Teil 2
Tag 5. So, am nächsten Tag soll es dann weiter gehen über Burio bis nach Cicera. Es ging schon los mit einen kurzen und heftigen Anstieg, erst entlang auf Feldwegen und danach ging es auf befestigten Wegen mit unterschiedlichen Steigungen nach Burio, vorbei auch an Wiesen die mal eingezäunt waren, andere waren dann mal wieder offen. Wenn man dann auch mal plötzlich durch eine Herde von Kühen bzw. Stieren laufen muss, dann steigt auch schon mal der Adrenalinspiegel leicht an. Aber alles ging gut. Vielleicht wussten die Tiere das sie vor Pilger keine Angst haben brauchen -Lach-. Nachdem ich einige Km gelaufen bin überquerte ich dann die Landstr. die von La Fuente in Richtung Navedo führt. Nach Überquerung der Kreuzung ging es nur noch über holprige Wege, auch wieder an Wiesen entlang und vorbei an der Aussichtsplattform Callàu Joz mit einen fantastischen Blick auf die Bergwelt und weiter nach Cicera. Um dorthin zu gelangen ging es auch an manchen Stellen doch recht steil runter ins Tal. Die Herberge hatte ich schnell gefunden, man kann sie auch an der Hausmalerei erkennen. Auch hier war kein Pilger zu sehen. Für mich hatte ich hier einen Ruhetag eingeplant, weil ich an den Ruhetag zu der schönen Aussicht Mirador De Santa Catalina wollte, von dort hat man einen traumhaften Blick in die La Hermida Schlucht.
Da ich aber schon sehr früh in Cicera angekommen bin, wo ich nicht mit gerechnet habe, hatte ich also sehr viel Zeit. Das Wetter war ja traumhaft und Wolkenlos. Da habe ich mich dann dazu entschieden die Besichtigung der La Hermida Schlucht heute noch zu machen und die Entscheidung war gut. Ich wurde mit einer wunderschönen Aussicht bei klarem Wetter und weiten Blick belohnt. Zurück in Cicera, es gibt dort auch eine Bar wo ich dann abends auch speisen konnte. Nun hatte ich schon wieder einen Tag gewonnen.
Tag 6 Als ich am Morgen meine Augen öffnete sah ich dass das Wetter sich geändert hatte, alles war grau und diesig also keine Fernsicht mehr. Da war unbewusst meine Entscheidung am gestrigen Tag doch richtig gewesen die Besichtigung vorzuverlegen. Heute morgen gab es dann mal kein Frühstück da die Bar heute Ruhetag hatte. Also holte ich meine Müsli Riegel aus dem Rucksack und war damit auch zufrieden. Ich verließ die Herberge, und ich spürte es war über Nacht doch frisch geworden, da ich die Tage vorher Wettermäßig immer verwöhnt worden bin. Auch wusste ich das es heute für mich ein sehr schwerer Tag werden würde. Ich hatte auch vor meiner Abreise noch mit einem Pilgerfreund telefoniert der den Weg 3 Monate vor mir gelaufen ist, er hatte mir auch sehr gute Tipps geben die ich dann auch gut gebrauchen konnte. Eine Etappe mit sehr heftigen Steigungen lag vor mir, lt. meiner App die alle meine Etappen aufgezeichnet hat (Wege und Steigungen) habe ich nachher gesehen das es Steigungen waren bis zu 37%, was ich auch gespürt habe, man bekam dort kaum die Hacken auf den Boden man lief nur mit dem Vorderfuß den Berg hoch. Alle paar Meter musste ich eine kleine Pause einlegen um meine Herzfrequenz wieder zu reduzieren. Nach dem Anstieg von Cicera 300 Hm musste ich erst mal ca. 3 Km rauf zum Canal de Franco und Collado Arcòn auf fast 900 m, -ab hier wurde das Wetter auch wieder besser und die Sonne löste alle Wolken in kurzer Zeit wieder auf-, danach wieder der Abstieg nach Lebena runter auf 300 Hm. Dort war ich dann bei der Ankunft auch total ausgepowert, und musste eine längere Pause einlegen. Leider auch hier war die Iglesia de Santa Maria Lebena geschlossen. Hier habe ich für mich dann auch Entscheidung getroffen nicht mehr bis Cabanes zu laufen, (das konnte ich meinem Herzen nicht mehr abverlangen da die Steigungen nach Cabanes genauso heftig sind wie von Cicera aus). Da es in Lebena keine Herberge gibt bin dann auf der Straße (für Fußgänger gesperrt) es war teilweise schon durch den dortigen Verkehr schon gefährlich, durch die La Hermida Schlucht bis Tama gelaufen. Dort habe ich dann in einer Pension übernachtet. Da ich ja nicht bis Cabanas gelaufen bin, hatte ich auch schon wieder einen Tag gewonnen.
Tag 7. Heute auch nur eine kurze Etappe, die Straßenschilder zeigen, bis Potes 2,5 KM. Als ich wach geworden bin, hörte ich den Regen an den Fensterscheiben prasseln, also für heute nasse Aussichten, denn es schüttete wie aus Eimern. Naja, erst einmal in aller Ruhe frühstücken, dann ging es an Rucksack packen und alles wasserdicht machen. Nachdem ich gestartet bin war ich ca. 1 1/2 Std. später in Potes, bin direkt zur Tourist-Info gelaufen wo ich auch den Schlüssel für die Herberge bekam. Fragte auch sofort ob ich 2 Nächte bleiben dürfte, das wurde mir verneint. Wenn ich aber erst am nächsten Morgen nach Monasterio Santo Toribio laufen würde, dann müsste ich morgens auschecken und nach meiner Rückkehr vom Kloster könnte ich dann wieder einchecken. Okay so hab ich es dann auch gemacht, habe Potes an diesem Tag dann im Regen erlebt, Trübe wie in jeden anderen Ort auch bei so einem Regenwetter. Es war einfach ungemütlich und nass kalt.
Tag 8. Nach einer ruhigen Nacht, die Regenfront hatte sich über Nacht verzogen, schien dann am Morgen wieder die Sonne, und es wurde auch wieder warm 28 - 30°. Nach dem Frühstück packte ich wieder meinen Rucksack stiefelte zur Tourist-Info und warf dort den Schlüssel der Herberge in den dafür vorgesehenen Briefkasten, und verlies Potes in Richtung Monasterio Santo Toribio, bis dort sind es auch nur ca. 3,5 Km aber auch ein leichter aber stetiger Anstieg. Unterwegs hatte man auch wieder wunderschöne Aussichten in die Bergwelt welche noch durch tolle und bizarre Wolkenbildungen verschönt wurden. Nach einiger Zeit bekam ich dann den ersten Blick auf das Kloster Monasterio de Santo Toribio de Liébana, und ich hatte mein Ziel nun erreicht hatte. Auf den Vorplatz war ich erst allein da es noch relativ früh war, aber eine 1/4 Std. später wurden die Touris mit Bussen heraufgefahren, und alles wurde hektisch. Im dortigen Büro bekam ich dann nach Durchsicht des Pilgerpass meine Compostela ausgehändigt. Dann wurde in der Kirche noch eine Andacht wohl von den Touris bestellt abgehalten. Nach dem Segen dem Lignum Crucis habe ich mir dann nochmal in Ruhe das Kloster angesehen bevor ich dann wieder nach Potes zurück gelaufen bin. Hab mich dort wieder für eine Nacht eingecheckt, und konnte heute Potes auch bei Sonnenschein erleben, und Potes war wie umgewandelt, man merkt sofort wie die Stadt vom Tourismus lebt. Am heutigen Tag kamen dann einige Pilger, u. a. ein Ehepaar aus Belgien, und erzählten mir das die Kirche in Lebena gestern geöffnet war. Sie Versprachen mir dann später einige Bilder aus dem Innern der Kirche zu schicken, die ich ja dort nicht machen konnte, sie haben es auch eingehalten haben. Hier endete dann auch mein Pilgerweg, am nächsten Morgen fuhr ich dann mit dem Bus durch die La Hermida Schlucht zurück nach Santander und weiter bis Bilbao. Von dort ging es dann mit dem Flieger zurück in mein Heimatland.
Fazit: Es war für mich ein ganz besonderer Weg, der mir auch meine Grenzen gezeigt hat, war aber auch sehr glücklich das ich die Stille und das Alleinsein so genießen konnte. Hab auf all meinen Caminos noch nie so deutlich eine Macht gespürt, die an meiner Seite war und mich beschützt hat, und dafür sage ich "Danke"
Buen Camino
Hejo