und eine rechte Variante - nach Rankweil.
Wir wählen die linke Variante, auf dem Wegweiser steht: "Feldkirch über Stein". Die Sonne verschwindet schon langsam hinter den Bergen und es beginnt zu dämmern. Am Flussufer der Ill ist es schon dunkel und wir sehen in der Ferne die Lichter der Stadt Feldkirch. Zwischen Bahnlinie und Fluss konzentrieren wir uns sehr auf den, jetzt doch noch matschigen, Weg.
Es geht nun doch wieder bergauf nach Stein und dann bergab in die Illschlucht, von dieser sehen wir wegen Dunkelheit nichts mehr. Jetzt müssen wir schon gut aufpassen, dass wir nicht stolpern, denn der Weg ist sehr steinig.
Unter der Straße durch, über einen Parkplatz erreichen wir das Kulturhaus und somit die Altstadt von Feldkirch. Im Dunkeln erreichen wir um 18:00 Uhr den Feldkircher Dom, das Ende des österreichischen Jakobsweges.
Die Kirche ist leider schon geschlossen, trotz Dunkelheit entsteht ein Foto von mir vor dem Dom! Ich bin überglücklich nach 35 Pilgertagen mein Ziel erreicht zu haben!
Zum Bahnhof ist es nicht mehr weit und wir fahren mit dem nächsten Zug nach Hause!

Unterkunft:
zu Hause
laut Führer:
Pilgerherberge im Kapuzinerkloster
Bahnhofstraße 4 - 4 Minuten vom Dom entfernt
+43 5522 72 24 60
 

Monika

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Danke, Birgit

und grüße bitte Deine Pilgerfreundinnen von mir😊

Pfiat di - Gruß von Monika.
 
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