Vielleicht sind noch einige Zusatzinformationen meinen folgenen Tagebuchaufzeichnungen zu entnehmen:
Olavsweg 2019, Mittwoch 29.5.
Ich fuhr um 15:58 Uhr von Faurndau ab. Den von der DB geplanten Zug um 16:14 wollte ich nicht riskieren, weil am selben Morgen schon ein Zug abgesagt wurde. Wenn ich den Zug um 17:20 von Stuttgart nach Hamburg verpasst hätte, hätte das meine gesamte Anreiseplanung durcheinander gebracht. Der Zug hatte in Hamburg 20 min Verspätung, aber der Anschluss nach Kopenhagen passte noch. Ich hatte eine Mail von Flixbus bekommen, dass der Bus am 30.5. nicht wie gebucht in Kopenhagen Central abfahren würde sondern in Falby, d.h. eine Bahnstation früher.
Donnerstag 30.5.
Glücklicherweise hielt der Zug in dieser Station, so dass ich meinen Bus nach Göteburg gut erreichen konnte. Ich hatte die Fahrt von Göteburg nach Oslo extra gebucht, um nicht 7 Stunden hintereinander im Bus sitzen zu müssen und mir die Stadt ein wenig anschauen zu können. Da es die ganze Zeit regnete, fragte ich den Busfahrer, ob ich den früheren Bus nehmen könnte, wenn noch ein Platz frei wäre. Das geht jedoch nicht. Es werden nur die mitgenommen, die auf der Liste für den jeweiligen Bus stehen. So kam ich um 19:30 in Oslo an. Auffällig fand ich, dass zwischen Deutschland und Dänemark sowie zwischen Dänemark und Schweden, d.h. in der EU, nicht aber zwischen Schweden und Norwegen, d. h. an der EU-Außengrenze kontrolliert wurde. Nachdem ich NOK am Bankautomaten gekauft hatte, ging ich zum Beginn des Olavswegs mit dem Stein „643 km til Nidaros“ und von da den dunkelroten Kreuzen nach. In der Beschreibung (Olavsweg Pilgern in Norwegen, Helfried und Renate Weyer) steht, dass es in der Nähe von Stovner zwei Biwakhütten gibt. In einer davon wollte ich übernachten. Als ich sie aber bis 23:30 nicht gefunden hatte, übernachtete ich im Zelt.
Freitag 31.5.
Gegen 4 Uhr erwachte ich, weil es kalt war und die Vögel sangen. Ich stand auf und ging los. Kurz danach fand ich eine der Hütten. Der weitere Weg lies sich gut finden. Die Wegeskizzen im Buch sind wenig hilfreich. So verpasste ich den Abzweig, der auf der Skizze ziemlich genau in der Mitte ist, wo die beiden Seiten zusammengeheftet sind. Da waren die Karten, die ich von
www.pilegrimsleden.no runtergeladen und ausgedruckt hatte, gut, um wieder auf den richtigen Weg zurückzufinden. Gegen 11:30 Uhr kochte ich zum Mittagessen Nudeln. Am Nachmittag kam ich an einem überdimensionalen Tipi vorbei, was wohl eine Biwakhütte sein soll. Allerdings sind die Planen schon ziemlich zerfetzt, so dass es bei Regen wahrscheinlich keinen wirksamen Schutz mehr gibt. Von der Ullensaker-Kirche gibt es eine neue Wegeführung, die zuletzt über eine Loipe führt. Am Schießstand für die Biathleten gibt es eine überdachte Sitzbank mit Tisch, wo ich mein Abendessen aß. Danach baute ich daneben mein Zelt auf und legte mich gegen 20 Uhr schlafen, so dass ich das Ende des vermutlich 20 stündigen Sonnentages nicht mehr mitbekam.
Samstag 1.6.
Als ich gegen 4 Uhr wach wurde, fing es gerade an zu regnen und regnete mit kleinen Unterbrechungen bis 17 Uhr. Nachdem ich mich hinter Räholt verlaufen hatte, stellte ich fest, dass das entscheidende Abzweigzeichen hinter einer Baumaschine versteckt war und der Pilgerweg mitten durch ein Getreidefeld führte. Etwa in der Mitte des Feldes stand ein weiteres Zeichen. Von da ging es ohne weitere Spuren zum Waldrand, wo dann wieder Zeichen waren. Ich glaube nicht, dass in Deutschland ein Wanderer oder Pilger auf die Idee käme, durch ein im vollen Wachstum befindliches Getreidefeld zu laufen. So kam ich gegen 20 Uhr zu der Herberge am Ortausgang von Eidsvoll und blieb dort über Nacht. Die Herberge hat eine sehr einfache Ausstattung (Waschen und Toilette außerhalb, Kochen mit Strom möglich) kostete aber nur 50 NOK.
Sonntag 2.6.
Der Weg ließ sich gut finden. Vermutlich hat einer der für die Kennzeichnung Zuständigen das Buch gelesen und an den bemängelten Wegstrecken die Zeichen ergänzt. Unterwegs holte mich ein Belgier ein, der ebenfalls mit dem Ziel Trondheim unterwegs war. Er blieb in der Hütte Sannfredtun. Ich ging weiter zum Campingplatz in Tangen, wo ich den Preis von 180 NOK für die Übernachtung im eigenen Zelt mit 180 NOK kennen lernte. Die Übernachtung in einer Hütte hätte 690 NOK gekostet. Am Abend und in der Nacht regnete es leicht.
Montag 3.6.
Ich wurde um 5 Uhr wach und ging bald darauf los. Im Laufe des Vormittags regnete es leicht. Kurz nach 14 Uhr erreichte ich Hamar. Ich ging zum Pilgerzentrum, um dort etwas über die aktuelle Herbergssituation und eventuell eine Liste von Privatunterkünften wie in Frankreich zu erhalten. Doch so eine Liste gibt es nicht, nur Karten von den Herbergen bis Lillehammer mit Preisen von 300 – 450 NOK, was nach meinem Gefühl eher in der Größenordnung von Hotelpreisen liegt. Ich las im Gästebuch den Eintrag einer Deutschen, die die Behandlung in der Herberge zu wenig auf den Pilger als auf die kommerzielle Abwicklung der Beherbergung gerichtet ist. Anschließend ging ich noch etwa 10 km weiter. Am Ortsausgang hatte ich Probleme den Weg zu finden. Die letzten Zeichen wiesen auf eine Schule und eine angrenzende Baustelle hin. Ich ging an der Schule vorbei auf den Furnbergvegen, konnte aber keinen abzweigenden Weg mit Olavswegzeichen (OWZ) finden. ich ging eine Anliegerstraße bis zu ihrem Ende und dann einen mit blauen Brettchen gekennzeichneten Weg. Dieser führte, wie im Buch beschrieben, über den Berg und auf der anderen Seite wieder herunter. Straßenlaternen am Wegesrand ließen darauf schließen, dass es sich um Loipen handelte. Schließlich führte der blau gekennzeichnete Weg nach Westen wieder den Berg hoch. Da sich es sich bei diesem Weg offenbar um einen Rundweg handelte, ging ich den Laternen nach, offenbar eine zugewachsene Loipe, ein kaum erkennbarer Weg, der aus dem Wald herausführte. Ich ging an der Grenze zwischen zwei Feldern auf die Straße von Hamar nach Jessness in der Nähe der im Buch beschriebenen Kreuzuing. Dort gibt es zwar ein OWZ aber in der einmündenden Straße. Die Furnes-Kirche war offen, so dass ich sie mir von innen ansehen konnte. Aber das Nebengebäude, wo es den Stempel geben sollte, war zu. Ich ging noch ein wenig weiter und baute neben dem Weg am Waldrand mein Zelt auf.
Dienstag 4.6.
Der Tag begann mit Sonnenschein. Ab Mittag war es zeitweise bewölkt, aber so warm, dass ich Anorak und Pullover ausziehen konnte. Die Kennzeichnung war auch an den Stellen, die in der Beschreibung als schlecht bezeichnet werden, ausreichend. Nur am Ortsausgang von Moelv gibt es eine Baustelle. Da geben jedoch die Bauzäune keine Alternative. Die Gegend, die teilweise überschwänglich gelobt wird, ähnelt den deutschen Mittelgebirgen. Möglicherweise hängt es mit einem Kahlschlag zusammen, dass die Beschreibung nach den Serpentinen nicht mit der Beschilderung übereinstimmt. Die Kennzeichnung ist aber eindeutig. Kurz nachdem der schmale Waldweg auf einen breiteren Weg mündete, zeltete ich. Obwohl ich mich nicht so fit wie an den Vortagen fühlte, dürfte die Strecke bei etwa 40 km liegen.
Mittwoch 5.6.
Nach einer Nacht ohne Regen ging es um 6:20 Uhr weiter. Die Wege waren gut zu finden. In Lillehammer gibt es zwei Kirchen die beide offen waren und Pilgerstempel hatten. Als ich gerade aus der Kirche im Stadtzentrum kam, begegnete mir Juan, mit dem ich in Eidsvoll die Herberge geteilt hatte und den ich vorher schon im Pilgerzentrum in Hamar getroffen hatte, der einen Benefizlauf von Girona zum Nordkap macht. Leider war er nicht besonders kommunikativ. Es hätte mich schon interessiert, wie viel Tage er noch für die restliche Strecke zum Nordkap geplant hatte. Ich ging von Lillehammer noch etwa 12 km weiter, wo es eine schöne Schutzhütte gibt. Wie das Gästebuch zeigt, wurde sie in den letzten 5 Tagen täglich genutzt. Etwas Besseres hätte ich um 18:30 Uhr nicht finden können.
Donnerstag 6.6.
Weiter ging es auf gut gekennzeichneten Wegen. Manchmal hilft die Beschreibung bei Abzweigungen nach den Zeichen zu suchen. Der Weg führt am Hang entlang, sodass man einen guten Überblick über das Tal hat, wenn der Weg nicht durch einen Wald führt. In einem der Wälder sah ich eine Holzerntemaschine, die den Baum mit einer großen Klammer greift und festhält, während ihn eine ebenfalls an der Maschine angebrachte Säge absägt. Das geht bei einem 30 cm dicken Baum so schnell, wie man einen 3 cm dicken Ast mit einer Astschere durchschneidet. Anschließend werden mit derselben Maschen Äste und Rinde entfernt, der Stamm auf die richtige Länge für das Sägewerk abgesägt und auf einem Stapel abgelegt. Die ganze Aktion dauert etwa 2 min für einen Baum. Ein Baum an dem ich die Jahresringe gezählt hatte, war 60 Jahre alt. Da fragt man sich, was die Norweger mit ihrem Wald vorhaben. Kritisch wird das Auffinden des Weges im Bereich der Kahlschläge, wo die Äste herumliegen und die Ketten der Holzerntemaschinen (breiter als die von Panzern) den Weg zerstört haben. Diese Etappe war erstmals bergiger, sodass ich öfter Pause machte. Am Nachmittag gab es ein Gewitter, während dessen ich mich unterstellte. Der Mageli-Campingplatz ist unmittelbar an der E6, weshalb ich es vorzog, weiter zu gehen. Doch es kam noch ein Gewitter. Ich baute mein Zelt im Wald auf.