Hallo Elke,
schön das du nachfragst!
Vater-Sohn Herausforderung…
Zwei Tage ganz entspannt zum akklimatisieren und an Tag drei ging die „Wanderung“ los.
Wir hatten ja vorher schon etwas die Befürchtung, das wir zu wenig von der Insel sehen und nur die Strecke über die Berge. Naja nach drei Tagen hatten wir genug Zeit um die weiteren 14 Tage, ausgiebig Korsika als Backpacker zu erkunden.
Aber von vorne.
Tag 1 war als Schwer eingestuft und hatte schon einige Abschnitte die wirklich nichts mehr mit Wandern zu tun haben. Fast 1500 Hm und eine nicht enden wollende Etappe von circa 11,3 Km, ich glaube wir haben 8 Stunden gebraucht. Nach paar Stunden hatten wir uns getrennt, da wir doch jeweils mit gänzlich unterschiedlichem Tempo unterwegs waren. Zwischendurch haben wir uns wieder getroffen, da mein Sohn sich etwas verlaufen hatte. Die letzten Meter waren der Horror und ich konnte wirklich nicht mehr, das Camp war am Hang sehr abschüssig und die 5 Geraden Plätze waren schon belegt.
Der Ausblick belohnt eine aber immer wieder.
Obwohl ich noch funktioniere, wirkt Justin ein wenig wie "ach du scheiße warum machen wir das überhaupt". Ist aber nicht so das ich den Gedanken Heute nie hatte...
Paar Steine unten am Zelt platziert, damit wir in der Nacht was haben, wo wir gegen rutschen können (war sehr hilfreich).
Hier habe ich auch zum ersten Mal realisiert, das wir erst nach Etappe drei überhaupt wieder, runter beziehungsweise an eine Straße kommen… davor ist Abbruch nur mit zurück oder dem Helikopter möglich.
Ich hatte ja schon vor einiger Zeit gesagt, wir können ja auch nur die Nord-Etappen machen und haben etwas mehr Urlaub...
Das wurde immer abgewunken. Bei Aufbau vom Lager kam dann direkt mal von Justin der Satz "also die Idee mit nur die Nord-Hälfte finde ich jetzt irgendwie gar nicht so schlecht..."
Tag 2, wir sind Langschläfer und die Vorletzten die sich auf den Weg machen. Die Nacht hatte circa 10 Grad, war aber mit unserer Ausrüstung völlig Ok.
Heute sollen es nur 5,4 km sein und die Etappe gilt als leicht.
Erstmal paar 100 Meter runter um dann auf 2000 Meter aufzusteigen. Wasser ist immer knapp und ich filtere aus jedem Rinnsal damit ich nicht irgendwann ohne Trinken da stehe.
Bergauf ist nicht meine Stärke, bergab werde ich zur Gazelle. Justin geht es genau anders herum, der hat Bergab wirklich zu tun, da er ständig weg knickt.
2,5 km hangeln wir über den Bergkamm immer von links nach rechts auf der Suche nach irgendeinem Pfad (von Weg will ich gar nicht reden). So Oft Stellen wo ein falscher Schritt, der letzten sein könnte, jeder von uns hatte an unterschiedlichen Stellen einmal Todesangst, die 2000 Meter und der Blick nach unten ist nix für einen Flachlandtiroler.
Der Abstieg bis zum Camp sind dann 800 HM über ein nicht enden wollendes Geröllfeld.
Mittelschwer, das ich nicht lache! Fast 10 Stunden brauchen wir und kommen nach 19 Uhr im Camp an… Toll, die Duschen hatten nur bis 19 Uhr geöffnet und machen auch erst Morgen um 15 Uhr wieder auf.
Wir sind beide komplett bedient!
Keine geraden Plätze mehr frei!
Und das Personal ist auch nicht wirklich freundlich!
Wir beschlagnahmen kurzer Hand eines der Mietzelte, ohne weiter zu fragen. Das steht auf einer Plattform und steht kerzengerade, davon sind noch einige frei und so können wir zumindest gerade schlafen.
Da ich weiß das wir Morgen über eine Hängebrücke müssen, versuche wir dort am Fluß zu Baden um wenigstens den Schmock vom Tag abzuwaschen. Gegen 21 Uhr im dunklen Zelt zwei Tüten erwärmt und nach dem Essen direkt gute Nacht. Da fehlt jegliche Entspannung und erholen kann man sich unter solchen Bedingungen auch nicht richtig.
Tag 3, die Nacht war gut, das Zelt von innen schwarz, also sehr dunkel und gerade, Tüte Müsli zu Frühstück. Wir sind uns einig und unsere Knochen und Knie auch, das Ding ziehen wir Heute noch irgendwie durch, wir haben ja auch keine andere Wahl und sobald wir in der Zivilisation zurück sind, ist erstmal Schluss.
Der Weg ist Toll, aber wenn man wegen Schmerzen und Probleme das ganze nicht mehr genießen kann...
Dann ist man hier falsch.
Früher los, also so kurz nach 8 Uhr, immernoch als eine der letzten Truppen, sind wir trotzdem ein wenig motiviert, Spaß macht es ja doch irgendwie auch.
Den Hubschrauber haben wir gestern paar mal gehört und zwei sind hier am Humpeln, also wird er wahrscheinlich auch wieder fliegen.
Dauert gar nicht lang, 20 Minuten später kurz hinter der Hängebrücke sehen und hören wir den Heli...
Tja wie gesagt, es gibt bei den ersten drei Etappen nur zwei Wege raus...
Reichlich Abschnitte mit Ketten und Oft Planlos suchen nach der nächsten Markierung. Da muss man allerdings sagen, die Markierungen sind sehr zahlreiche und wenn man mal 30 Meter keine sieht, sollte man umdrehen, denn dann ist man zu 100% falsch.
Es zieht sich unfassbar in die Länge. Ich komme gar nicht mehr gut voran.
Es fehlt an Kraft, Ausdauer und irgendwie an allem. Justin ist schon voraus und nicht mehr in Sichtweite, so kann ich mich schön meinem Jammern widmen.
20-30 Schritte, vielleicht 10 Höhenmeter und kurz Pause, damit der Puls etwas runter kommt, so geht es hoch auf über 2000m.
Der Abstieg das Hotel in Sicht und doch noch 700Meter runter.
Die Dusche!
Das Bett!
Das Essen!
Das erste Bier nach drei Tagen ! ! !
Grob waren das 25-30 km mit 4000 Hm
Am nächsten Tag mit dem Bus und anschließend Zug zurück in die Zivilisation und ab da 14 Tage Quer über und rund um die ganze Insel.
Apartment, Hotel, Zeltplatz und eine super Zeit, soviel erlebt und gesehen.
Und absolut kein Bedarf jemals auf dem GR20 zurück zu kommen!
Gruß Karsten