Hallo Tara, hallo alle,
also erstmal Entwarnung in Sachen Tendinitis, ich hab ja sofort, beim allerkleinsten Zeichen dass da was im Anzug ist, reagiert, und geschont, spanische Wundercreme geschmiert ( Fisiocrem, rein pflanzlich), und die Seele mit eurer Fürsorge genährt. Hat geklappt!
Und gestern und heute (die Königsetappe der VdlP) war es Genuss pur, Wetter, Landschaft. .alles. Die Nacht in der Nähe des in Europa einzigartigem römischen Stadttors auf 4 Säulen, war kalt (-3), feucht und dennoch schön, weil die Umgebung und der Sternhimmel alles Unkomfort aufwogen.
Und jetzt bin ich in der lieben Donativo in Aldeanuevo del Camino, eine super- schlichte Herberge ganz nach meinem Geschmack.
Sogar einen Heizluefter gibt's. Wunderschöne Berge umgeben den Ort und die Leute sind so nett hier!
Ja, es geht wirklich besser auf der ganzen Linie.
Ich las übrigens einmal, dass viele Leute lange brauchen, um sich auf diesen Weg richtig einzulassen. Das deckt sich mit Sybilles Zuspruch, dass die Via sich nur langsam öffnet. Beruht bei mir auf Gegenseitigkeit.
Warum diesen Weg, fragst du, Tara, und warum im Winter. ..
Tja...also Ende Januar wurde es in Nordspanien immer kälter, Dauerregen kündigte sich in Galicien an...und da ich den Winter durchpilgere, aber mit Mini-Budget auskommen muss, lag es nahe, vor der Kälte in den Süden zu flüchten.
Und so landete ich auf diesem Weg, von dem ich so viel gehört hatte und der mich anzog, schon lange...aber den ich auch respektvoll fürchtete. ..zu Recht, wie ich jetzt finde.
Ich denke, im Frühling kann es wirklich streckenweise wunderschön sein, wenn alles blüht und das Klima weniger hart ist.
Aber als Wintercamino ist es echt schwer, finde ich. Es sei denn man hat mehr Geld zur Verfügung, dann geht man halt mal in ein Hostal, wenn man einen warmen Platz braucht oder eine Herberge zu ist obwohl sie offen hat, etc. Man geht essen, wenn man nicht so viel Essen mitschleppen will, man muss nicht so viel nachdenken, wie man an genügend Wasser kommt. ..und nicht zu lange damit laufen muss.
Auf der gestrigen 40 km Etappe
( unmöglich für mich, die durchzulaufen), gab es mehrere Optionen für ein Hostal, um die Etappe aufzuteilen, aber das ist einfach nicht drin im Budget.
Ich hatte ja Glück mit dem Wetter und zelten war möglich.
Deine andere Frage: die meisten Leute gehen einen Camino als Auszeit von ihrem"normalen" Leben. Die meisten Pilger haben ansonsten Arbeit, Verpflichtungen, Verantwortung. Viele leben in Städten und sind von ihrem Alltag sehr gefordert. Die allermeisten haben einen Ort, an dem sie wohnen, und an den sie zurück kommen. Viele oder sozusagen alle haben Familie, und/ oder ein soziales Umfeld etc.
Ein Pilgerweg, eine Pilgerzeit, ist dann etwas ganz besonderes, oft mit einigem Aufwand möglich gemacht, und damit sehr kostbar.
Aus alldem heraus nimmt man den Camino anders wahr, als wenn er Teil einer permanenten Pilgerschaft d.h. eines Lebens ohne festen Ort ist.
Verständlich?
Aber dafür schreibe ich hier, vielleicht um aus einem anderen Hintergrund meinen Senf dazuzugeben. Allerdings ist die rein virtuelle Kommunikation für mich ungewohnt und es fällt mir nicht leicht da das richtige Maß zu halten.
Soweit, ichmelde mich weniger in den nächsten Tagen,
habt es alle gut, was auch immer ihr grad macht,
Simone