Hallo Herbi,
erst mal voraus - keine Angst wegen fehlender Sprachkenntnisse. Ein paar Basisredewendungen und Vokabeln kann man sich einprägen und schließlich gibt es inzwischen tolle Übersetzungshilfen wenn man ein Smartphone dabeihat.
Da Du mit dem Rad unterwegs sein willst, könnte es sich anbieten ein Zelt mit zu nehmen. In Frankreich gibt es deutlich mehr Campingplätze als bei uns in Deutschland und außer in richtigen Touristenzentren ist da ein vorbuchen auch im Sommer nicht notwendig. In Gegenden mit wenig Infrastruktur können einem auch die Bürgermeisterämter (Mairie) weiterhelfen.
Das Fahrrad an sich ist in Frankreich mehr Sportgerät als Verkehrsmittel. Merkt man z.B. an weniger Radspuren in den Städten und Schachtdeckeln die oft vertieft in die Fahrbahn eingelassen sind... Habe bisher - außer dem Jakobsweg - noch zwei große Radtouren in Südfrankreich gemacht. Einmal die Route des Grandes Alpes vom Mittelmeer zum Genfer See über die ganzen großen Alpenpässe und einmal ein Rundfahrt von Beaune zur baskischen Atlantikküste, an den Pyrenäen entlang und über das Rhonetal wieder zurück nach Beaune. Diese Touren sind zwar schon viele Jahre her, aber sie waren alle echt schön. Damals hatte ich mit normalen Straßenkarten meine Route geplant. Da gibt es ja heute viele digitale Möglichkeiten. Ich war bei der Rundfahrt alleine unterwegs mit Zelt und Kocher "an Bord". Die Alpentour haben wir zu dritt gemacht - da verteillt sich das Gepäck etwas besser.
Hast Du schon einen bestimmten Streckenverlauf im Auge? Den Jakobsweg haben wir damals über die Schweiz und dann Genf - Le Puy - St. Jean-Pied-de-Port und den CF bis Santiago zurückgelegt. Da wir ganz im Süden von D leben hat sich das angeboten. Der Weg über Le Puy ist vom Höhenprofil etwas anspruchsvoller als beispielsweise die Via Limovicensis.
Meine Frau und ich werden dieses Jahr wieder (zu Fuß) weitergehen von Burgund über Vezelay auf die Via Limovicensis. Wir hatten zuletzt auch ein Zelt dabei, da wir nur recht kurze Etappen gehen und bisher die Infrastruktur etwas eingeschränkt war. Aber für Dich mit Fahrrad ist eine Übernachtungs- oder Einkaufsmöglichkeit in 5 odere 8 km Entfernung eigentlich unproblematisch. Einmal gönnten wir uns eine Nacht im Hotel. Grund waren starke Fußschmerzen meiner Frau. Wir kamen in einer Ortschaft mit Hotel vorbei und wir sagten uns, wenn die dort ein Zimmer haben, dann bleiben wir. Um halb drei sind wir am Hotel. Ein Zettel an der Eingangstüre informiert uns, dass die Rezeption erst ab ca. 17 Uhr besetzt ist und man vorher telefonisch anfragen kann. Wir rufen an und die Dame sagt uns nicht nur dass sie ein freies Zimmer hat, sondern gibt uns auch gleich den Code für die Eingangstüre. Wir können den Schlüssel vom Brett nehmen und gleich ins Zimmer gehen - den Rest der Anmeldung machen wir dann am Abend. Du hättest in dem Fall noch den Weg bis zum Touristenbüro gehen können - dann hätten die für Dich angerufen. Oder auf der Radtour als mir in Alès ein Taschenträger am Vorderrad gebrochen ist. Das örtliche Fahrradgeschäft hatte keinen passenden Träger am Lager, aber ich bekam einen Stadtplan und darauf eingezeichnet eine Fimra im Gewerbegebiet die Aluminium schweißen können. Also radle ich dorthin. Und erkundige micht dort (Freitag nachmittags) ja klar könne man das reparieren. Ich solle nur schnelll den Träger abbauen. 10 Min später war das Teil bereits geschweißt und wieder angebaut. Geld wollte man nicht nehmen - das sei schließlich ein Freundschaftsdienst unter Radfahrern....
Also trau Dich nur es wird funktionieren und Frankrich ist ein wunderschönes Land und die Menschen sind - besonders auf dem Land - wirklich sehr hilfsbereit. Und es ist immer wieder erstaunlich wie viele Leute doch auch ein paar Worte Deutsch können, wenn man sich zuerst mit ein paar Worten in der Landessprache bemüht. Oftmals geht es dann auch mit Englisch. Besonders in den Verkehrsämtern ist eigentlich immer jemand verfügbar der zumindes Englisch kann.. Auf einem Bürgermeisteramt in Burgund haben wir eine Dame getroffen, die fließend Deutsch sprach - sie hatte zuletzt zwei Jahre in Magdeburg gelebt....
Als weitere Unterkunftsmöglichkeiten gibt es in Frankreich entlang der Fernwanderwege (also nicht nur Jakobswege) noch die Gites d'Etape, diese stehen auch Radfahrern zur Verfügung. Einfache Unterkünfte die in der Regel Mehrbettzimmer, eine Kochgelegenheit und Duschen und Toiletten haben.
So viel mal von mir...
Viele Grüße
Wolfgang