Grüße und eine Eingansgsfrage aus Österreich! ;-)

Malex

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Servus an alle!

Zuerst möcht ich mich mal Vorstellen. Mein Name ist Christian, ich lebe südlich von Wien in Niederösterreich und erst vor wenigen Wochen hat mich der Camino gerufen. Ein eher als negativ zu bezeichnender Vorfall in meiner Arbeit hat mich aufhorchen lassen und ich hab festgestellt, dass deutlich eine Grenze erreicht wurde und ich mal Abstand von meinem Alltag brauche.
Zufällig hats genau an dem Tag die verfilmte Geschichte von Hape Kerkeling im TV gespielt und seitdem lässt mich die Idee nicht los auch diesen Weg zu gehen. Ich hab mir dann sofort das Buch zum Film besorgt und es regelrecht verschlungen.

Wie alle vor mir wahrscheinlich, stehe ich jetzt vor einer schier endlos langen Liste an Fragen die es zu beantworten gilt bevor ich mich auf den Weg machen kann. Die erste die ich gleich mal hier bei meiner Vorstellung stellen möchte ist folgende:
Wie macht ihr das mit dem Urlaub? Soweit ich mitbekommen habe, dauert der Camino so wie ich ihn gehen möchte (von Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiagode Compostela) so ungefähr 4-6 Wochen. Da ich haber nur 5 Wochen Urlaubsanspruch pro Jahr habe und 2 Kinder, die jedes Jahr 15 Wochen Schulferien haben, bekommen wir (meine Frau und ich) das mit dem Urlaub auch ohne Pilgerreise ohne Hilfe von Aussen (Oma+Opa) nicht alleine hin. Wie soll ich mir da noch 4-6 Wochen zusätzlich frei schaufeln? Hab schon an unbezahlten Urlaub gedacht aber da muss auch erst mal der Arbeitgeber mitspielen.

Würde mich auf eure Antworten freuen und darauf noch mehr Fragen stellen zu dürfen die mich etwas weiter bringen.

LG Christian
 

wiesicla

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Hallo Christian,

Willkommen!
Du hast verschiedene Alternativen : manche teilen den Weg auf, d. H. Dieses Jahr zwei Wochen, nächstes Jahr zwei Wochen etc.
Andere Möglichkeit ist Teilzeit: du arbeitest ein ganzes Jahr voll für 11/12 deines Gehalts und nimmst einen Sabbat Monat. Wenn dein Arbeitgeber mitspielt.
Dritte Möglichkeit : du sammelst jedes Jahr ein paar Tage Urlaub (z. B. 5 pro Jahr). Nach 6 oder 7 Jahren hast du dann 30 zusätzliche Tage beisammen. Das geht, wenn du Urlaub ins neue Jahr Jahr retten kannst.

Auch ich habe eine kleine Tochter. Sprich mit deiner Familie und dem Arbeitgeber. Du brauchst die Unterstützung beider und solltest mit ihnen im Reinen sein, denn du belastest sie mit deiner Abwesenheit.

Ich habe schließlich den Jakobsweg von zuhause in fünf Jahren etappenweise gemacht. Meine Tochter hat mich ca. Die Hälfte des Wegs auf eigenen Wunsch begleitet. Das war ein Kompromiss, denn ich wollte ursprünglich am Stück gehen.

Grüße
Claudia
 

Sirion

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Hallo Christian,

erst einmal ein herzliches Willkommen in unserer kleinen aber feinen Herberge. Die Zeit für einen langen Camino frei zu bekommen, ist eine goße Herausforderung, das geht vielen hier so. Ich gehe gerade 4 Jahre für 80% meines Gehaltes in Vollzeit arbeiten und habe das 5. Jahr frei. Nächstes Jahr im Sommer ist es so weit :) . Kündigen und später wieder anfangen könnte vielleicht auch gehen, wir haben bei uns schon gute Leute ein zweites Mal eingestellt, nachdem sie eine Zeit lang anderswo ihr Geld verdient haben. Unbezahlter Urlaub ist natürlich günstiger, wenn man sich viele Jahre lang mühsam die Gehaltsgruppen hochgearbeitet hat. Ein bisschen Gottvertrauen gehört sowieso zum Camino. Vielleicht stellst du ja unterwegs fest, das du dich arbeitsmäßig zu was ganz anderem berufen fühlst, als das, was du jetzt machst.

Das allererste Mal in Santiago de Compostela anzukommen, ist am schönsten. Aus Zeitmangel einen kurzen Weg zu gehen, nur um irgendwie in SdC anzukommen, wie viele Spanier das ab Sarria oder TUI machen, kann ich auf gar keinen Fall empfehlen. Aber das hast du ja auch nicht vor. Ich drück dir die Daumen, dass du eine Möglichkeit findest, den wundervollen Weg zu erleben.

Viele Grüße
Enrico
 

Malex

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Hallo Christian,

Willkommen!
Du hast verschiedene Alternativen : manche teilen den Weg auf, d. H. Dieses Jahr zwei Wochen, nächstes Jahr zwei Wochen etc.
Andere Möglichkeit ist Teilzeit: du arbeitest ein ganzes Jahr voll für 11/12 deines Gehalts und nimmst einen Sabbat Monat. Wenn dein Arbeitgeber mitspielt.
Dritte Möglichkeit : du sammelst jedes Jahr ein paar Tage Urlaub (z. B. 5 pro Jahr). Nach 6 oder 7 Jahren hast du dann 30 zusätzliche Tage beisammen. Das geht, wenn du Urlaub ins neue Jahr Jahr retten kannst.

Auch ich habe eine kleine Tochter. Sprich mit deiner Familie und dem Arbeitgeber. Du brauchst die Unterstützung beider und solltest mit ihnen im Reinen sein, denn du belastest sie mit deiner Abwesenheit.

Ich habe schließlich den Jakobsweg von zuhause in fünf Jahren etappenweise gemacht. Meine Tochter hat mich ca. Die Hälfte des Wegs auf eigenen Wunsch begleitet. Das war ein Kompromiss, denn ich wollte ursprünglich am Stück gehen.

Grüße
Claudia

Hallo Claudia!

Erstmal danke für deine Antwort!
Der erste Punkt der Planung, also die Zeit in der der Camino gegangen werden will, ist anscheinend schonmal ein grober Brocken.

Den Weg aufteilen mag ich nicht. Das soll ja wirken und ich glaube, dass das erst geht, wenn man eine gewisse Strecke zurückgelegt, respektive Zeit auf dem Weg verbracht hat.

Jahrelang auf den Zeitpunkt des Aufbruchs Urlaub anzusparen fällt für mich auch flach, weil ich so lange nicht mehr warten will.

Mit deiner Aussage, dass man seine Familie mit seiner Abwesenheit belastet, triffst du einen ganz speziellen Punkt bei mir :-/
Ich gebe dir zu 100% recht und ich kann es mir im Moment nicht vorstellen, zu meinen beiden Jungs mit 6 und 9 Jahren einfach so mal tschüß für ein Monat zu sagen. Da bricht mir schon beim Gedanken daran das Herz. Das wird meine allererste riesen Hürde bevor ich überhaupt noch los gelaufen bin.

Ich denke, dass ich meinem Arbeitgeber mal einen Monat des unbezahlten Urlaubs vorschlagen werde. Was mich fast schon zur 2. Frage führt:
Angenommen ich bekomme ein Monat frei und ich schaffe den Camino auch in dieser Zeit. Kann man nach der Ankunft zu Hause einfach so wieder am nächsten Montag arbeiten gehen? Ich war mal 4 Tage auf einem Festival in Ungarn (Ozora) und schon nach so kurzer Zeit hab ich einige Tage gebraucht um mich wieder an die Realität zu gewöhnen.
Wie lange klingt so eine Erfahung nach? Wieviel Zeit rechnet ihr ein, um danach wieder mit Menschen im Hamsterrad komunizieren zu können? ;-)

LG Christian
 

Malex

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Hallo Christian,

erst einmal ein herzliches Willkommen in unserer kleinen aber feinen Herberge. Die Zeit für einen langen Camino frei zu bekommen, ist eine goße Herausforderung, das geht vielen hier so. Ich gehe gerade 4 Jahre für 80% meines Gehaltes in Vollzeit arbeiten und habe das 5. Jahr frei. Nächstes Jahr im Sommer ist es so weit :) . Kündigen und später wieder anfangen könnte vielleicht auch gehen, wir haben bei uns schon gute Leute ein zweites Mal eingestellt, nachdem sie eine Zeit lang anderswo ihr Geld verdient haben. Unbezahlter Urlaub ist natürlich günstiger, wenn man sich viele Jahre lang mühsam die Gehaltsgruppen hochgearbeitet hat. Ein bisschen Gottvertrauen gehört sowieso zum Camino. Vielleicht stellst du ja unterwegs fest, das du dich arbeitsmäßig zu was ganz anderem berufen fühlst, als das, was du jetzt machst.

Das allererste Mal in Santiago de Compostela anzukommen, ist am schönsten. Aus Zeitmangel einen kurzen Weg zu gehen, nur um irgendwie in SdC anzukommen, wie viele Spanier das ab Sarria oder TUI machen, kann ich auf gar keinen Fall empfehlen. Aber das hast du ja auch nicht vor. Ich drück dir die Daumen, dass du eine Möglichkeit findest, den wundervollen Weg zu erleben.

Viele Grüße
Enrico

Hallo Enrico!

Auch ein Danke an dich für deine Antwort und dein Willkommen :)
Ich hab, wohlgemerkt nurmal vor meinem geistigen Auge, den Frühling 2022 im Kopf. Also wirds wenn alles klappt, im April oder Juni losgehen.

Danke auch für deinen Rat keine kurze Strecke zu nehmen nur um irgendwie anzukommen. Ich bin eher der Typ: Wenn, dann ganz oder gar nicht :)

Schönen Sonntag noch und LG
Christian
 

Kraxi

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Hallo Christian, erst mal ein Servas aus dem Mostviertel.
zu deiner Frage ,meine Erfahrung zwar nicht am CF sondern am Weg von Bologna nach Assisi.
Ich habe mir den Urlaub im Mai genommen mit ein paar Zeitausgleichstagen, Fenstertagen war ich in Summe 30 Tage weg vom Job.
Gestartet bin ich am Freitag Abend , gearbeitet bis 12:00, heim , auf meinen Freund gewartet und dann hat uns meine Frau zum Bahnhof gebracht.
mit dem Liegewagen nach Bologna und los gings.

Ich bin gerade am Benediktweg unterwegs, Habe Österreich fertig durchquert , jetzt wäre die Durchquerung von Slowenien am Plan, Corona hat mir für dieses Jahr das Sabbatical Monat zerstört, das möchte ich gerne nächstes Jahr nachholen, da fällt im Oktober die Entscheidung, sollte die Situation noch ähnlich jetzt sein oder schon wieder, verschieb ich auf 2023.
Da hätte ich es mit 1 Monat Sabbatical und 3 Wochen Urlaub geplant ,

Aber um ehrlich zu sein, würde ich den CF auch aufteilen, den wenns passt, kommt relativ schnell das Feeling.
 

angel2969

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Hallo herzlich willkommen,
das wichtigste ist das deine familie das projekt mitträgt. ich habe mir meinen traum den ersten camino in einem stück auch erfüllen können. nach absprache mit meinen kollegen, die mich vertreten, und einem wohlgesonnenem Chef konnte ich mir aus dem vorjahr urlaubstage verwahren, üblicherweise muss resturlaub bei uns spätestens bis zum 31.03. angetreten worden sein. so habe ich die freiheit gehabt mir 6 wochen am Stück freizunehmen. vielleicht ist das auch für dich eine lösung, neben der möglichkeit unbezahlten urlaub zu nehmen. ich habe es nicht einen tag bereut und bin mit dem pilgervirus infiziert worden,
bei den nachfolgenden Caminos bin ich meistens so 3 bis 3,5 Wochen unterwegs.
bc angel
 

Dauerpilger

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Hallo Christan,

erst mal noch ein herzliches WILLKOMMEN in dieser gemütlichen Herberge.

Ich kann Dich sehr gut verstehen, dass Du gerne den "ganzen" Weg am Stück zurücklegen willst - aber, wenn man es genau nimmt, dann beginnt der Jakobsweg an der eigenen Haustüre denn welcher Pilger im Mittelalter konnte schon mit der Bahn oder gar dem Flugzeug nach St. Jean Pied de Port anreisen...

Somit ist der Weg, wenn man es so betrachtet, von St. Jean aus auch nur ein Teilstück - also warum nicht nochmals unterteilen? Vielleicht St. Jean - Burgos und dann Burgos - Santiago. Dann wäre das erste Stück etwas kleiner und hat so quasi den Kennenlerneffekt und dann am größeren Stück kommt die Ankunft in Santiago mit dazu.

Wie schon die anderen geschrieben haben - das Wichtigste ist Deine Familie und dass Du das so hinbekommst, dass auch die Familie das ganze akzeptieren und unterstützen kann. Daher auch eher mein Tipp mit dem Unterteilen des Weges.

Ich habe übrigens mit meiner Frau und unserm Jüngsten in mehreren Etappen den Weg von unserer Haustüre bis nach Santiago zurückgelegt. Ich hatte vorher schon diverse Unternehmungen gemacht ( einmal per Rad, einmal den Weg vom Haus bis Santiago, und einmal von Astorga bis Santiago - wobei die längeren Unternehmungen immer auf mehrere Jahre verteilt waren ) Wir haben dazu 10 Jahre gebraucht, weil es ein paar Jahr gab, wo wir gar nicht unterwegs sein konnten. Beim Start war unser Junior 12. Und auch so war die Ankunft in Santiago jedesmal etwas ganz besonderes.

Ich wünsche Dir für Deine Überlegungen gutes Gelingen - und egal wie der Weg ist immer etwas ganz besonderes!

Viele Grüße
Wolfgang
 

Ulrich Altenhofen

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Hola Christian,
zunächst einmal ein herzliches willkommen.
Dann eine Bemerkung zu Hape Kerkeling: Ich finde, seine Art der Pilgerreise ist nicht besonders typisch, weil er nicht in Pilgerherbergen übernachtet hat. Nach meiner Erfahrung knüpft man Bekanntschaften besonders in Herbergen.
Weiter meine Meinung zum Aufteilen. Meine Erfahrung war bei den vergangenen Pilgerreisen, dass ich etwa eine Woche gebraucht habe, bis ich mich geistig und im Tagesrhythmus ganz von zuhause gelöst hatte. Auch macht bei einer kurzen Pilgerreise die An- und Abreise einen relativ größeren finanziellen und zeiltlichen Anteil aus. Angel hat schon einen guten Hinweis gegeben: Wenn du einige Urlaubstage mit ins Folgejahr übernehmen kannst, kannst an Fastnacht oder kurz danach starten. Dann sind nach meiner Erfahrung nicht zu viele Pilger unterwegs und in Spanien herrscht der beginnende Frühling mit angenehmen Wandertemperaturen. Das zeigt auch mein kürzlich im Bilderrätsel gezeigtes Bild.
Wenn du noch etwas zur Vorbereitung tun willst, lerne noch etwas Spanisch. Das ist zwar nicht ungebingt überlebenswichtig, aber es bereitet den Spaniern fühlbare Freuden, wenn du zeigst, dass du dich für ihre Sprache und Kultur interessierst.
Buen camino
Ulrich
 

Marcel

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Hallo und auch hier nochmal ein herzliches Willkommen.

Meine Familie ist - neben ein paar Einschränkungen durch den Job - der wichtigste Grund, warum ich meine Wege in sinnvolle Strecken unterteile. Länder als zwei Wochen wird für mich zur Zeit schwierig. Das kann sich ändern, jetzt ist es so.
Alle anderen haben das ja schon geschrieben: Das wichtigste ist, dass Du die Unterstützung Deiner Familie hast.
Eine der wichtigsten Erfahrungen für mich, als ich mit Weitwandern und Pilgern anfing wurde ein Grundsatz: Nicht gegen die Uhr laufen.
Wenn du von vorneherein eine harte zeitliche Einschränkung hast, vergibst du viel von dem Weg.
Der CF ist, wie Wolfgang geschrieben hat, nur ein Teilstück des Weges. Das kannst du auch weiter unterteilen.
Ich laufe seit ein paar Jahren von Mainz nach Santiago de Compostela in Etappen. Das wird noch eine Weile dauern, bis ich wieder in Santiago bin, aber bis dahin genieße ich jeden Kilometer und freue mich jedes Jahr auch den Weg.

Viel Spaß beim Planen wünscht,

Marcel
 

wiesicla

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Hallo Christian,

ich habe beide Male für den Camino frances 33 Tage gebraucht. Ich hatte aber immer ca. 40 Tage Urlaub genommen.

In der Tat ist es - insbesondere wenn man das erste Mal unterwegs ist - ein sehr emotionaler Moment, in Santiago anzukommen. Und die ein, zwei nächsten Tage kommen auch noch Bekannte an, so dass ich tatsächlich immer mindestens 3 Tage am Schluss in Santiago verbracht habe. Ich habe immer auf sie gewartet vor der Kathedrale, denn es ist schön, wenn einen da jemand in den Arm nimmt und begrüßt.
Dann aber ab nach Hause, ein Tag zu Hause und dann zur Arbeit... Das geht schon.
Nimm dir lieber 40 Tage, dann hast du keinen Stress, dass du heute diese Strecke "schaffen" musst oder aus Zeitgründen einen Teil überspringen. Ich habe nie etwas ausgelassen (und nicht auslassen müssen). Insbesondere auch keine Industriegebiete bei größeren Städten, und ich habe dies auch nie als minderwertig empfunden. Aus Bilbao heraus an einem Sonntagmorgen ohne großen Verkehr war irgendwie schön trotz des Sauwetters (wir haben uns zu zweit warm gehalten) und trotz der Industriebrachen. Es war melancholisch-schön. Das Leben hat ja auch nicht nur Sonnenseiten und Postkartenbilder. Nimm es mit, das gehört zum Leben und zum Weg dazu.
Wenn es mir schlechter ging, bin ich am nächsten Tag nicht so viel gelaufen oder habe Pause gemacht, wo es mir besonders gefällt. Dafür lohnt es sich, auf jeden Fall ein paar Tage mehr einzuplanen. Oder falls du ein Problem mit den Gelenken oder Blasen bekommst. Dann kommst du bei wenig Zeit in einen Teufelskreis: Weil es dir schlecht geht, setzt du zwei Tage aus, musst das dann aber wieder reinlaufen, und dann kommen die Probleme mit voller Wucht wieder zurück, weil du dich ja eigentlich schonen solltest...
Machs dir nicht so knapp.

Zum Aufteilen: Sprich mit den Deinen. Es ist sicher schöner, du kannst durchlaufen, aber wenn das für deine Familie nicht passt, fühlst du dich auch nicht wohl.
Ich habe in Frankreich einmal mit einem Paar übernachtet, da war er den Camino Frances gelaufen, und wollte das unbedingt seiner Frau zeigen. Die hat sich darauf eingelassen, und so sind sie im Jahr darauf von Cahors aus gestartet. Sie ist ihm zuliebe mitgelaufen. Er hat mit Tränen in den Augen gestanden, er habe die Liebe neu entdeckt auf dem Weg, die starke Liebe seiner Frau zu ihm, die diese Strapazen für ihn mitmacht.

Ich habe nie den Segen meines Mannes gehabt, und das hat auch immer schwer auf mir gelastet. Meine Tochter meinte (mit 8 Jahren) spontan, sie möchte mit mir gehen. Das hat mich damals so überrascht, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich habe ihr damals gesagt, das geht nicht. All die Strapazen, bei Wind und Wetter und bzgl. der Etappenlänge und Probleme mit der Unterkunft... Wie sollte ich ihr vermitteln, dass wir 5 km dranhängen müssen, weil es keine Unterkunft gibt?
Ich habe dann einfach versucht, mal theoretisch durchzuspielen, die ersten 20 Etappen mit Tochter zu planen. Und es ging, ich konnte die Etappen so klein machen, dass sie mitlaufen konnte. Das bedeutete damals das Ende meines Traums, am Stück zu laufen, denn mit ihr konnte ich nur in den Ferien laufen. Es war anders, aber auch wieder so reich an anderen Erfahrungen, dass ich es nicht bereut habe.

Ich würde keinen unbezahlten Urlaub sondern das Teilzeitmodell nehmen (11 Monate für 11/12 des Gehaltes arbeiten). Aus versicherungsrechtlichen Gründen. Zumindest in Deutschland ist es so, dass man im Sonderurlaub nicht krankenversichert über den Arbeitgeber ist und sich selbst versichern muss. Beim Teilzeitmodell erhält man ja auch im Sabbatmonat sein Gehalt und ist versichert.

Viele Grüße
Claudia
 
G

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sers christian,

dann schliess ich mich mal an, an die willkommensgrüsse und sag:
grias di aus wean, vo am piefke 😊
vorschläge und anregungen hast ja schon einige bekommen, da brauch ich nimmer viel zu sagen.

vllt eins: wenn du noch nicht wirklich deine aurüstung beisammen hast, schau mal im ausrüstungs und packlisten thread vorbei. versuch dich aufs wesentliche zu beschränken und probier dein zeug, was du mitnehmen magst auf kleinen testwanderungen aus. dann weisst, ob das zeug “taugt“ und kannst es ggf. leicht austauschen ohne dass gross was „daneben“ geht. zusätzlich trainierst gleich ein wenig.

aufmerksam + abstand halten = xund bleiben!
♥️lich ralph
 

Malex

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Ein letztes Danke an alle für eure Beiträge! ;)

Einerseits:
Da es dank Familie einen sehr großen Aufwand bedeutet, eine Reise (egal wie lange) allein anzutreten, würde ich jedenfalls die Strecke nicht unterteilen. Von den Kosten der Anreise und der verschwendeten Zeit mal ganz abgesehen.
Einmal antreten, durchziehen und fertig. So war der Plan.
Ein zweites Mal komm ich nicht weg von daheim für mehr als 3 Nächte. Das is leider so.

Andererseits:
Wenn ich jetzt lese, dass es optimal wäre 40 Tage Urlaub für alles einzuplanen, dann wird das Projekt immer unwahrscheinlicher.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es besser ist, mehr Zeit mitzubringen um am Weg nicht andauernd auf die Uhr schauen zu müssen und nach der Ankunft in Santiago ev. noch auf neue Freunde warten zu können.

So eine Menge an Zeit für mich frei zu bekommen, ist in meiner Situation aber sehr unwahrscheinlich. Es wäre zutiefst egoistisch meine Frau mit unseren beiden Jungs (der kleinere mit 6 Jahren hat eine seltene und schwere Stoffwechselerkrankung. All sein Essen muss extra zubereitet, abgewogen und berechnet werden!) alleine zu lassen für so lange Zeit.
Ihre Antwort auf meine Frage ob ich so lange von daheim entbehrlich bin war: "Wenns notwendig ist, sicher."
Was ist schon notwendig?
Einatmen, ausatmen, essen, trinken und schlafen oder? :cool:

Aber mal ehrlich: 30 Tage war bisher mein absolutes Limit und damit hätte ich schon ein riesengroßes Stück schlechten Gewissens mit im Gepäck gehabt. Aber 40 Tage ist aus dem jetzigen Blickwinkel einfach unrealistisch.

Weiß nicht so recht was ich machen/denken soll. Am besten wahrscheinlich mal abwarten 🤷‍♂️

LG Christian
 

Harinjo

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Ola Christian,

auch von mir noch ein recht herzliches willkommen :)

Nimm dir die 30 Tage und leg los. Wenn du halbwegs fit an den Start gehst, ist das sicher machbar. Allerdings Stress darfst du dir nicht machen, aber das darfst du auch bei 40 Tagen nicht. Stress und Pilgern ist nicht gut. Ich sag immer, Stress macht man sich selber.... Das wird zwar schwierig, aber es liegt nur an dir. Das schöne und einfache am Camino Frances ist, der ist super einfach zu gehen, perfekt markiert, perfekte Infrastruktur (jedes Dorf hat eine Bar, Geschäft und Herberge) du kannst jeden Tag so lange oder kurz du willst gehen und entspannt schauen was der Tag bringt. Und wenn es sich am Ende nicht ausgehen sollte, dann gibt's immer noch Plan B wie Bus. Mit dem Bus kannst du sehr flexibel Strecke machen. Wenn du jetzt die Chance dazu hast, ergreife sie, wer weiß was dein Weg sonst noch alles vor hat mit dir und den Deinen.
Oder vielleicht startest du in Pamplona (dann sind es "nur" 700 km), da kommt man sowieso viel leichter hin und dann reichen 30 Tage ganz leicht bzw Plan B geht immer ;)

Buen Camino
Harry aus Salzburg
 

Ulrich Altenhofen

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Wie lange klingt so eine Erfahung nach? Wieviel Zeit rechnet ihr ein, um danach wieder mit Menschen im Hamsterrad komunizieren zu können? ;-)
Wie du zu Beginn der Pilgerreise einige Zeit brauchst, um dich ans Pilgerleben zu gewöhnen, wirst du nach der Rückkehr auch einige Zeit brauchen, um dich wieder in das heimatliche Leben einzugewöhnen. ich kann mich daran erinnern, dass ich in der Zeit, zu der ich noch nicht in Rente war und in einer mittelständichen Firma arbeitete, in den ersten Tagen nach der Rückkehr nicht ruhig auf meinem Stuhl im Büro sitzen konnte, sondern den unbändigen Drang hatte, mich zu bewegen. Ich habe dann meine Spaziergänge in die Fertigung gemacht und gesehen, ob die Leute alles so machen, wie in den Fertigungsplänen vorgeschrieben. Neben den mentalen Nachwirkungen kann es natürlich auch körperliche Nachwirkungen geben: Als ich nach einem Tag und zwei Nächten mit Bus und Bahn am Morgen vor zwei Jahren von meiner Pilgerreise auf dem Olavsweg zuhause ankam, bin ich gleich nach einem Bad auf das Gemeindefest meiner Gemeinde gegangen. Nach den ersten Bissen des Mittagessens hat sich dann mein Körper eine Auszeit genommen und ich wachte auf einer Bahre zwischen besorgten Festteilnehmern auf. Aber anschließend war alles wieder in Ordnung und hat mich nicht davon abgehalten, auch im letzten Jahr wieder einen Pilgerweg zu gehen.
Buen camino Ulrich
 

angel2969

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hi,
das ist spannend, ich denke wenn du ein zu hause kinder hast die in der betreuung viel zuwendung benötigen (ich spreche aus eigener Erfahrung) finde ich es schwierig mehrere Jahre den Urlaub teilweise zum pilgern verwenden zu können. Um ins Pilgerfeeling hineinzukommen und auch anzukommen benötigt man oft mehrere Tage. Ich kann deinen Wunsch den Weg vom Anfang bis Ende zu gehen sehr gut nachvollziehen, weil es mir beim ersten mal genauso ging - gehe ich den weg einmalig - dann ist mein ziel auch santiago zu erreichen, weiß man das man wiederholungstäter/in wird, und dies auch durchführbar ist, würde ich aufteilen. ich hatte 42 tage für den camino del norte, eigentlich ausreichend zeit für puffertage und ab und zu kurze etappen, aufgrund des schlechten wetters, es war alles dabei Sonne, Starkregen, Orkan, Hagel, Schnee und dadurch sehr matscgige Wege hätte ich es nicht geschafft Santiago innerhalb dieses Zeitfensters zu erreichen, für mich war beim ersten camino aber das wichtigste die Ankunft in Santiago, so dass ich ungern aber in der Nachbetrachtung für mich richtig entschlossen habe, ca. 100 km mit dem Zug abzukürzen. Ist man zu sehr unter Zeitdruck, weil viele doch im Beruf ein festes Zeitbudget haben, solltest du diese Frage vorher für dich klären, ist das wichtigste für dich Santiago zu erreichen, würde ich wie bereits vorgeschlagen nicht in St. Jean de Piedeport beginnen sondern später einzusteigen. ich laufe gerne so ca. 20 km täglich, d. h.. an manchen Tagen werden es auch mal 25 - 28 km, dafür an anderen Tagen auch nmal weniger, das schöne am Weg ist es, sich um nichts anderes kümmern zu müssen. Meine grobe Planung wäre: 30 tage = minus 2 Tage An- und Abreise = 28 Lauftage minus 2 Tage Reserve (unpässlichkeiten, Besichtigungen) = 26 Lauftage x 20 km = 520 km, diese rückwärts von Santiago gerechnet, wäre mein Startpunkt. Oder in St. Jean starten soweit die Füsse mich tragen. Fazit: 1. Camino war mir die Ankunft in Santiago sehr wichtig, heute freue ich mich wenn ich Santiago erreiche, ist aber kein muss mehr, laufe so weit ich komme, war inzwischen 3 x Teilstücke Camino Frances, Camino del Norte komplett, 2 x Camino Portugues (Zentral und Küste) sowie Moselcamino.

Zurzeit lese ich den blog von audreyimwanderland.com, die neben vielen wanderwegen auch auf jakobswegen unterwegs ist, lies dir mal ihren bericht vom camino frances durch, sie beschreibt ihn sehr anschaulich und lebendig

bc angel
 

homren

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Hallo Christian,

du stehst bei einem Gipfelkreuz, also ist wandern nicht neu für dich. 30 Tage sind sicher machbar, wenn du auch noch auf diverse Varianten , die ev. einen Tag länger in Anspruch nehmen verzichtest, noch besser. Harry hatte den Vorschlag in Pamplona zu starten, da würdest du dir 4 Tage ersparen und somit wäre dein Weg stressfrei. Wir haben es so bei unserem Herbst-Camino gemacht. Vom Flughafen kannst gleich direkt in die Stadt wandern, ist nicht weit.
Verzichten willst ja nicht wirklich, wo du noch dazu die Auszeit benötigst. Vielleicht gibt es ja in dieser Zeit für deine Frau Hilfe von der Familie?

Liebe Grüße
Renate
 

Malex

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hi,
das ist spannend, ich denke wenn du ein zu hause kinder hast die in der betreuung viel zuwendung benötigen (ich spreche aus eigener Erfahrung) finde ich es schwierig mehrere Jahre den Urlaub teilweise zum pilgern verwenden zu können. Um ins Pilgerfeeling hineinzukommen und auch anzukommen benötigt man oft mehrere Tage. Ich kann deinen Wunsch den Weg vom Anfang bis Ende zu gehen sehr gut nachvollziehen, weil es mir beim ersten mal genauso ging - gehe ich den weg einmalig - dann ist mein ziel auch santiago zu erreichen, weiß man das man wiederholungstäter/in wird, und dies auch durchführbar ist, würde ich aufteilen. ich hatte 42 tage für den camino del norte, eigentlich ausreichend zeit für puffertage und ab und zu kurze etappen, aufgrund des schlechten wetters, es war alles dabei Sonne, Starkregen, Orkan, Hagel, Schnee und dadurch sehr matscgige Wege hätte ich es nicht geschafft Santiago innerhalb dieses Zeitfensters zu erreichen, für mich war beim ersten camino aber das wichtigste die Ankunft in Santiago, so dass ich ungern aber in der Nachbetrachtung für mich richtig entschlossen habe, ca. 100 km mit dem Zug abzukürzen. Ist man zu sehr unter Zeitdruck, weil viele doch im Beruf ein festes Zeitbudget haben, solltest du diese Frage vorher für dich klären, ist das wichtigste für dich Santiago zu erreichen, würde ich wie bereits vorgeschlagen nicht in St. Jean de Piedeport beginnen sondern später einzusteigen. ich laufe gerne so ca. 20 km täglich, d. h.. an manchen Tagen werden es auch mal 25 - 28 km, dafür an anderen Tagen auch nmal weniger, das schöne am Weg ist es, sich um nichts anderes kümmern zu müssen. Meine grobe Planung wäre: 30 tage = minus 2 Tage An- und Abreise = 28 Lauftage minus 2 Tage Reserve (unpässlichkeiten, Besichtigungen) = 26 Lauftage x 20 km = 520 km, diese rückwärts von Santiago gerechnet, wäre mein Startpunkt. Oder in St. Jean starten soweit die Füsse mich tragen. Fazit: 1. Camino war mir die Ankunft in Santiago sehr wichtig, heute freue ich mich wenn ich Santiago erreiche, ist aber kein muss mehr, laufe so weit ich komme, war inzwischen 3 x Teilstücke Camino Frances, Camino del Norte komplett, 2 x Camino Portugues (Zentral und Küste) sowie Moselcamino.

Zurzeit lese ich den blog von audreyimwanderland.com, die neben vielen wanderwegen auch auf jakobswegen unterwegs ist, lies dir mal ihren bericht vom camino frances durch, sie beschreibt ihn sehr anschaulich und lebendig

bc angel

Hallo Angel!

Das nenn ich mal eine ausführliche und konkrete rückwärts Zeitplanung ;)
Danke dafür.

Im Grunde hast du wahrscheinlich recht. Ich werde entweder meine Zeit rückwärts einteilen und eine durchschnittliche km Leistung annehmen müssen um so zu einem Startpunkt zu kommen oder einfach loslaufen und am Ende dann abkürzen mit der Bahn/Bus.

Zuerst muss ich aber mal mit meinem Arbeitgeber reden. Damit steht und fällt mal alles. Da gilts mal den richtigen Zeitpunkt zu finden :)

LG Christian
 

Malex

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Hallo Christian,

du stehst bei einem Gipfelkreuz, also ist wandern nicht neu für dich. 30 Tage sind sicher machbar, wenn du auch noch auf diverse Varianten , die ev. einen Tag länger in Anspruch nehmen verzichtest, noch besser. Harry hatte den Vorschlag in Pamplona zu starten, da würdest du dir 4 Tage ersparen und somit wäre dein Weg stressfrei. Wir haben es so bei unserem Herbst-Camino gemacht. Vom Flughafen kannst gleich direkt in die Stadt wandern, ist nicht weit.
Verzichten willst ja nicht wirklich, wo du noch dazu die Auszeit benötigst. Vielleicht gibt es ja in dieser Zeit für deine Frau Hilfe von der Familie?

Liebe Grüße
Renate
Hey Renate!

Ja, wandern ist nichts neues für mich obwohl ich gerne viel mehr gehen würde. Da ich aber in den letzten Jahren all meine Mitwanderer verbraucht habe, hab ich mir gedacht:"Gehst halt mal alleine aber dann gleich gscheit." :)

Welche Varianten meinst du die man weglassen könnte?

Verzichten würd ich echt nur ungern. Ich hab mich schon viel zu sehr damit beschäftigt und bin eigentlich schon voller Vorfreude.
Ich hoffe das versteht hier niemand falsch aber seitdem ich Kinder habe, musste ich auf nahezu alles was mich entspannt oder mir Freude gemacht hat, verzichten. Ich liebe meine Kinder zweifelsfrei aber die Zeit mit ihnen hat auch Narben hinerlassen. So wie meine Arbeit ist auch meine Familie ein Grund warum ich den Camino gehen möchte.

LG Christian
 
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