Elsässer Pilgerweg - Abschluß; Straßburg bis Thann/Belmagny

Marcel

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Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Also gut wenn sie lange andauert ... aber gleich 2 Jahre?
Dank Corona warte ich seit 2020 auf die Gelegenheit den Elsäßer Jakobsweg weiterzugehen bis zur Burgundischen Pforte, wenn möglich.
Nicht nur die Vorbereitungszeit war lang, sondern ich habe bis heute daran gezweifelt, dass es klappt. Es war ein kleiner Hindernisparcour bis heute Abend.
Aber jetzt soll es übermorgen tatsächlich losgehen.
Mein Mitpilger ist von seiner Corona-Infektion genesen und läuft auch schon wieder zweistellige Kilometerzahlen 😅.

Das Bett liegt schon voll Zeug, das alles in den Rucksack will - 8 Kilo Skin-out, aber noch 350 g die mitwollen.
Nette Mail-Kontakte zu den Klöstern, in denen wir übernachten wollen...
Aber: zu wenig trainiert, der Job fordert definitiv zuviel und ein ziemlich großes Nähprojekt, bei dem ich 12 m² Persening-Stoff vernähen durfte ... alles in allem: es wird schwierig.
Ab Mittwochmorgen sitze ich im Zug nach Straßburg, Nachmittags bin ich dann 'en route' .

Wenn ich wieder zurück bin, startet hier der Pilgerbericht.

Bonne route allen die unterwegs sind oder bald sind wünscht

Marcel
 

Sirion

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Hallo Marcel17,

dann wünsche ich dir einen guten Weg und bin hochgradig gespannt, was du zu berichten hast. Bei mir steht ja auch noch die Entscheidung über den Weg ab August an. Eine Möglichkeit wäre, hinter Offenburg ins Elsass zu wechseln. Wie weit habt ihr die Übernachtung vorgebucht?

Alles Gute
Enrico
 

Marcel

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Hallo Enrico,

wir sind nicht mit dem Zelt unterwegs.
Also haben wir am Wochenende, Sa & So, gebucht.
Bei den Klöstern musst Du auch zumindest mal anfragen.
Fix gebucht sind also die Nächte bis Sonntag früh --> 4 Nächte
Den Rest machen wir unterwegs zumal wir noch nicht wissen, ob wir in Thann enden, oder noch eine Etappe dranhängen.

BR
Marcel
 

Gertrud

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Hallo Marcel,
schön dass es endlich klappt, ich fahre auch morgen ab Straßburg wieder zu meinem Endpunkt 2021.
Wenn Dir die Zeit reicht, dann empfehle ich unbedingt noch weiter zu gehen. Bellemagny ist einfach wunderbar, ebenso die Schwestern in Belfort. Und von Belfort kommst Du gut mit dem Zug weg.
Ich wünsche Dir einen guten Weg.

@Enrico: ich bin in Kehl über die Grenze, war total bequem, der Weg ist gut ausgeschildert. Ich habe im anderen Pilgerforum über den Weg berichtet.
 

Marcel

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Hallo Gertrud,

wann startest Du denn morgen in Straßburg?

Dein Guide pratique kommt nächstes Jahr - wenn alles klappt - auch zum Einsatz.
Eine super Planungshilfe ist das kleine Teil.

Dir auch einen guten Weg - und schreibe mal einen Bericht danach 👍

Viele Grüße
Marcel
 

Gertrud

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Hallo Marcel,
mein TGV fährt in Straßburg um 9.05h ab,
ich schau dann mal, ob da zwei Jakobspilger aussteigen 😊
 
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sers Marcel17 ,

8 Kilo Skin-out, aber noch 350 g die mitwollen.
tsssss…..
oh ja, wie ich das kenne, hab seit tagen gewichtsprobleme mit meiner küche….
aber wurscht!
dir ♥️ lich alles gute für den weg! wirst sehen das klappt!
vllt mit etwas mehr schnaufen und kürzeren etappen - wenns dann herbergstechnisch geht -

habt viel spass und licht auf dem weg!
♥️lich ralph
 

martins_camino

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Hallo in die Runde. Ich war vom 16.-21.5. 22 von Wissembourg nach Colmar unterwegs. Am 19.5. Hab ich morgens auf dem Odilienberg 2 Pilger getroffen, die dort übernachtet hatten. Ist jemand von euch hier vertreten? Vielen Dank für das nette Gespräch und euer Angebot mich Beinbruch übernachten zu lassen .
Und alles Gute für den weiteren Weg. Buen camino.
 

Marcel

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borstl74 Du hast ne PN.
Wir haben uns getroffen und Du hast eine Superunterkunft in Dambach-la-Ville verpasst :D
Das nächste Mal klappt's.
En route,
Marcel
 
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Marcel

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So und nun zum Pilgerbericht.

Das Elsaß, ausgeprägte 4 Sterne:
Ausgeprägt freundliche Menschen. Oft wird man vom Garten aus angesprochen und nach dem bisherigen Weg und den weiteren, geplanten Etappen gefragt. Tipps, wie "Das sind eher noch 4 Stunden als 2…" werden oft gegeben, oder auch" Da braucht ihr nur 5 Stunden…"
Ausgeprägte Kultur in Form von alten Kirchen. An fast jedem Eingang erinnert ein Schild daran, dass es sich in erster Linie hier um ein Gotteshaus und erst nachrangig um ein interessantes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst handelt. Manche Kirchen sind von außen unscheinbar, fast hässlich. Im Inneren kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Beispiele hierfür sind die St. Jean Baptiste Kirche in Wattwiller oder Notre Dame de Thierenbach. Wer sie kennt, weiß was ich meine.
Ausgeprägte kulinarische Genüsse verführen zum Genusspilgern? Wenn es der Geldbeutel hergibt, bestimmt. Die Küche des Elsaß ist schon sehr lobenswert, aber auch relativ teuer. Das gilt auch für die Getränke. Interessanterweise läuft man auf diesem Stück des Camino an unglaublich vielen Weinhängen vorbei. Das lässt auf eine große Menge Wein schließen und auf geringe Endkundenpreise hoffen. Im Vergleich ist der Preis pro 0,75 l beim Winzer ähnlich wie in Rheinhessen -- relativ passabel. Im Restaurant verrutscht durch den Einkauf des Wirts beim Endkunden der Preis um eine Kommastelle nach rechts. Derselbe Wein ist dort um den Faktor 10 teurer. Im Glas bekommt man ca. 0,15 l eingeschenkt.
Da relativiert sich das Genusspilgern von alleine.
Ausgeprägt abwechslungsreiche Landschaft. Am Rande der Vogesen wechseln sich Wald-, Weinbergs- und Wiesenstücke mit Dörfern ab.
 

Marcel

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1. Etappe Molsheim - Odilienberg
Ca. 18 km, 25°
Übernachtung: Odilienberg, 1 Zi. 73 €, 2 Pers.

Nach längerer Überlegung haben wir unseren Start auf Molsheim, kurz hinter Straßburg verschoben.
Unsere Zugverbindung hatte eine Verspätung von über eine Stunde. So kamen wir erst gegen 13:00 Uhr auf den Weg. Leider war die Jesuitenkirche in Molsheim geschlossen, also sind wir gleich gestartet.
Das erstes Stück führt durch Weinberge und die ersten schöne Elsaß-Dörfer. Landschaft und Architektur sind eine gute Einstimmung, auch wenn wir schon die sommerlichen 25° spüren.
Ein "must-see" gibt es dann erstmals mit der malerischen, romanischen St Peter und Paul Kirche in Rosheim.
Die letzten 4 km nach Otrott geht es mit tw. 17% Steigung aufwärts. Pausen sind schwierig, weil alles voller Stechmücken ist, die bei Stillstand ihre Opfer überfallen. 2-3 Stiche die ich mir am rechten Unterschenkel einfange, beschäftigen mich noch die nächsten Tage.
"Der Berg ruft" passt nicht ganz, vermutlich eher "Der Berg lacht" über die mangelnde Kondition der beiden Pilger beim Aufstieg. Ankunft 19:00 im Hotel Odilienberg. Vom Kloster ist hier nur noch wenig zu erkennen. Als man uns als Pilger an der Rezeption wahrnimmt, bekommen wir Tipps für ein preiswertes Frühstück und einen kleinen Preisnachlass.


Nach dem Abendessen fielen wir in einen komatösen Schlaf.
 

Marcel

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2. Etappe Odilienberg - Dambach-la-ville
23 km , 29°
Übernachtung: "La Dambachoise" (über Booking.com), 81 € f. 2 Pers


Das Frühstück bestand, wie erwartet aus 1 Croissant und einem Kaffee. Wir haben in der Kantine Bescheid gesagt, dass wir nur das Pilgerfrühstück wollen… andernfalls werden 14 € für ein Frühstücksbuffet berechnet.
Vorher haben wir noch Martin aus Fulda getroffen. Er hat in Weißenburg begonnen und wollte bis Samstag Colmar erreichen. Er war mit dem Zelt unterwegs und Nachts sollte es Regen geben. Wir hatten in Dambach-la-ville eine ganze Ferienwohnung mit 3 Zimmern, Küche, Bad inkl. Waschmaschine und Trockner bekommen - kurzfristig und zu einem ziemlich guten Preis. Da wir maximal 2 der 3 Zimmer belegen konnten ;-) hatten wir Martin eine Bleibe angeboten. Er wollte es erstmal in Barr auf dem Zeltplatz probieren.
Durch den Wald an der Odilienquelle vorbei geht es anfangs bergab. Kurz vor Mittag bis zum Nachmittag domminieren Weinberge und mittelalterliche Dörfer den Weg.
Auch heute war es wieder sommerlich warm mit 29° und der Flüssigkeitsbedarf steigt auf fast 4 l pro Tag.
Die Kennzeichnung von Trinkwasser an Brunnen mit einem Schild "L'eau potable" ist nicht zuverlässig. Der entsprechenden Auszeichnung in Notre Dame de Baumgarten vertrauend und mehrfach bei dem Betreiber eines Gschäfterl nebenan nachgefragt, hatte ich mir 0,75 l Wasser abgefüllt. Anschließend konnte ich die grün-braunen Schwebeteilchen in der Flasche nicht mehr zählen. Ohne Filter also nicht zu empfehlen.
In den Unterkünften kann man aus der Leitung das Wasser abfüllen - aber auch hier eher mit Vorsicht. In einem Fall haben wir auch hier schlechte Erfahrung gemacht.
Ansonsten bieten die Orte im Elsass auch genug Möglichkeiten Wasser zu kaufen.


Die Übernachtung in dem vorgebuchten Appartement war sehr luxuriös.
Waschmaschine und Trockner wurden natürlich sofort genutzt.
Abendessen gab es im grünen Baum (l'arbre vert) - nicht ganz preiswert, aber unglaublich lecker.

 

Marcel

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3. Etappe, Dambach-la-ville - St. Hypolyte
Ca.16 km, 32°
Übernachtung Hotel Munsch, 81 € 1 Zi. 2 Pers. Inkl. Frühstück

Heute standen 32° auf dem Programm - zum Glück hatten wir eine kurze Strecke geplant. Das Frühstück haben wir beim Bäcker geholt - entsprechend ausgiebig war das Ganze. Erst um 9:00 bewegten wir unsere trägen Pilgerkörper aus der Unterkunft, nicht ohne einen wehmütigen Blick zurück auf die wohl luxuriöseste Unterkunft aller bisherigen Wege. Erster Stopp an einer Apotheke im nächsten Ort und wegen meiner Mückenstiche ein Antihistaminika (als Salbe) geholt.
Es war unglaublich heiß und der Weg führte fast ausschließlich durch Weinberge. Wir kamen nur langsam voran. Kirchen sind auch Orte der Erholung und der Kühle. Viele Weinberge, wenig Wald.
Auf der anderen Straßenseite in einem elsäßischen Dorf werde ich aus dem Garten heraus angerufen. Nach kurzem Wortwechsel gehe ich zu dem Hobbygärtner auf der anderen Straßenseite und er springt über den Zaun zu mir. Er war vor Jahren bis Le Puy gepilgert und nach ein paar Minuten kenne ich die Strecke die vor uns liegt mit allen Pros und Contras für Pilger.
Die kurze Strecke heute sorgt für eine schnelle Ankunft am Etappenende.
So waren wir bereits 15:15 im Hotel Munch in Hypolyte. Nach dem Duschen haben wir erst einmal 2 h schlafen. Gegen 1/2 Sechs bin ich nochmal zum örtlichen Tante Emma-Laden um die Wasservorräte aufzufüllen, die heute stark geschrumpft sind.
Auffüllen im Hotel wäre zwar möglich aber das Misstrauen und der Beigeschmack des Leitungswassers führen mich dann doch in den Laden.
Auch das erwies sich als eine richtige Entscheidung.

Abends nach dem Essen gab es erste Regentropfen und nachts tobte ein Unwetter, das die Straßen überschwemmte.
Am nächsten Morgen war davon nichts mehr zu sehen. Wunderwerk Natur.
 

Ulrich Altenhofen

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Ausgeprägt freundliche Menschen. Oft wird man vom Garten aus angesprochen ...
Das gilt nach meiner Erfahrung nicht nur für das Elsass. An anderer Stelle wurde kürzlich über die Menge von Wasser diskutiert, die man in Frankreich mitführen müsse. Meine Bitte, die Wasserflasche aufzufüllen, wurde bei solchen Gesprächen über den Gartenzaun hinweg immer bereitwillig erfüllt.
bon chemin
Ulrich
 

Marcel

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Ulrich Altenhofen Das haben wir auch so erlebt - so kann man auch Sonntags die Wasservorräte auffüllen.
Weiter mit dem kurzen Bericht ...

4. Etappe, St. Hypolyte - Katzenthal
23 km, 28°
Übernachtung im Gîte et chambres d'hôtes Les Framboises, 81 € 1 Zi, 2 Pers. Inkl. Frühstück


Das Frühstück bekamen wir heute früher als im Hotel üblich um 7:15 Uhr. Sehr reichliches Buffet. Aufbruch um 8:00 Uhr mit ausreichender Morgenkühle dank dem nächtlichen Regen und einem Waldstück zum Start. Am Samstag waren viele Touristen zu Fuß, mit 2 oder 4 Rädern unterwegs. Wir berührten heute einige mittelalterliche und ziemlich bekannte Städtchen, wie z.B. Riquewhir, die meistens voller Menschen waren. Diese haben wir wenn möglich gemieden und die Ruhe und Abgeschiedenheit des Pilgerweges gesucht.
Ein Radfahrer stoppte neben uns und enttarnte sich als Ex-Pilger. Wie schon in den Tagen davor passiert so etwas häufig. Der Elsäßer ist von Natur aus sehr höflich, Pilgern gegenüber lässt er auch gerne alles stehen und verwickelt dich in eine Unterhaltung. Wenn mein französischer Wortschatz sich dem Ende neigt, geht es sogar auf deutsch oder auf englisch weiter.

Die Festungskirche in Hunawhir war unsere einzige Einkehr außer der Ortskirche in Katzenthal selbst. Sehenswerte kleine Kirche mit interessanter Festungsmauer.
Insgesamt dominieren Dörfer mit wunderschönem Fachwerk und Weinberge auf diesem Stück des Weges.
Unsere Unterkunft in Katzenthal war einfach und zweckmäßig, der Schlüssel steckte und wir hatten beim Einzug keinen Kontakt zu irgendeinem Bewohner.
Der Ort selbst hat nur ein Restaurant, so dass die Wahl diesmal einfach war. Als wir dort um 18:30 Uhr auftauchten, waren der Wirt und seine Familie gerade selbst beim Abendessen. Man bat uns ab 19:00 Uhr vorbeizuschauen und würde einen Platz freihalten.
Was tun mit einer 1/2 Stunde Zeit? Ein paar Häuser weiter spielte jemand Trompete und es erklang Applaus. Da der Pilger von Natur aus neugierig ist … wir standen kurz darauf vor einer Hofeinfahrt in der es wohl eine Weinprobe gab. Der Trompeter packte gerade sein Instrument und einige Kisten Wein. Wir zögerten etwas, wurde aber sofort hereingebeten. Es handelte sich um eine offene Weinprobe und wir wurden eingeladen diverse Weine durch zu probieren. Alles sehr nett und superfreundlich, obwohl wir erklärten, dass wir keine Kiste Wein mitnehmen könnten.
Zu dem Essen kamen wir dann ca. 1/2 Stunde später mit dringendem Bedarf nach fester Nahrung.


Lessons learned: Der Elsässer ist im Wesen spontan und der Wein ist genauso teuer oder preiswert wie im rheinhessischen Hügelland. Nur was die Gastronomie dann aus dem Einkaufspreis macht, ist schon interessant.

Kleiner Tipp: Ein Gang zur Burgruine oberhalb von Katzenthal hilft bei der Verdauung der teilweise sehr umfangreichen Mahlzeit.

Bis zu dieser Unterkunft hatte ich tatsächlich von zu Hause vorgebucht. Die folgenden Nächte haben wir teilweise am Tag davor festgemacht oder wie im Kloster St. Marc per Mail von unterwegs bestätigt.
 

Marcel

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5. Etappe, Katzenthal - St. Marc
19 km, 24°, Sonntag
Übernachtung St. Marc, 40 € p.P. Einzelzimmer, HP

Zum Frühstück gab es dann noch ein kleines Highlight. Die Wirtin erschien und begrüßte uns auf französisch. Als ich auf französisch antwortete, ergoß sich ein französischer Redeschwall über mich der im Laufe des Frühstücks weder in Geschwindigkeit, noch in Menge abnahm. Sie war sehr freundlich und erklärte vieles zum Frühstücksraum und zu ihrer Herberge. Dann aktivierte Sie nacheinander zwei automatisierte Marionetten-Theater, die im Raum an der Wand standen.
Frühstücksfernsehen? Wer braucht denn so was? Puppen, Mechanik und Ton/Lichteffekte waren unglaublich und handgemacht. Der Erbauer lebt leider nicht mehr, er war ein guter Freund des Wirts, der nun sein Andenken mit verschiedenen Puppentheatern ehrt.
Das Frühstück selbst war eher französich einfach - die Unterhaltung üppig. :D
Entsprechend spät kamen wir los.
2.217 km vor Santiago de Compostela ging es durch weinige Dörfer und in der zweiten Hälfte durch den Wald der Vogesen.
Der Weg verlief ein wenig auf und ab, allerdings ohne ausgeprägte Steigungen, kurze Stücke ausgenommen.
Wir waren durch den Odilienberg anderes gewohnt. :)
Das Kloster St. Marc tauchte gefühlt sehr schnell nach einer Wegebiegung auf - Landschaft und Kultur, Kirchen und Weg, das war alles sehr kurzweilig.
Der Empfang und die Bewirtung im Kloster war sehr herzlich.
Das Abendessen sehr umfangreich und die Nonnen der Teresa v. Avilla sehr auf unser Wohl bedacht. Vor dem Essen gab es eine Messe und nach dem Abendessen ein kurzer Spaziergang durch den doch sehr großen Klostergarten zusammen mit dem Pater, der die Messe gehalten hatte. Er sprach fließend deutsch und er erzählte sehr interessant von der Situation des Klosters in der Vergangenheit und den Beziehungen in die Ukraine heute.

Ich empfehle jedem Pilger einen Besuch mit Übernachtung hier. Die Zimmer sind schlicht, aber sauber und die Gespräche mit den Nonnen und dem Pater sehr interessant.

Nur auf den Handyempfang kann man getrost verzichten - das funktioniert genau nur an einer Stelle, die wir ohne die Hilfe einer Schwester nicht gefunden hätten.
 

wanderer

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Danke für deinen Bericht!Freu mich täglich darauf ,bin 2016 auf dem Weg nach Rom die Strecke gegangen und es weckt Erinnerungen! Gerade die Übernachtungen in den Klöstern waren besonders,hatte meine Etappen danach gerichtet auch wenn es mal nur sehr kurze waren .
 
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Marcel

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wanderer Klöster sind auch für mich ein wichtiger Bestandteil der Camino-Etappen.:)

6. Etappe, St Marc - Guebwiller
19 km, Regen & Sonne, 23 °
Übernachtung in der Pilgerherberge "Le Puisatier" (Der Brunnenputzer), 15 € p.P.


Das Kloster entließ uns sehr herzlich nach einem guten Frühstück und dem Angebot Wegeproviant mitzunehmen früh um 8:00 Uhr. Im Kloster war kein Funknetz, also habe ich die Pilgerherberge für die nächste Nacht erst auf dem Weg gebucht. Per Mail antwortete Daniel kurz und knapp mit ein paar Hinweisen, was, wo zu finden sei.
Der Weg hatte dieses mal viele Waldstücke, ein regelmäßiges bergauf und bergab und war insgesamt sehr naturvoll. Bereits gestern hatten wir gemerkt, dass sich unsere Kondition verbessert hatte und wir bisher auch Blasen vermeiden konnten. Wir hatten kurz die Idee, einfach weiterzulaufen - kurze Nachricht an zu Hause: "Es wird später, Schatz" , und ans Büro: "Hiermit reiche ich mit sofortiger Wirkung mein Sabbatjahr ein …"
Wir hätten es einfach machen sollen.


Gegen 16:00 Uhr erreichten wir Guebwiller. Die Größe der Stadt hat mich etwas überrascht. Le Puisatier fanden wir problemlos, da die Herberge von Beginn an ausgeschildert war. Ich war wohl mit einigen Erwartungen angekommen und freute mich auf die erste Pilgerherberge seit dem Camino Portugues.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters und die wahren Werte kommen von Innen. Die Herbergstür war offen, der Garten komplett verwildert, nur einzelne Wege zu den Wäscheseilen z.B. waren frei. Offensichtlich hatten vor uns zwei Pilger hier übernachtet. Wir wollten auf Daniel warten und haben uns in den Hof gesetzt, als plötzlich Christophe erschien. Ich habe ihn von den Bildern erkannt und er hat uns gleich angesprochen. Wir haben eine ganze Zeit geredet - er hat uns viel erzählt von sich, der Herberge und dem Weg. Dann eröffnete er uns, dass er die Herberge an Daniel verkauft hat. Er bot uns trotzdem noch seinen eigenen Stempel an - wer ihn kennt: Christophe zeichnet ihn selbst.
Er meinte wir sollten einfach in das Zimmer gehen, Daniel würde gleich kommen, oder später, oder gar nicht.
Christophe ist ein echtes Urgestein - dass er die Pilgerherberge abgegeben hat ist sehr schade.
Die Herberge hat sich offenbar auch verkleinert, es waren nur die 3 Betten im Obergeschoß da. Na, wir hatten ja alles dabei. Details lasse ich mal weg, aber Daniel erschien nicht mehr. Das Geld haben wir morgens an der Stelle deponiert, die er uns angegeben hatte.
Guebwiller bietet Abends jede Menge Möglichkeiten zum Essen in allen Preisklassen. In der Herberge hätte man kochen können - aber außer uns war keiner da, also zogen wir los.



Die folgende Nacht war eher kurz - vielleicht hätten wir den Kater, der den ganzen Abend versucht hatte ins Obergeschoß zu kommen, doch aufnehmen sollen.
 

Marcel

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7. Etappe Guebwiller - Thann
Sonne/Wind 22°, 21 Km
Rückfahrt

Der Begriff Morgengrauen ist eigentlich völlig unberechtigt.
Wir starteten um 6:00 Uhr ohne Frühstück … und stoppten 5 Minuten später vor der Bäckerei, die Christophe uns am Abend vorher empfohlen hatte. Frankreich stellt ohne Zweifel die besten Croissants in Europa her. Nach 6 Tagen verstehe ich die französische Art zu frühstücken. Ein Kaffee und ein Croissant … reicht vollkommen aus.
Während wir den Morgen langsam beginnen umweht uns der Duft der Bäckerei, ein frisches, warmes Croissant in der Linken, ein warmer Cafe au lait in der Rechten … … … und es ist vollkommen egal was vor Dir liegt, bildlich wie metaphorisch.
Der Weg zeigte sich uns heute nochmal von seiner besten Seite.
Sehr viel Natur, ein Mix aus Weinbergen, Wiesen, Kirchen, Kapellen und Wald.
Der Weg war unbeschwerlich und wir haben jeden Meter genossen.
Nachmittags erreichten wir Thann und beendeten den Pilgerweg vorerst im Münster zu Thann, gegen 14:00 Uhr.
Nach einem entspannten Mittagessen machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof und an die Rückfahrt.

Thann bietet sehr viele Übernachtungsmöglichkeiten, für diejenigen, die den Weg direkt weiterlaufen wollen.
Wir hätten die Tagesetappe vermutlich hier beendet, obwohl wir beide durchaus noch ein paar Kilometer gelaufen wären.
Die nächste Übernachtungsmöglichkeit wäre im Kloster bei Bellmagny, 20 Km weiter.

Zur Rückfahrt noch ein Hinweis. Es lohnt sich Hin- und Rückfahrt gemeinsam zu buchen, mit dem Risiko, dass bei einem Abbruch Stornogebühren anfallen. Die Buchung der Rückfahrt funktionierte preislich nur nach längerer Recherche und war auch dann noch mehr als doppelt so teuer wie die lange vorher gebuchte Hinfahrt.
 
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