Der Ausoniusweg - Von Bingen nach Trier

Marcel

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Hola,

Hier kommt der angekündigte Kurzbericht zu meinem Stück Ausoniusweg im Mai 2020.
Es geht zunächst um die erste Etappe. Wann ich die anderen Teilstücke laufe, weiß ich noch nicht genau.
Der Bericht ist auch mehr als Info zu dem Wegstück gedacht.

Meinen GPX-Track findet ihr in: pilgerwege und herbergen fürs GPS in den ressourcen.

Bilder und Profil der ersten Etappe habe ich hier abgelegt: https://out.ac/qROaK

Und jetzt noch der Text - viel Spaß beim Lesen.

BC,
Marcel
 
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Marcel

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1. Etappe, von Bingen nach Rheinböllen (oder umgekehrt)

Beim Start von zu Hause, der Fahrt per Bahn nach Bingen um 8:00, hatte ich immer noch nicht herausgefunden, wo der Bus in Rheinböllen wieder zurück fahren sollte. Strecke und Höhenprofil wiesen außerdem eine stramme Gehzeit von ca. 8 h inkl. Pausen aus. In Coronazeiten kann ein verpasster Überlandbus schnell auch der Letzte sein. Bis ca. 8 Km vor Rheinböllen ging es stetig bergauf, außerdem sollte die Strecke von der Burg Klopp in Bingen bis nach Weiler und von dort an den Waldrand - insgesamt ca. 6 Km - auf Asphalt und teilweise Landstraßen verlaufen.
Also Entscheidung: genug Gründe die Strecke einfach umzukehren und von Rheinböllen entspannter nach Bingen zu laufen. Verkehrstechnisch ist Bingen für alle Pilger- und Wanderwege in der Gegend bis Koblenz ein Dreh- und Angelpunkt. Von hieraus fährt und nach hierher geht eigentlich alles.

Kurz vor 10:00 Uhr kam der Bus in Rheinböllen an - eine Haltestelle, die ich vermutlich zu Fuß nicht einfach gefunden hätte (… Hör' auf Dein Bauchgefühl…).
Bis zum Ohligsberg sind es ca. 6 Km bergauf. Nachdem man Dichtelbach verlassen hat, taucht man in den Wald ein, den man bis kurz vor Weiler durchqueren darf. Kurz vor dem "Gipfel" von über 600 m ü. NN trifft man auf die ersten Windräder, gigantische, lärmende Säulen, die mich immer wieder an den Roman "Tripods" von Christopher Samuel Youd erinnern. Rundherum wird die Landschaft immer mehr Wald mit Aussichtspunkten - erinnert an die Provence oder das Voralpenland. Ein kleiner Tipp: ich hatte einige Male die besten Blicke ins Tiefland, ins Rheintal oder scheinbar bis an den Westerwald, an Punkten, an denen ich mich verlaufen hatte. Dadurch kamen insgesamt fast 5 Km Umweg zustande, wie ich später gemerkt habe. Hat sich allerdings immer gelohnt :cool: .

Die Schutzhütte auf dem Ohligsberg erreichte ich, wegen diverser Aussichts-Pausen und Umwege, erst gegen 12:15 Uhr – die Pause war dank fantastischer Aussicht dafür etwas länger.

Der weitere Weg führt über Schotterwege, durch Nadelwälder in einer Landschaft, die auch in der Provence zu finden wäre.
Meinen GPX-Track habe ich so gelegt, dass ich den Umweg über die Reste eines römischen Wirtschaftsgebäudes mit Erklärtafeln nehmen kann.
Trotz der ca. 23 °C ist es im Wald ja eher kühl. Also eine gute Idee das (Merino-) Longsleeve mitzunehmen. In unregelmäßigen Abständen stehen Bänke für eine kurze Pause, am Wegrand oder auf Lichtungen. Tolle Erfindung, diese Lichtungen ...

Den Wald verlässt man erst wieder ein paar Kilometer vor Weiler und steht dann mitten auf einer Landstraße, die auch gut befahren ist. Nicht mein Weg das ist. Am Rastplatz "Hermanns Ruh'" biege ich ab, nach Nordosten über die Felder auf gleicher Höhe bleibend zum Waldrand. Dort angekommen will ich zunächst dem Trampelpfad folgen, als ich links von mir einen breiteren Weg entdecke. Neugierig – klar - überbrücke ich die 5 Meter und stehe mitten auf einer alten Römerstraße. Der Weg wird wohl nur noch sparsam gepflegt, hier und da liegen Äste oder auch ganze Bäume auf der römischen Trasse. Ich folge dem Weg durch den Wald bis zum Belle-Kreuz. Dort erfahre ich auch, wie das Kreuz zu seinem Namen kam: Stifter war die Familie Belle aus Weiler. Der Weg verlässt hier die alte Römerstraße und führt in den Ort Weiler. Dort wirft man in die Kirche St. Maria Magdalena noch einen Blick und genießt die kirchliche Stille, bevor es aus Weiler hinaus in Richtung Bingen geht.

Das letzte Stück bis zur Altstadt von Bingen ist nochmal etwas komplex. An einer Weggabelung führt ein Weg nach links zur Landstraße (hatten wir schon, brauchen wir nicht mehr …) einer nach rechts parallel zur Höhenlinie. Geradeaus nur Gestrüpp; also nach rechts. Nach einigen Metern öffnet sich der Wald und man geht durch Weinberge. Eine super Sicht auf das im Tal gelegene Bingen … der Weg biegt nach rechts ab und mir wird klar, dass ich Bingen eigentlich fast erreicht habe, nur ca. 150 Meter zu hoch bin. Kurzer Blick auf die Karte und sofort umkehren. Aber eine schöne Sicht war's trotzdem.
An der Weggabelung fällt mir ein halb ins Gestrüpp gelehntes Schild auf und nachdem ich einen herabhängenden Zweig beiseite schiebe, erkenne ich einen Trampelpfad - mehr ist es nicht - und an dem Schild das Ausonius-Wegezeichen. Der Pfad wird im weiteren Verlauf immer enger und bleibt ca. 60 Meter über dem im Tal erkennbaren Rad-Wanderweg. Trotz allem Misstrauen endet er dann aber doch kurz vor der Drusus-Brücke auf einem asphaltierten Weg. Der Rest ist ein schneller Gang zum Hauptbahnhof um den letzten Zug nach Mainz noch zu bekommen.

Die erste Etappe des Ausoniuswegs ist ein landschaftlich schönes Stück, viel Wald, einige Windräder, aber insgesamt an Wochentagen ein einsamer Weg. Es hat Lust auf den restlichen Weg bis Trier gemacht. Der Weg kommt auf meine Liste und ist in Corona-Zeiten auf jeden Fall eine gute Möglichkeit um den Pilgertrieb zumindest etwas zu befriedigen. Also trotz Windkraftwerken eine Empfehlung von mir.
Noch ein Tipp:
Es gibt eigentlich keine Einkehrmöglichkeit auf dem Weg. Einen Wasserlauf auch nicht. Daher die dringende Empfehlung ausreichend Wasser und Verpflegung mitzunehmen - auch ein Wasserfilter nützt nix, wenn nix zum Filtern daherplätschert. Meine 2 Liter Wasser waren in Bingen leer.

Gute Wege, wünscht
Marcel
 
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sers Marcel17

danke für deinen bericht! ... und wann gehts weiter?
hat schon was, so nah zuhaus zu laufen und ne etappe „umzudrehen“ und individuelle varianten 😎 zu gehen. aber so kommst manchmal wirklich an die schönsten stellen. geht mir bei meinen motorrad touern auch immer mal so, wenn der garmin mich mal wieder in die prärie schickt....
hier der link zur 1.etappe, für alle, die nicht bei outdoor-active „fremdgehen“ wollen. 😉

aufpassen + abstand = xund bleiben
<3lich ralph

übrigens: die bushaltestelle ist in den open street maps karten mit drin 😃
 

Marcel

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und wann gehts weiter?

Moin moin ralph ,

gute Frage ...
Zur Zeit hat mich mein Arbeitgeber wieder für sich eingenommen. Coronabedingt ist kein Urlaub geplant, muss aber noch den Resturlaub von 2019 bis Ende September nehmen (ein echtes Luxusproblem ...).
Vielleicht nutze ich das irgendwann im Spätsommer um mal wieder ein paar Tage am Stück zu laufen.
Ob das dann unser Camino de Santiago oder der Ausoniusweg wird, kann ich noch nicht sagen.
Fakt ist, dass der Ausoniusweg es auf meine Liste der Wege die ich noch gehen möchte geschafft hat. ;)

Die open street maps hat die Bushaltestelle - habe es jetzt auch gesehen.

BC

Marcel
 

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Ich bin wieder zu Hause angekommen und hier kommt jetzt der versprochene, kurze Bericht.

Der Ausoniusweg - alte Römerstraße, seit 2013 bekannt als der Hunsrücker Jakobsweg.
Bereits 2020 im Mai hatte ich eine erste Begegnung mit dem Pilgerweg von Bingen bis Rheinböllen. Dieses mal sollten es die restlichen Etappen sein, naja von Büchenbeuren, hinter Kirchberg bis nach Trier, insgesamt noch ca. 70 Km in noch knapperen 3 Tagen.
Zur Vorplanung gehörte neben den üblichen Vorbereitungen, wie Packliste heraussuchen, GPX aufs Handy herunterladen, dieses mal auch das Vorreservieren der Unterkünfte, denn wir starteten genau zu Beginn der Herbstferien in RP.

In Trier konnten wir bei einer Verwandten übernachten.
Die anderen beiden Stopps erwiesen sich als riesige Hindernisse. Nach mehreren Stunden suchen, mailen und telefonieren war klar, die Ferienzeit war dort anscheinend Hochsaison.
Ich fand eine Bleibe in einer Pension "Wilddieb" in Naurat (Wald) für 50,-€ ohne Frühstück für 2 Personen ein Doppelzimmer und ein Hotel in Gonzerath, "Zur Post" für 38,-€ mit Frühstück für ein Einzelzimmer.

Wer mit dem Zelt unterwegs ist, hat es etwas einfacher, da mittlerweile am Weg auch einige Trekkingplätze ausgewiesen werden. Freies übernachten mit Tarp im Wald ist nicht nötig - wer es trotzdem unbedingt braucht, sollte es wegen der Jahreszeit nochmal überdenken. In den Hunsrücker Wäldern gibt es ein großes Aufkommen von Wildschweinen.
Viele Informationen und auch GPX-Tracks findet man unter

https://www.hunsruecktouristik.de/reisethemen/wandern/wanderwege/fernwanderwege/ausoniusweg

Noch etwas zur Packliste:
Ich hatte mich für meinen großen 45 L Deuter entschieden und den Luxus, Schuhe für den Abend mitzunehmen. Damit hatte ich schon über 1 kg mehr als nötig dabei. Mein blauer 28L Rucksack hatte ein paar kleinere Schäden, vor allem am Beckengurt und den Verschluss am Beckengurt die ich noch nicht repariert habe. ** Winter is coming … und damit die Zeit für Reparaturen und MYOG. **
Da es etwas kühler werden sollte, mussten tw. doch wärmere Klamotten mit.
Also versuchte ich Gewicht an anderer Stelle einzusparen.
Am Ende waren es knapp 9,8 Kg Skin-out, d.h. ohne Proviant.


Genug der Vorworte...
 

Marcel

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1. Etappe: Anreise und Strecke von Kirchberg/Büchenbeuren nach Gonzerath (22 Km)

Wir starteten um 7:00 Uhr morgens in Richtung Mainzer Hauptbahnhof. Der Zug sollte um 7:32 nach Oberwesel fahren, von dort mit dem Bus zu unserem Ausgangspunkt. Sollte. Der Zug fiel aus. Die Bahn bot uns einen anderen Zug über Bad Kreuznach an. Um es kurz zu machen: auch dieser Zug blieb wegen technischer Probleme auf der Strecke 20 Minuten stehen, so dass wir unseren Anschluss nach Simmern verpasst haben.
Wir verbrachten 2 Stunden in Bad Kreuznach - auch eine schöne Stadt - bevor der nächste Bus fuhr. In Simmern klappte der Anschluß und wir waren um 12:30 endlich auf der Strecke.

Für uns begann der Ausoniusweg als Pilgerweg, hinter Kirchberg, kurz vor Büchenbeuren.
Der Weg ist sowohl als Camino mit der Muschel - Achtung Strahlen zeigen vom Ziel weg - als auch mit dem AU-Zeichen ausgeschildert. Der Beschilderung kann man gut folgen, der GPX-Track zeigt Abweichungen davon.
Asphalt, Schotter und Gras/Waldboden wechseln sich ab. An manchen Stellen muss man allerdings auf einer Landstraße gehen. Die meisten sind nur wenig befahren, an 1-2 Stellen allerdings stärker frequentiert.
Am ersten Tag, Samstag, begegneten uns Wandergruppe, die uns entgegen kamen. Der Ausoniusweg wird von wenigen Pilgern genutzt - wir haben keinen getroffen. Ein weiteres Problem sind die fehlenden Herbergen, so dass man auf Pensionen oder Hotels ausweichen muss.


Die Landschaft wechselt zwischen Feldern und Wäldern im ständigen Bergauf- und bergab. Nicht ganz unanstrengende 24 Km haben wir so am 1. Tag hinter uns gebracht. Einen Stopp wollten wir in Belginum, der ehemaligen Ausgrabungsstätte einlegen und dort das Museum besichtigen. Aufgrund der Verspätung der Bahn kamen wir erst kurz vor 16:30 dort an.
Nachdem die Dame an der Kasse alle Daten aufgenommen hatte, einen Geldbetrag kassiert und unseren Pilgerpass abgestempelt hatte, erklärte Sie uns, dass es für eine Besichtigung zu spät sei, Sie würde um 17:00 Uhr schließen. Warum Sie zuvor dann alle Daten erfasst und Eintritt kassiert hatte, machte uns etwas sprachlos - das Geld bekamen wir zurück und Belginum, die hoch gelobte Präsentationsstätte römischen Wirkens, blieb hinter uns. An dieser Stelle dachte ich an unseren Weg entlang des Hadrianswalls. Dort gibt es eine noch aktive Ausgrabungsstelle: Vindolanda. Der Empfang dort war das exakte Gegenteil des in Belginum erlebten. Das entspannte Umgehen der Briten mit Geschichte und archäologischer Wissenschaft findet man in Deutschland fast nicht.(*)


Die Unterkunft lag abseits der Pilgerstrecke in (Morbach-) Gonzerath in der Gasthaus "Zur Post".

Einzelzimmer für 38 € inkl. Frühstück - absolut zu empfehlen.

... Fortsetzung folgt ...

(*) Nachtrag: Nachdem ich auf der Webseite von Belginum einen Kommentar bezüglich der Öffnungszeiten hinterlassen habe, meldete sich prompt die Leiterin des Museums per Mail bei mir. Wir haben noch sehr freundlich miteinander geschrieben und sie hat mir zum Ausgleich eine Führung durch die Ausgrabungsstätte im nächsten Jahr angeboten. Nett und damit war unsere Begegnung dort eher ein Ausnahmefall.
 
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Marcel

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2. Etappe: Gonzerath bis Naurath (32 Km, real vermutlich ca. 25 Km)

Die Etappe verlief anders als die vorige. Zwar gab es wieder den Wechsel, Asphalt, Waldweg, Schotter, aber wir haben uns ein paar Mal verlaufen.
Nach ausgiebigem Frühstück starteten wir spät um 9:00 in Gonzerath. Es ging gleich bergauf aus den Kessel heraus. Bis Gräfendhron hatten wir die ersten extra-Kilometer, wegen einer verpassten Abzweigung. Dafür gab's eine schöne, kleine Kirche in Haag und der erste Pilgerstempel des Tages.
In Gräfendhron gab's erst mal ein ausgiebiges Mittagessen im Landgasthof des Ortes.
Danach haben wir uns gleich zweimal verlaufen, GPX Track und Wegemarkierung stimmen definitiv nicht überein. Wir landeten plötzlich auf dem Pilgerweg ohne AU-Markierung. Nicht tragisch und über einen Umweg in Berglicht ging's wieder auf den Ausoniusweg. Der Umweg hat sich - wie fast immer - gelohnt. In Berglicht steht eine Kirche mit schönem Altartisch und einer römischen Kapitelsäule im Mauerwerk.
Nach Berglicht bogen wir mal bewusst vom Weg ab um eine "saure" Quelle aufzusuchen. Den Tipp hatten wir von einem Wanderer, dessen Handy wir mitten im Wald gefunden hatten. Als er uns etwas aufgelöst entgegenkam, konnten wir Ihm das gute Stück überreichen.
Es handelt sich um eine Eisen- und Mineralhaltige Naturquelle, die eingefasst war. Anschließend ging's noch in die Berger Wacken wo wir Aussicht und Sonne genossen haben.
Dann musste es schnell gehen. Ein Blick auf die Karte sagte noch 10 Km voraus und es war schon 17:00 Uhr.
Vor dem Abzweig nach Naurath verwandelt sich der Pilgerweg in einen sehr schmalen Trampelpfad ins Tal, steil und rutschig bergab und fast komplett zugewachsen, den Einstieg fanden wir auch erst beim zweiten Anlauf. Hier sollte man nach Regenfällen oder bei Dunkelheit definitiv nicht entlang laufen.
Das letzte Stück bis Naurath, ca. 2,5 km , verlief wieder entlang einer Landstraße. Es dämmerte als wir ins Tal vor Naurath einbogen und den Berg (!!) hoch zum Ort angingen. Die letzten 1000 Meter - es ging wirklich permanent mit maximaler Steigung bergauf - waren die härtesten.
Um 19:30 erreichten wir die Unterkunft, Pension Wilddieb für 50 € das Doppelzimmer, ohne Frühstück.
Beim benachbarten Italiener gab's noch das Siegerbier. Der Wirt war sehr freundlich, aber als wir die Gaststätte betraten verstummten alle Gespräche an den Tischen. War anscheinend lange kein Gast von Außerhalb mehr gesichtet worden.
Mit 32 Km in den Knochen und seit Jahren 2 Blasen an den Füssen gings reichlich erschöpft früh ins Bett. Man ist halt nix mehr gewohnt, dank Corona-Pause.


... Fortsetzung folgt ...
 

Marcel

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3. Etappe: Naurath nach Trier (24 Km)

Morgens um 8:20 Uhr bei 4 °, ein paar Bissen vom Proviant aber ohne Kaffee zu starten ist - zumindest für mich - kein Spaß. Naurath hat keinen Bäcker und die nächste Chance auf Kaffee bestand erst in Fell, ca. 10 Km entfernt.
Nachdem wir unsere Blessuren von gestern notdürftig versorgt hatten, gings los zur letzten Etappe. Es war im Gegensatz zu den vorherigen tagen trüb, regnerisch und nasskalt. Den Poncho hatte ich daher immer griffbereit.
Bei dieser Etappe überwiegen die Waldwege bis man Ruwer erreicht.
Der Ort Fell liegt wieder im Tal und davor muss man erst ca. 450 m Höhe gewinnen und dann wieder verlassen. Der Kaffee musste also erarbeitet werden…

Hinter Fell geht es erst einmal wieder auf die Höhe, bevor man den Abstieg zur Ruwer beginnt. Es geht durch den Wald. Diese Wege werden vermutlich nur einmal im Jahr frei gemacht. Dass der Weg dann nicht komplett überwuchert ist, verdanken wir den Wildschweinen, die den Boden des Waldweges komplett umgegraben haben. Eine ziemliche Schweinerei… Es gibt sehr viele Wildschweine in der Gegend.
Auf der Höhe geht es dann aus dem Wald und am Ende des Pfades wieder auf eine Landstraße, der man eine ganzes Stück folgt, bevor man über Felder und durch einen kleinen Wald zum Ort Ruwer kommt. Man folgt dem Fluss nun bis fast zur Mündung in die Mosel bevor man links in Richtung Trier-Zentrum abbiegt.
Durch die Nordstadt von Trier kamen wir bis kurz vor die Porta Nigra - dort befand sich das Haus der Verwandten meines Freundes, die selbst auch Pilgern :) .
Nachdem wir unsere Rucksäcke dort abgelegt hatten, ging es, jetzt zu viert, in den Trierer Süden zu St. Matthias, dem Abschluss unseres Weges und dem Beginn des Weges für die anderen beiden.
Danach nahmen wir uns noch etwas Zeit für einen kurzen Stadtrundgang. Trier ist und war eine beeindruckende Stadt. Vom Petrisberg hat man einen kompletten Überblick über die Stadt und erkennt die alten Strukturen des römischen Trier so gut, wie beim Blick vom Palatin in Rom auf das Forum. Man sollte sich hier mindestens einen Tag Zeit nehmen. Ich selbst kenne Trier von vielen Besuchen.

Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Mainz zurück.
IMG_20211011_191921.jpg
---

Soweit ein kurzer Bericht. Ich schreibe noch etwas zu den Lessons learned bei Gelegenheit :) Da gab's ja auch wieder reichliches
 

Anne Ruschmann

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Hallo Marcel,
danke für deinen schönen Bericht, habe ich sehr gerne gelesen.
Der Ausoniusweg ist bei mir nächstes Jahr ab März geplant.
Eine Frage hätte ich zu den von dir erwähnten Trekkingplätzen.
Weißt du ungefähr wo es die gibt? Und sind die frei zugänglich, also ohne Zaun, so dass sie immer nutzbar sind?
Wäre für eine Info dankbar.

Viele Grüße
Anne
 

Marcel

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Hallo Anne,

das Hunsrück-Touristik-Portal verweist auf die Portale zum Buchen der Trekkingplätze:
Über die Lage zum Ausoniusweg habe ich mich nicht informiert - ich war nur überrascht, dass so etwas angeboten dort wird.
Beim ersten Blick auf die Karte liegen aber diese beiden zumindest in der Nähe des AU:



Ich habe mit der Hunsrück-Touristik ein paar mal telefoniert - falls Du dazu Fragen hast, die sind sehr hilfsbereit und schnell.

Die Menschen in den Orten sind allerdings sehr hilfsbereit und sehr freundlich.
Wenn Du anfragst, gibt's vielleicht noch 'nen Platz auf der Wiese.
Der Wald ist teilweise recht "naturbelassen", Stealth-Zelten würde ich wie beschrieben dort nicht empfehlen. Die brauchen dort nämlich keine Förster ... die haben wache Wildschweine ... oder waren es wilde Wachschweine? ... egal ...

Noch eins zum Hunsrück.
Temperatur und Klima sind dort ähnlich wie der Westerwald: rauh
Im März könnte es noch etwas frisch sein, Schnee nicht ausgeschlossen ...

BC
Marcel
 

Anne Ruschmann

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Guten Morgen Marcel,
ganz lieben Dank für deine informative Antwort und die Mühe.
Der Ausoniusweg ist für mich Bestandteil meines Weges nach Santiago.
Ich laufe hier von meinem Heimatort los nach Bingen und dann weiter.
Deshalb auch der frühe Start im März, wohl wissend dass es da durchaus sportlich frisch sein kann.
Vielleicht hat ja der Klimawandel in dem Fall was gutes......
Wildschweine sind für mich nicht so sehr das Problem, die begegnen mir nahezu täglich hier bei uns, auch als Nahbegegnungen.
Tatsächlich hätte ich mit der Kälte mehr zu kämpfen.
Nun, es wird sich fügen, wie auch immer.

Liebe Grüße
Anne
 
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