Franziskusweg im Juni 2021

Gertrudis

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Fast drei Wochen sind nun schon wieder vergangen seit unserem Ausflug ins Rietital – acht Tage Pilgern auf dem Franziskusweg.

Diesen „Ausflug“ (in etwas umfangreicherer Ausführung) hatten wir ja schon für Juni 2020 geplant gehabt, aber wegen „Corona“ hatten wir alles abblasen müssen.

Nun war es wieder ein paar Tage vor Pfingsten. Und es war bitterkalt in Bayern. Und immer noch „Corona“ - wovor uns unsere Regierung immer noch durch besonders enggeschraubte Maßnahmen schützen zu müssen glaubte. Da las ich, dass die Italiener die Quarantänepflicht abgeschafft hatten. Und dass in Italien die Restaurants geöffnet waren. Und dass es dort Sonne, ja Hitze gab! Auch der ÖBB- Nightjet München-Rom hatte noch die „Corona-Spezial-Privatabteile“ im Angebot (ein ganzes Sechserabteil mit zu komfortabler Liegefläche ausziehbaren Sesseln für 119,80 Euro).

Was gab es da noch zu überlegen? Auf der Stelle buchte ich den Zug. Schrieb die Wunsch-Unterkünfte an den ersten Etappenzielen an, bekam sofort überaus freundliche Zusagen, auch von den Klosterherbergen… „Corona“ schien überhaupt kein Thema zu sein.

Klar, wir haben dieses digitale Einreiseformular ausgefüllt. Und einen Schnelltest gemacht. Und als wir im Zug saßen, verkündete der deutsche Schaffner, dass alle, die keinen gültigen Test dabei hätten, von den Italienern an der Grenze aus dem Zug geworfen würden (um 2 Uhr Nachts, in Tarvisio Boscoverde, irgendwo schon halb im slowenischen Outback…)

Fakt ist: von den Italienern hat sich niemand für unseren Test oder irgendwelche Formulare interessiert. Weder im Zug, weder auf der Hin- noch Rückfahrt, noch sonst irgendwo. Ja, man ging einfach ins Restaurant rein, setzte sich an einen Tisch und bestellte eine Pizza. Einfach so...(Etwas, das man sich nach über einem Jahr „Corona“ in Söderbayern schon fast nicht mehr vorstellen konnte…)

Freilich, auch in Italien gab es Vorschriften. Was die Notwendigkeit zur Einhaltung von Vorschriften angeht, gibt es jedoch einen Ermessensspielraum, in dem die deutsche und die italienische Auffassung durchaus unterschiedlich angesiedelt sind. In Latium – wozu auch das Rietital gehört – galt während der Zeit unseres Aufenthalts Maskenpflicht im Freien. Also trugen die Italiener Masken, zumindest in den belebteren Straßen. Meistens unterm Kinn. Auch am Unterarm, in der Hand, manchmal vom Ohr baumelnd, manchmal vorm Mund, aber nasenfrei… Hauptsache, man hatte eine dabei, aber so, dass sie das freundliche Gesicht nicht verdarb und die Kontaktaufnahme mit den Mitmenschen nicht behinderte. Bei einer Kontrolle keine Maske zu haben, hätte wohl eine hohe Geldbuße zur Folge, und die, die die Vorschriften unbedingt einhalten müssen, zum Beispiel die Bedienung im Café, trugen die Masken auch vorschriftsmäßig. Wir haben allerdings nie erlebt, dass kontrolliert worden wäre.
Und damit möchte ich das Thema „Corona“ auch abgeschlossen haben und zum Eigentlichen übergehen…


Sonntag, 30.Mai 2021

Leider hält der ÖBB-Nightjet nicht mehr zwischen Florenz und Rom, so dass man von Rom aus Richtung Terni mit dem Nahverkehrszug eine Stunde zurück fahren muss.
Wir fuhren bis Narni.
Ja, dieses Narni, von welchem die „Chroniken von Narnia“ den Namen entliehen haben. Ein wirklich sehr schmuckes Örtchen, in welchem es wohl durchaus das ein oder andere Sehenswerte zu betrachten gäbe, worauf wir allerdings verzichteten, weil es schon Nachmittag war und bis Itieli ein paar Höhenmeter vor uns lagen. Aber ein Cappucino auf dem hübschen Platz ging freilich, eine Gasse weiter wurde gefeiert, weinseliger Gesang, Trompetengetröte…
Wir verließen den Ort an der Burg und an der „Fonte di Feronia“ vorbei. Ein schöner Weg über Hügel, lichter Wald, blühende Schmetterlingswiesen, Sommersonne. Aussicht ins Tal, hinunter nach Terni. Irgendwo in den Bergen da drüben lag die Romita di Cesi, wo wir im August 2019 den ersten Abschnitt unseres Franziskuswegs beendet hatten.
Itieli ist ein Weiler auf einem Hügel, aber zu unserer Unterkunft, dem „Montanari Agrivillage“, mussten wir wieder ins Tal, ein Stück wenigstens. Antonello war mit dem Traktor auf dem Feld, und mit diesem Traktor brachte er uns gleich in das für uns vorbereitete Quartier, ein etwas abseits gelegenes Ferienhäuschen. Gekocht und angerichtet war auch schon, Hühnchenstücke mit Knochen, Oliven und Kräutern, marinierte Bratenscheiben mit ein bisschen Getreide, alles aus eigener Produktion, gut, dass wir nichts Vegetarisches brauchen.
Antonello war herzlich und redselig, ein „Italiano vero“, erntete uns noch eigenhändig rohe Bohnen, kassierte die pro Person 35 Euro „Pilgerpreis“ für Übernachten und Essen und verabschiedete sich…
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homren

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Hallo liebe Gertrudis,

danke für deinen Bericht. Sehr schön und nett klingt das. Nach so einer langen Durststrecke hat man so richtig Sehnsucht nach längeren Wegen gell :) . Obwohl wir das letzten Sommer eh durften aber das kommt mir komischerweise so vor als wäre es vor Jahren gewesen🤷‍♀️.

Lieben Gruß
Renate
 

Gertrudis

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Ja, liebe Renate, wir hätten auch gar nichts dagegen gehabt, wenn der Weg noch ein bisschen länger gewesen wäre. Noch eine Woche oder zwei :)
Wir waren ja auch letztes Jahr am Münchner Jakobsweg und auf der Via Regia, und trotzdem ist es anders...

Jetzt gehts hier weiter nach Stroncone und nach Greccio!

Montag, 31. Mai
Unser Ferienhäuschen lag direkt am Weg nach Sant Urbano und zum Sacro Speco, und so marschierten wir nach dem Frühstücken los, ohne uns noch einmal von Antonello verabschiedet zu haben, aber der war bestimmt ohnehin schon auf dem Feld bei der Arbeit.

Wir fanden das kleine Kloster beim „Sacro Speco di Narni“ ganz still und sonnenwarm vor, keine Menschenseele ließ sich blicken. In meiner Erinnerung tauchten gleich mehrere dieser Klösterchen auf, die wir auf unserem ersten Franziskusweg-Abschnitt vor zwei Jahren gesehen hatten – es fiel mir schwer, sie auseinanderzuhalten. Sah dieses hier nicht aus wie Montecasale? Die Mauer mit der Aussicht ins Tal, der Brunnen mit den Geranien, das Glockentürmchen...etwas Vertrautes, Heimeliges…
Die eigentliche heilige Spalte, etwas oberhalb der Klostergebäude, war durch ein Tor verschlossen, wir sollten später noch Gelegenheiten bekommen, uns selber in solche Felsenspalten, in die sich der Heilige Franz zum Gebet zurückgezogen hat, hinein zu begeben.

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Nun waren wir also auf dem markierten Pilgerweg, und das war anfangs verwirrend, denn der Weg wurde in beide Richtungen begangen, und so gab es gelbe Pfeile in beide Richtungen. Gut, dass es auch beschriftete Wegweiser gab. Und dass der Fritz den Track auf seinem Osmand hatte. Auch Tafeln mit Strophen aus dem Cantico delle creature gab es, und die Schöpfung selber sang ihr Lied aus Farben und Duft und Rauschen. Was für ein wunderschöner Weg. „Sentiero dello Spirito d´Amore“ stand auf den Schildern.

In Stroncone beim Espresso auf der sonnigen kleinen Piazza vor den verwinkelten Gemäuern stellte sich schnell dieses in kalten deutschen Gefilden so sehr herbeigesehnte Dolce-Vita-Gefühl ein...

Ein weiteres Highlight von Stroncone war Paolo, der uns im Hotel San Francesco Inn willkommen hieß und sich so viel Mühe gab, uns mit den Namen längst ausgedienter deutscher Fussballspieler zu erfreuen. Und dann noch die Terrasse der Pizzeria „L`Aurora“, bei Wein und der besten und größten aller Pizzas, während hinter der Repsol-Tankstelle die rote Sonne versank...

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Dienstag 1.Juni

Die Wege erschienen uns hier noch viel reizvoller und abwechslungsreicher als die zwischen La Verna und Terni vor zwei Jahren. Hier schien alles lichter, heiterer, immer wieder die weite Aussicht ins Tal… Aber der heutige Weg von Stroncone nach Greccio war vielleicht der schönste von allen! „Sentiero francescano“ hieß er und war extra als Fußweg angelegt. Durch zauberhafte Wälder gings zuerst, ein Feuerwerk aus Licht und Grün, dann über Bergwiesen, bunt von Blumen und Insekten, die Luft voller Vogelgezwitscher, Kuckucksrufen. „I Prati“ hieß das hier, „die Wiesen“, ein paar verstreute Anwesen, und mitten in der Pampa gab es gebührenpflichtige Parkplätze.

Wir rasteten auf einer Blumenwiese an einem mächtigen Kastanienbaum.

Dann erreichten wir eine Passhöhe und blickten zum ersten Mal hinunter ins Rietital, in eine runde Ebene, gesäumt von waldigen Hügeln, die wir in den nächsten Tagen durchstreifen würden. Hinter den niedrigen Höhen am Rand erhoben sich stattliche Berge, Gipfel noch weiß glitzernd vom Schnee, der Stromboli, und ein bisschen weiter rechts davon der Wendelstoa…
Hier standen wir nun auch an der Grenze zwischen den Provinzen Umbrien und Latium.

Ein gepflasterter Weg führte steil hinunter ins Tal, zuletzt zweigte ein schmaler Pfad ab und ließ uns quasi von oben in das Felsenkloster Greccio hineinplumpsen.

Dieses Kloster war ein imposantes Bauwerk, spannend, wie es so am Felsen hing – dennoch war die Ankunft ernüchternd. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber - der Ort sprach mich einfach nicht an. Zunächst zeigte sich kein Mensch. Auch nicht in der Bar unten an der Straße. Ein Telefonanruf ging ebenfalls ins Leere. Also warten – und dann war da irgendwann doch ein Pater, der verpasste uns zunächst eine Hochgeschwindigkeitsführung durchs Kloster samt Kompaktkurs zum Thema „Franziskanische Theologie der Menschwerdung Gottes“ in 3 Minuten, drückte uns einen Schlüssel in die Hand und erklärte, dass wir ganz runtergehen sollten bis zu einer Wiese und da sei ein „wooden house“, das sei zwar einfach, aber es gäbe 6 Betten und eine Dusche. Tatsächlich, ganz unten auf der Wiese stand ein „wooden house“. Ein kleiner Schuppen aus Holz. Sechs Betten? Da drin? Das konnte nicht sein… der Schlüssel passte freilich nicht. An einem anderen, allerdings nicht hölzernen Gebäude, in dem ich von Anfang an die Herberge vermutet hatte, passte er. Drinnen war´s etwas klamm, aber zum Schlafen für eine Nacht war´s in Ordnung.

Ich habe mir noch Zeit genommen für die alten Räume des ursprünglichen Klosters, die winzigen Zellen, die Felsenhöhle, wo Franziskus die Weihnachtsgeschichte zum Leben erweckt hat. Meine Seele fand aber keinen wirklichen Zugang.

Da es hier nichts Essbares gab und die Etappe ja nicht so besonders lang gewesen war, spazierten wir noch die zweieinhalb Kilometer ins Dorf Greccio, wo wir in der einzigen geöffneten Taverna einkehrten. Ich bestellte „Fregnacce“, ohne zu wissen, was das ist, und als ich meine Übersetzer-App befragte, entglitt mir wohl für einen Moment das Gesicht – da stand: „Sch….“ Ach was, googelt selbst.

Als wir zurück zur Herberge kamen, war Besuch da. Unten an der Wiese, aber ganz nah – ein ganzes Rudel Wildschweine! So ein Geschmatze und Gegrunze...

Naja, das mit den hohen Bergen vorhin könnt Ihr ja nochmal nachprüfen, ob das so stimmt :)


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Mittwoch 2.Juni

Unser heutiges Ziel war das Kloster Fontecolombo, die „Taubenquelle“. In Angela Maria Seracchiolis Buch gibt es ein Foto aus der Kapelle des Erzengels Michael, und dieses Bild hatte in mir den unbedingten Wunsch ausgelöst, in Fontecolombo zu übernachten...Zudem war ich ja bei der Planung davon ausgegangen, dass wir in Rieti die ganze Zeit mit Masken vorm Gesicht herumlaufen müssten, was einen längeren Aufenthalt in der Stadt nicht so attraktiv erscheinen ließ.

Da wir das Dorf Greccio ja schon gestern besucht hatten, hielten wir uns dort nicht mehr auf. Wir kamen am Convento di San Pastore vorbei, heutzutage ein Nobelhotel, welches normale Wanderer durch Hecken und eiserne Tore von sich fernhält, und erreichten Contigliano, dessen Altstadt ungemein malerisch einen Hügel bekrönt, dessen ordinäre Unterstadt für uns aber zunächst interessanter war aufgrund eines Conad, bei dem wir Vorräte für gleich und auch für´s Abendessen einheimsten, denn in Fontecolombo gibt es nichts zu essen. Wir fanden einen schattigen Platz mit Bank und Brunnen, da machten wir Brotzeit und gaben auch einem zutraulichen mageren Kätzchen etwas ab. Gestärkt stiegen wir in den historischen Ortskern hinauf, der allerdings wie ausgestorben war – kein Kaffee, und die alles überragende Collegiata di San Michele Arcangelo war geschlossen.
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Es ging nun in die Ebene hinunter, hinaus aus den einsamen Wäldern, und da passierte es, dass es fast zu einer Unstimmigkeit zwischen Pilger und Pilgerin kam. Des Pilgers Track führte nämlich nach links in die Pampa, während die Pilgerin von einem Bauchgefühl ins Dorf gezogen wurde. Poggio Fidoni hieß das...Zum Glück entschloss sich der Pilger, sich seiner Pilgerin und dem unbekannten Gelände anzuvertrauen, und so fanden sie sich eine Straßenbiegung weiter im schattigen Garten einer Bar mit Espresso, Cappucino und Eis und umgeben von schneidigen Männern und schweren Motorrädern!
Das gab natürlich einen Punkt für die Pilgerin. Zum Ausgleich bemühte der Pilger seinen Osmand und erstellte flugs einen neuen Track. Der leitete uns wirklich idyllisch – in den privaten Garten einer Villa, wo er an einer Mauer und dem dahinter gähnenden Abgrund endete. Das konnte uns aber nicht abhalten, ein gewagter Sprung, und wir waren draußen… mein Sonnenhut liegt wohl immer noch drinnen. Auf einem unmarkierten Waldpfad gelangten wir nun fast bis an den Parkplatz von Fontecolombo.

Ein freundlicher Bruder ließ uns ein und führte uns in die Pilgerherberge des Klosters, ein sauberes, trockenes Zimmer mit drei Stockbetten. Es gab auch eine Küche, hätten wir das vorher gewusst, hätte es heute Abend wohl Nudeln und Tomatensoße gegeben statt Brot und Käse. Von der Herberge aus führte eine Tür in die Gärten des Klosters, einen Schlüssel, um nach außerhalb der Klostermauern zu gelangen, bekamen wir leider nicht. Das war schade, denn von hier drinnen gab es für uns keinen Zugang zu den Kapellen und der Grotte des Heiligen Franz, und dort hätte ich doch so gerne am Abend noch verweilt (dies nur als Tipp, falls Ihr auch da übernachtet- besteht drauf, dass man Euch irgendwie rauslässt!).

Aber auch innerhalb der Mauern war es höchst beschaulich, die gepflegten Beete mit den Salaten und Gemüsen, die Obstbäume, etwas abseits malerische Wirtschaftsgebäude, ein Platz, wo das Brennholz gemacht wurde. Versteckt am Abhang gab es eine schon baufällige Stiege zu einer verlassenen Einsiedelei, ein winziges Häuschen über einer Höhle. Dazu der weite Blick hinunter ins Tal, auf die Stadt Rieti, und zu den Schneebergen dahinter.
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Das Bemerkenswerteste aber war Maggie. Maggie war eine kleine schwarze Hundedame von koboldhaftem Wesen. Zum Fritz fühlte sie sich besonders hingezogen und wuselte umso freudiger um ihn herum, je mehr er sich ihren Liebesbekundungen entziehen wollte – ganz besonders, als draußen in der Abendsonne die Fischbüchse geöffnet wurde...
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Gertrudis

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Donnerstag 3. Juni

Weil der Morgen gar so schön war, wollte ich unbedingt draußen frühstücken. Es kam, was kommen musste – ein spielwütiges schwarzes Fellmonster, und der Fritz musste sein Frühstück auf der Flucht einnehmen.

Nach dem Abschied von dem freundlichen Franziskanerbruder, der keine Spende annehmen wollte, uns aber umso lieber den Stempel in den Pilgerausweis drückte, konnten wir nun die für alle zugänglichen Franziskus-Heiligtümer besuchen. In der Kapelle „La Maddalena“ betrachteten wir das Tau, das der heilige Franz hier möglicherweise selber an die Wand gemalt hat. Weiter unten ist eine Felsenspalte, in der er dem Bruder Leo die Ordensregel diktiert hat. Auch eine kleine Höhlenkapelle befindet sich dort, dem Erzengel Michael geweiht, und diese Höhle war es, deren Bild in dem Buch mich so angesprochen hatte.
Merkwürdig erging es mir aber an diesem und auch den anderen, ähnlichen Plätzen, an denen sich Franziskus aufgehalten hatte – sehr wohl die Besonderheit dieser Orte spürend, gelang es mir doch nicht recht, eine persönliche Beziehung, eine innigere Nähe zu diesem Franziskus zu finden. Dabei ist er doch ein so bekannter Heiliger, ich habe so viele Geschichten über ihn gelesen, ich liebe seinen „Sonnengesang“, den ich schon in verschiedenen Vertonungen mitsingen konnte, und nun darf ich an den Stätten, wo er gewirkt hat, verweilen, die Steine, die seine Gebete unsichtbar bewahren, berühren! Und doch bleibt ein Abstand…

In der Grotte gibt es zwei neuere Abbildungen des Erzengels Michael, wie er den Bösen, „den Drachen, der Satan heißt und die ganze Welt verführt“ besiegt - „der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen“, lesen wir in der Offenbarung des Johannes. Ja, mit dieser Thematik kann ich etwas anfangen! Wie Gott sein wollen… so klar zu beobachten auf unserer Welt. Über die Welt herrschen wollen. An Genen herumbasteln, selber Leben, ja gar Menschen schaffen wollen… Du bist wieder gefragt, heiliger Michael, pass auf uns auf.
Der Weg durch den Wald führte uns an der Quelle vorbei, die dem Kloster den Namen gab, der Fonte delle Colombe. Ich stelle mir vor, wie Franz und seine Gefährten vor 800 Jahren diese dichten, wilden Wälder, diese zerklüfteten Berge durchstreift haben mochten. Wege gab es doch wohl damals eher wenige… wie mochten sie diese verborgenen Höhlen und Felsenspalten entdeckt haben?

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Uns führt der Weg in die Stadt Rieti, zum Glück am Fluss entlang, so dass uns die öde heiße Vorstadt wenigstens teilweise erspart bleibt. Wir haben keine rechte Lust auf Sightseeing. Eindrücke: die versunkene römische Brücke, die mächtigen Pinien an der Piazza, eine Pizza, die mir der Wirt unbedingt kredenzen will, obwohl ich sie ganz bestimmt nicht bestellt hab…

Am späten Nachmittag erreichen wir das Santuario La Foresta. Hier hatte ich ursprünglich eine Übernachtung vorgesehen, aber das war nun in diesem Jahr nicht möglich. Die Anlage wirkte von der Straße aus ziemlich ausgestorben, und an der Tür wies ein Zettel darauf hin, dass keine Besichtigung stattfinden könne.

Also gingen wir gleich weiter zu Mauro und seiner Pilgerherberge „Le Querce di Tara“. Mauro hatte schon per Whatsapp nachgefragt, wann wir kämen. „Carissima“ hatte er mir geschrieben. Mein Herz schlug und Vorfreude beflügelte meine Schritte…

Das Anwesen lag in einem wunderschönen gepflegten Garten mit weitem Blick ins Tal. Blumen, Ölbäume, Obstbäume, lauschige Sitze und Tischchen, spielende Kinder. Und drei erschöpfte Pilger, die sich bereits mit einer Flasche Rotwein erholten. Die drei gingen den Benedikt-Weg, der auf dieser Etappe dem Franziskusweg begegnet, und hatten heute schon beträchtliche Höhenmeter hinter sich.

Mauro war ein echter Pilgervater mit einem großen Herzen für seine Gäste und großer Begeisterung für seine Aufgaben. Er führte uns in den Schlafraum der Herberge – ein heller, einfach gestalteter Raum mit neuen Holzbetten und vielen hübschen Details. Wegen der Hygieneverordnungen hatten wir das ganze Zimmer für uns, ein weiteres, ähnliches bekamen die Benediktspilger.

Mauro wohnte mit seiner Frau und seinen Kindern im Haus nebenan. Die Frau hatte heute auch das Essen zubereitet, aber Mauro aß bei uns fünf Pilgern. Fast alles, was auf den Tisch kam, war aus dem Familiengarten oder aus der Produktion benachbarter Bauern und Gärtner. Nach dem Tischgebet gab es Kichererbsen mit Nudeln und Bohnen mit grünen Gemüsen und selbstgebackenen Kuchen zum Nachtisch. Dazu drei Sorten Wein aus Mauros Weinberg, selbst gekeltert, und dass die drei Flaschen geschwind leer wurden, sagt genug über Mauros Qualitäten als Winzer. Kurz, bei den „Eichen von Tara“ war die Welt so wunderbar einfach, herzlich und gesund… grazie mille der lieben Familie Rinaldi!
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Freitag, 4. Juni

Nach dem gemeinsamen Pilgerfrühstück, dem Pilgerstempel und einem Erinnerungsfoto für die Facebook-Seite verabschiedete sich Mauro, denn die Arbeit im Weinberg wartete auf ihn.

Als wir noch einmal am Santuario La Foresta vorbei kamen, stand die Tür offen, und ich musste natürlich hineinschauen. Der idyllische Kreuzgang mit den einfachen, gemauerten Ziegelsäulen überraschte mich, er wirkte geradezu heiter, wo doch die Anlage von außen eher abweisend ausgesehen hatte. Ein älterer Herr war mit dem Ausbessern des Mauerputzes beschäftigt, bemerkte mich erst, als ein großer Hund angetrabt kam und mich Eindringling verriet. Der Herr, Bruno hieß er, unterbrach die Arbeit sofort und zeigte uns – auf englisch – die Räumlichkeiten, in denen sich Franziskus und seine Mitbrüder aufgehalten hatten. Vielmehr, er ließ die Geschehnisse von damals in einer Ein-Mann-Theateraufführung lebendig werden! Ja, da floss nun gleich der fertige Wein aus der Rinne an dem steinernen Trog, in dem die Trauben und die Maische durch den wundersamen Einfluss des heiligen Franz mehr und mehr wurden, um den Durst all des Volks zu stillen, das hier zusammengeströmt war, um den Heiligen zu erleben! Bruno zeigte uns auch die ganz unverändert erhaltene Felsenspalte, in der Franz gebetet und geschlafen hatte, und ich durfte mich dort hinein setzen und die starke Energie des Platzes spüren. Die übrigen Bewohner, die Jugendlichen der Gemeinschaft „Mondo X“ und ihre Betreuer, waren heute nach Rieti zur Impfung gefahren. Gerne hätte ich mehr darüber erfahren, wie sich diesen jungen Menschen, die durch Drogenabhängigkeit und andere schlimme Umstände aus dem „Normalen“ herausgefallen waren, hier ein Lebensraum bot, aber zu diesem Thema war Bruno nicht besonders gesprächig.
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Durch Wald und Feld, an malerischen Gehöften und üppig blühenden Kletterrosen vorbei, gelangten wir nach Cantalice. Ein Lebensmittelladen samt Tisch und Bänken kam wie gerufen und lud zur Rast ein. Der Weg führte von oben in das pittoresk am Hang klebende Dorf hinein, wir konnten uns also ganz entspannt der Schwerkraft überlassen und den Gässchen und Treppen zwischen den übereinander verschachtelten Häusern nach unten folgen, bis die Bar uns auffing!
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Später am Nachmittag führte uns ein schöner grüner Weg durch den Wald, und dann erblickten wir in der Ferne unser Ziel – die übereinander getürmten Bauten des Potala! So uneinnehmbar und märchenhaft erschien uns dieses Poggio Bustone… Tatsächlich kostete es einigen Schweiß, bis wir unter der glühenden Sonne das am obersten Ende des Ortes gelegene Kloster San Giacomo erreichten.
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Soeben war auch eine ganz spezielle Pilgergruppe angekommen, die wir bald noch näher kennenlernen sollten: Cindy, Mina und Nénette. Das Besondere: Nénette war eine Eseldame und Mina ein Pinscherhündchen…
Bruder Renzo führte uns zu unseren Quartieren. Nénette bekam eine Wiese mit direktem Zugang zum Zimmer von Cindy und Hund, wir bekamen zwei Betten im Schlafsaal – von den vielen Stockbetten war das vorderste und das hinterste mit jeweils einer Matratze bestückt. Mit Sicherheitsabstand also… im angrenzenden Schlafsaal verhielt es sich ebenso, dort zogen zwei Italienerinnen ein. Und dann gab es noch die große Küche, die den Fritz inspirierte, etwas Feines zu kochen.

Fritz machte sich also auf den Weg zum Conad, und ich wanderte hinauf zum letzten und höchstgelegenen „Sacro Speco“ auf dieser Reise. Da oben, in der Grotte, in der Franz so viel Zuversicht und Licht erfahren hatte, war mein persönliches Pilgerziel…
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Wieder zurück beim Kloster traf ich Cindy und lud sie ein, mit uns zu essen. Es gab eine leckere Gemüsepfanne, Nudeln und Wein, und Cindy erzählte von ihren Abenteuern: sie war im Burgund zu Hause und von dort aus letztes Jahr aufgebrochen. Im Oktober hatte sie gerade noch vor dem Wintereinbruch den großen Sankt Bernhard-Pass überquert, da wurde sie in Italien vom neuen Lockdown überrascht und konnte mit ihren Tieren nicht weiterpilgern. Fünf Monate lang schlug sie sich in Italien durch, indem sie Gelegenheitsarbeiten fand und bei Leuten unterkam. Dann konnte sie endlich weiterziehen, erreichte mit Hund und Esel den Petersplatz in Rom und war nun auf dem Rückweg.

Nach ausgiebigem Eselkuscheln gingen wir bald zu Bett. Das heißt, wir genossen noch etwas Unterhaltung durch die beiden Damen im Nebenzimmer – eine Tür gab´s da leider nicht; im Lauf der Nacht probierte die eine die Klingeltöne ihres Handys aus, die andere rauchte Zigaretten und hustete sich später die Lunge aus dem Leib, um 5:30 Uhr klingelte drüben der Wecker und dann begannen sie zu packen und zu frühstücken...jedenfalls berichtete das der Fritz. Ich hatte Ohrenstöpsel dabei!
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Die waren sooo süß, die Beiden. Beste ungleiche Freunde 🥰, der kleine Hund ist auf dem Esel geritten und der Esel hat sich von ihm hingebungsvoll die Augen auslecken lassen - lecker 🤪
Cindy ist immer noch unterwegs und sucht gerade einen eselgeeigneten Übergang über die Alpen. Soll ich sie nach Wien schicken? 🤣
 

Gertrudis

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Samstag, 5.Juni

Wenn einem der sanfte Nachtschlaf ruiniert wurde, ist man am Morgen nicht bei allerbester Laune. So ging es meinem Liebsten an diesem Morgen, und dass in dem Moment, als der Kaffee fertig war und wir unsere Brötchen hergerichtet hatten, Bruder Renzo mit einer Maske im Gesicht in der Küche erschien und putzen wollte, machte die Lage nicht besser. Wie hätten wir denn wissen sollen, dass wir um acht Uhr die Herberge verlassen gehabt hätten sollen? Renzo sah es ein, er hatte vergessen, es uns zu sagen, und wir beeilten uns. Ein schönes Frühstück sieht anders aus... Unsere Rettung war die Bar im Ort mit dem richtigen italienischen Cappucino und den noch heißen Puddingecken, das machte die Pilger wieder froh!
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Heute wollten wir nach Piediluco, und die Strecke schien einige Höhenmeter bereitzuhalten. Wir kamen überein, dass wir „il faggio“, die Buche des heiligen Franz, welche hoch in den Bergen lag, nicht unbedingt besuchen mussten und lieber eine Abkürzung nehmen wollten, die in der Onlinekarte als gestrichelter Pfad eingezeichnet war. Bei einem Weiler namens Cepparo sollte dieser Weg abzweigen, und tatsächlich fanden wir einen Feldweg, den der Standortanzeiger im Osmand guthieß. Bis der feine Weg im Nichts, d. h. mitten im Wald, endete. Wir sahen uns um – uns blieb wohl nichts als umkehren... Da entdeckten wir hinter den Bäumen ein geparktes Auto und in der Nähe tatsächlich einen Menschen, der an einer Waldscheune irgend etwas arbeitete! „Siehst du“, erklärte ich dem Fritz, „wenn man auf dem Pilgerweg nicht weiter weiß, ist unerwartete Hilfe da. Das ist immer so – das ist das Wunder des Camino! Wenn es nicht so wäre, würde irgendetwas nicht stimmen...“ Der junge Mann bemühte sich sehr. Er begleitete uns ein Stück bis zu einem Pfad. „Hier verläuft die Wasserleitung“, erklärte er uns mit den ihm zur Verfügung stehenden sprachlichen Möglichkeiten. Er führte uns vor, wie wir manchmal durchs Gebüsch kriechen müssten. Aber man käme durch, meinte er. Ein Engel…
Also wohlan, hinein ins Gestrüpp. Ein Stück weit gings ganz gut, dann versperrten undurchdringliche Kronen umgestürzter Bäume den Pfad, und wir mussten uns durchs Unterholz arbeiten. Ginstergebüsch, Brombeerranken, Stachelsträucher, zerkratzte Beine, irgendwo plötzlich Stacheldraht, wieder zurück müssen, naja, man kennt´s - irgendwie bin ich noch auf jedem Camino in so ein Schlamassel geraten… Irgendwann führte ein Grat mit niedrigerem, freilich nicht minder dornigem Krautbewuchs nach oben, dem konnten wir folgen und trafen tatsächlich wieder auf diesen Wasserleitungspfad! Die Zeit und Kraft, die wir für die Exkursion brauchten, hätte leicht bis zu der heiligen Buche gelangt. Und unbemerkt hatte das Dickicht auch noch die außen am Rucksack festgeschnallte Jacke vom Fritz verschluckt. Aber gut. Wir kamen an einer Straße heraus, und an der Straße gab es ein Wirtshaus, „Ristorante Maria Baldi“, und ein Nudelgericht! Unser Bedarf an Abenteuern war allerdings für heute vorerst gestillt, und so beschlossen wir, für unsere letzte Nacht auf dem Weg eine nette, zivilisierte Unterkunft zu suchen. Wir bemühten das Internet und buchten ein Ferienhäuschen in Piediluco, für 70 Euro.
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Gesättigt und entspannt gelangten wir zwischen Feldern und Wäldern nach Labro, noch einmal einem dieser burgartig auf der Spitze eines Hügels thronenden Dörfer, die so viel zum Schauen und Träumen bieten, aber keinen Kaffee. Ein verwachsener Pfad brachte uns steil hinunter zum See. Schneller als gedacht standen wir vorm Tor zu der Ferienanlage, zu der unser gebuchtes Häuschen gehörte, und die Frau Manila kam auf Anruf herbeigeeilt und schloss uns auf.

Wir hatten noch genug Zeit, im Ort einzukaufen und am Seeufer entlang zu schlendern. Und zum Abschied von unserem Weg kochte der Fritz noch einmal ein schönes Essen!
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Sonntag 6. Juni

Aus der Kirche San Francesco in Piediluco drang Gesang, heute war ja schon wieder Sonntag, die Messe wurde gefeiert. Auch, wenn uns der Weg diesmal viel zu kurz erschien, war hier her gekommen zu sein doch das Beste, was wir in diesen acht Tagen hatten tun können!

Bis zu den Wasserfällen von Marmore, wo wir unseren Weg beenden wollten, waren es nur noch wenige Kilometer. Wir wanderten am See entlang und trafen auf einer Wiese drei alte Bekannte – Cindy und ihre beiden tierischen Begleiter! Eselchen war, seines Gepäcks ledig, am Grasfressen, und Hündchen hatte alle Viere von sich gestreckt und pennte. Sie hatten die Nacht bei der Buche verbracht, Cindy schwärmte uns von dem Platz vor… ja, das nächste Mal gehen wir auch dort hoch!
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Die „Cascata delle Marmore“ ist eine Touristenattraktion, und entsprechend viel Volk lief hier herum.
Es handelt sich immerhin um den weltweit höchsten von Menschen geschaffenen Wasserfall! Und das wurde nicht etwa mit moderner Technik zuwege gebracht, nein, die Römer haben schon im Jahr 271 vor Christus angefangen, das Bett des Flusses Velino, der aus dem See von Piediluco herausläuft und früher ins Tal von Rieti floss, zu verlegen und das Wasser einfach auf der anderen Seite, Richtung Terni, den Berg hinunterdonnern zu lassen. Naja, die spinnen halt, die Römer...und wir können heute ein tolles Schauspiel erleben.

Von der Ticketverkäuferin ließen wir uns genau erklären, wo vom unteren Ausgang des Parks aus der nächste Bus nach Terni abfährt, bevor wir uns entschlossen, Eintrittskarten zu den „Cascate“ zu erwerben. Die kosteten 10 Euro für Jeden. Wir hatten schon die Geldbeutel gezückt, da fragte ich in meinem schönsten Italienisch, ob nicht für fromme Pilger des Heiligen Franziskus eine Ermäßigung möglich wäre, und – die Dame lächelte und druckte uns zwei Tickets zum Nulltarif aus! Danke, lieber Franz, für dieses schöne Wunder!
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Der Fluss stürzt in drei Stufen nach unten. Den ersten Wasserfall kann man von oben aus sicherer Entfernung bestaunen. Weiter unten hat man Gelegenheit, sich näher an die Wassermassen heranzuwagen, freilich nur auf dafür angelegten Pfaden. Der Regenponcho, den ich die ganze Zeit ungenutzt herum getragen hatte, kam jetzt zum Einsatz. War das ein gewaltiges Tosen und Brausen! Ganz unten bot sich noch eine eindrucksvolle Gesamtansicht, bevor wir uns zur nahegelegenen Bushaltestelle begaben.
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Kaum waren wir am Bahnhof in Rom angekommen, begann es zu regnen. Gut so. Das machte den Abschied leichter...

Ciao ci vediamo la prossima volta!
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Aber jetzt gibt´s hier noch eine Liste unserer Unterkünfte ☺️ (Etwaige Wiederholungen bitte entschuldigen)





Franziskusweg Juni 2021 Unterkunftsliste

Unser Weg begann am frühen Nachmittag (nach der Anreise mit dem ÖBB-Nightjet München – Rom und einem Regionalzug von Rom nach Narni) in Narni. Wir gingen bis

Itieli: „B&B Montanari Agrivillage“, Strada Montanari, ca. 1 Kilometer unterhalb von Itieli. Tel: 339-5278500 (Antonello Bonifazi). Mail: bonifazi.an@gmail.com
Die im Buch von Angela Maria Seracchioli empfohlene Unterkunft war über Booking.com ausgebucht, auf direkte Anfrage bei Antonello gab es aber noch etwas, und zwar ein etwas entferntes, romantisch-einsames Ferienhäuschen. Das Essen (Abendessen recht lecker, aber auch recht fleischlastig; zum Frühstück das typisch italienische verpackte Süßzeug und Kaffeezutaten) stand dort schon bereit und wir konnten es uns warm machen. Wir bezahlten gleich (35,00 Euro/Person für Ü/F + Abendessen) und trafen dann aufgrund der abseitigen Lage niemanden mehr.

Stroncone: San Francesco Inn, Via San Liberatore 1, Tel. +39 3477299455 (Paolo), Mail: sanfrancescoinn@tin.it - Ü/F 25,00 Euro/Pers.
Die Zimmer waren frisch renoviert und Paolo, der Chef, war sehr freundlich und bemüht.
Er empfahl uns auch die Pizzeria „L`Aurora“, welche ich weiterempfehle. (Wirklich ungewöhnlich leckere Pizze!)

Greccio: Pilgerherberge des Klosters, Tel. +39 0746750127, Mail: ofm.greccio@tiscali.it . Spende.
Die „Casetta Santa Chiara“ liegt unterhalb des „Felsenklosters“ am Hang. Sehr einfach. Im Gemäuer und in den Matratzen hing noch etwas vom feuchten Winter. Warme Dusche. Keine Kochmöglichkeit.
Unmittelbar in der Nähe des Klosters gibt es keine Möglichkeit, an Verpflegung zu kommen. Die Unterkunft ist pilgergemäß, aber im Dorf Greccio zu übernachten, hätte durchaus auch Vorteile.
https://www.santuarivallesanta.com/santuari/greccio/

Fonte Colombo: Pilgerherberge im Kloster, Tel. +39 0746210125 , Mail: santuariofontecolombo@gmail.com . Spende? (Der Bruder wollte von uns nichts annehmen)
Im Vergleich zur vorherigen ist die Unterkunft geradezu luxuriös. Sauber, trocken, eine gut ausgestattete Küche. Verpflegung muss aber mitgebracht werden, also vorher einkaufen (in Contigliano). Zugang von der Herberge zu den Gärten und Wirtschaftsgebäuden, aber keiner zu den Kapellen und zur Grotte! Wenn man das vorher weiß, kann man sich aber um eine Lösung bemühen…
https://www.santuarivallesanta.com/santuari/fonte-colombo/

Le Querce di Tara: (La Foresta) Via Foresta n. 37, 02100 Rieti, Tel. +39 3484273023 (Mauro) , Mail: mauro.rinaldi@lequerceditara.it . Spende.
Auf „Le Querce di Tara“ war ich gestoßen, weil das Santuario la Foresta derzeit keine Gäste aufnehmen kann. Es wurde aber für mich eindeutig die Nummer 1 unter den Herbergen auf der kurzen Tour! Wohltuendes Ambiente, gute, neue Betten, liebevolle Einrichtung und endlich wieder ein gemeinsames Abendessen mit anderen Pilgern und dem wundervollen Pilgervater Mauro!
https://www.viadifrancescolazio.it/17-accoglienze-in-casa-di-privati/16-le-querce-di-tara.html

https://de-de.facebook.com/Le-Querc...yMzE3NjcwMjc1MTk5OV8xMDIyMzE3Njg2ODc5NjE1MA==
(öffentlich einsehbare Seite, man muss nicht bei Facebook sein)

Poggio Bustone: Convento San Giacomo
Piazzale Missioni Francescane, snc, 02018 Poggio Bustone RI, Tel. +39 0746688916 (Fr. Renzo). Spende.
Wunderbare Lage über dem Dorf. Große Pilgerherberge auf dem Klostergelände. Normalerweise gibt es viele Betten in mehreren Schlafsälen, jetzt waren die meisten Matratzen coronakonform entfernt. Schöne große Küche, in der auch eine ansehnliche Auswahl an Lebensmitteln für die Pilger bereit stand.
https://www.santuarivallesanta.com/santuari/poggio-bustone/

Piediluco: Residence Cardinale Albornoz, Vocabolo Valle Spoletina, 05100 Piediluco TR,
Telefon: +39 0744 368550 (Manila) Ferienhäuschen mit Schlafraum, Küche, Bad gleich am Ortsanfang in Seenähe, 70,00 Euro für 2 Personen/Nacht
Es ist ein Häuschen in einer kleinen Ferienanlage. Im Ort gibts einen Lebensmittelladen, da haben wir eingekauft und an unserem letzten Abend nochmal schön gekocht. Es gäbe auch eine Pilgerherberge (nach Auskunft einer italienischen Pilgerin „etwas spartanisch“. Casa dell Pellegrino, neben der Kirche, Tel. 0744368118)

Am nächsten Tag gingen wir bis Marmore – auf Nachfrage durften wir als Pellegrini umsonst den Park mit den Wasserfällen durchwandern! Für „Normale“ kostet der Spaß 10 Euro…

Dann mit dem Bus nach Terni zum Bahnhof, Heimfahrt via Rom wieder im ÖBB Nightjet.
 

Zdefikafi

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Fast drei Wochen sind nun schon wieder vergangen seit unserem Ausflug ins Rietital – acht Tage Pilgern auf dem Franziskusweg.

Diesen „Ausflug“ (in etwas umfangreicherer Ausführung) hatten wir ja schon für Juni 2020 geplant gehabt, aber wegen „Corona“ hatten wir alles abblasen müssen.

Nun war es wieder ein paar Tage vor Pfingsten. Und es war bitterkalt in Bayern. Und immer noch „Corona“ - wovor uns unsere Regierung immer noch durch besonders enggeschraubte Maßnahmen schützen zu müssen glaubte. Da las ich, dass die Italiener die Quarantänepflicht abgeschafft hatten. Und dass in Italien die Restaurants geöffnet waren. Und dass es dort Sonne, ja Hitze gab! Auch der ÖBB- Nightjet München-Rom hatte noch die „Corona-Spezial-Privatabteile“ im Angebot (ein ganzes Sechserabteil mit zu komfortabler Liegefläche ausziehbaren Sesseln für 119,80 Euro).

Was gab es da noch zu überlegen? Auf der Stelle buchte ich den Zug. Schrieb die Wunsch-Unterkünfte an den ersten Etappenzielen an, bekam sofort überaus freundliche Zusagen, auch von den Klosterherbergen… „Corona“ schien überhaupt kein Thema zu sein.

Klar, wir haben dieses digitale Einreiseformular ausgefüllt. Und einen Schnelltest gemacht. Und als wir im Zug saßen, verkündete der deutsche Schaffner, dass alle, die keinen gültigen Test dabei hätten, von den Italienern an der Grenze aus dem Zug geworfen würden (um 2 Uhr Nachts, in Tarvisio Boscoverde, irgendwo schon halb im slowenischen Outback…)

Fakt ist: von den Italienern hat sich niemand für unseren Test oder irgendwelche Formulare interessiert. Weder im Zug, weder auf der Hin- noch Rückfahrt, noch sonst irgendwo. Ja, man ging einfach ins Restaurant rein, setzte sich an einen Tisch und bestellte eine Pizza. Einfach so...(Etwas, das man sich nach über einem Jahr „Corona“ in Söderbayern schon fast nicht mehr vorstellen konnte…)

Freilich, auch in Italien gab es Vorschriften. Was die Notwendigkeit zur Einhaltung von Vorschriften angeht, gibt es jedoch einen Ermessensspielraum, in dem die deutsche und die italienische Auffassung durchaus unterschiedlich angesiedelt sind. In Latium – wozu auch das Rietital gehört – galt während der Zeit unseres Aufenthalts Maskenpflicht im Freien. Also trugen die Italiener Masken, zumindest in den belebteren Straßen. Meistens unterm Kinn. Auch am Unterarm, in der Hand, manchmal vom Ohr baumelnd, manchmal vorm Mund, aber nasenfrei… Hauptsache, man hatte eine dabei, aber so, dass sie das freundliche Gesicht nicht verdarb und die Kontaktaufnahme mit den Mitmenschen nicht behinderte. Bei einer Kontrolle keine Maske zu haben, hätte wohl eine hohe Geldbuße zur Folge, und die, die die Vorschriften unbedingt einhalten müssen, zum Beispiel die Bedienung im Café, trugen die Masken auch vorschriftsmäßig. Wir haben allerdings nie erlebt, dass kontrolliert worden wäre.
Und damit möchte ich das Thema „Corona“ auch abgeschlossen haben und zum Eigentlichen übergehen…


Sonntag, 30.Mai 2021

Leider hält der ÖBB-Nightjet nicht mehr zwischen Florenz und Rom, so dass man von Rom aus Richtung Terni mit dem Nahverkehrszug eine Stunde zurück fahren muss.
Wir fuhren bis Narni.
Ja, dieses Narni, von welchem die „Chroniken von Narnia“ den Namen entliehen haben. Ein wirklich sehr schmuckes Örtchen, in welchem es wohl durchaus das ein oder andere Sehenswerte zu betrachten gäbe, worauf wir allerdings verzichteten, weil es schon Nachmittag war und bis Itieli ein paar Höhenmeter vor uns lagen. Aber ein Cappucino auf dem hübschen Platz ging freilich, eine Gasse weiter wurde gefeiert, weinseliger Gesang, Trompetengetröte…
Wir verließen den Ort an der Burg und an der „Fonte di Feronia“ vorbei. Ein schöner Weg über Hügel, lichter Wald, blühende Schmetterlingswiesen, Sommersonne. Aussicht ins Tal, hinunter nach Terni. Irgendwo in den Bergen da drüben lag die Romita di Cesi, wo wir im August 2019 den ersten Abschnitt unseres Franziskuswegs beendet hatten.
Itieli ist ein Weiler auf einem Hügel, aber zu unserer Unterkunft, dem „Montanari Agrivillage“, mussten wir wieder ins Tal, ein Stück wenigstens. Antonello war mit dem Traktor auf dem Feld, und mit diesem Traktor brachte er uns gleich in das für uns vorbereitete Quartier, ein etwas abseits gelegenes Ferienhäuschen. Gekocht und angerichtet war auch schon, Hühnchenstücke mit Knochen, Oliven und Kräutern, marinierte Bratenscheiben mit ein bisschen Getreide, alles aus eigener Produktion, gut, dass wir nichts Vegetarisches brauchen.
Antonello war herzlich und redselig, ein „Italiano vero“, erntete uns noch eigenhändig rohe Bohnen, kassierte die pro Person 35 Euro „Pilgerpreis“ für Übernachten und Essen und verabschiedete sich…
Anhang anzeigen 3716
 

Zdefikafi

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Liebe Getrudis..
Ich bin gerade auf dem Weg nach Frankreich und muss zwischen meiner Reise, den Franziskusweg ein bisschen vorbereiten.
Kannst du mir sagen, ob ich die Herbergen reservieren muss bzw. überhaupt kann?! Ich starte am 9. Mai von Assisi aus nach Rom..
Vielen, herzlichen Dank dir für alle Hilfe ~ Zdefikafi
 

Gertrudis

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Liebe Zdefikafi,

Ich denke, dass Du die Herbergen schon reservieren kannst, aber nicht musst.

Wir sind 2019 von La Verna über Assisi bis zur Romita di Cesi gegangen und letztes Jahr weiter ins Rietital, wie Du gelesen hast :)
2019 haben wir nichts reserviert, sondern wir haben einfach am Abend zuvor oder auch erst im Lauf des Tages angerufen. Manchmal mussten wir es halt bei verschiedenen Unterkünften probieren, aber wir haben immer etwas gefunden. Am besten haben uns die einfachen Übernachtungen in den Klöstern bzw. Herbergen gefallen.
Wir sind mit dem Buch von Angela Maria Seracchioli gepilgert und ihrem stets aktuell gehaltenen Unterkunftsverzeichnis:

... aber damit kommst Du natürlich nicht bis Rom.
Wir hatten noch andere Unterkunftsverzeichnisse, sehr nützlich fand ich auch das von Sandy Brown - der geht ab Spoleto eine andere Wegvariante, und durchs Rietital in die andere Richtung, aber dann bis Rom:

Und hier in dem Forum findest Du ja auch Einiges (z.B. von "Wanderer")

Im Juni 2021 habe ich wegen der unklaren Coronasituation ein paar Unterkünfte, in die ich unbedingt wollte (insbesondere Klöster), ein paar Tage vor Abreise per email angeschrieben und überall umgehend Zusagen erhalten. Aber auch da hätten wir vermutlich kurzfristig von unterwegs aus etwas gefunden.

Ich denke, wenn Du flexibel bist, brauchst Du nicht vorher buchen.
Vielleicht 2 Tage vorher anrufen...

Gute Reise und gute Wege Dir!
Gertrudis
 
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