Anne Ruschmann
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Ein nettes Hallo in die Runde,
hier mal ein kurzes Update von mir.
Wie geplant sind wir am 11.03.2022 losgefahren, Ziel: Granada.
(Wir, das sind mein Mann und ich und unsere beiden Hunde)
Ankunft in Granada war am Sonntag 13.03.2022 um die Mittagszeit.
Alles hat geklappt, die Unterkunft mitten in der Altstadt, die Möglichkeit des Parkens in einer Tiefgarage, alles super.
Wir haben den Mittag noch genutzt für "Sightseeing".
Der Montag war ebenfalls noch komplett für Granada eingeplant. Besichtigung der Alhambra usw. (im strömenden Regen).
Es war wunderschön.
Am Dienstag den 15.03.2022 war dann mein Start für den Mozárabe.
Mein Mann und ich handhaben es grundsätzlich so, dass ich laufe und er fährt. Wir treffen uns - da wo es möglich ist - zwischendurch zum Café con Leche, und abends, wenn ich ungefähr weiß wie weit ich noch laufen werde, dann sucht mein Mann schon mal nach einer Unterkunft in dem Ort wo ich hinkomme.
Wir sind da ein gut eingespieltes Team und praktizieren das schon einige Caminos lang.
Bevor wir nach Spanien losfuhren hatte ich bereits ziemliche Probleme mit meinem linken Fuß. Entsprechend war ich in ärztlicher Behandlung.
Es wurden Einlagen verschrieben, diese habe ich ca. 8 Wochen lang bei meinen täglichen Laufrunden ( ca. 10-15 km) entsprechend ausprobiert, hat alles super geklappt.
Ich lief also morgens früh um 7:30h in Granada los. Hier nochmal einen ganz lieben Dank an ralph. Von ihm hatte ich den GPS Track bekommen. Und ganz ehrlich, das war so hilfreich um aus Granada raus zu kommen. Die Ausschilderung ist eher spärlich.
Der Weg aus Granada raus ist kilometerlang einfach nur total öde.
Mein Ziel war Pinos Puente. Es ging ausschließlich über Asphalt, durch hässliche Ausläufer Granadas, an einer Bahnlinie entlang, alles in allem unspektakulär.
Bereits auf dieser relativ kurzen Etappe von ca. 21 km merke ich, dass mein Fuß mir große Probleme bereitet. Vielleicht auch durch das zusätzliche Gewicht des Rucksacks. Obwohl ich ja wirklich eher minimalistisch unterwegs bin. 6,5 KG mit allem drum und dran. In Pinos Puente hatte die Herberge zu und das alternative Hotel steht zum Verkauf. Aber am Ortseingang gibt es ein Restaurant welches auch Zimmer anbietet (20€/Person)
Am nächsten Tag startete ich mit Ziel Moclin. Ich entschied mich für die "steile" Variante, also nicht für die Alternative am Flussbett entlang. Es geht tatsächlich recht sportlich bergauf. Die erhoffte schöne Aussicht bleibt bedingt durch dicken Nebel aus. Und es geht komplett auf einer wenig befahrenen Straße entlang, also ausschließlich Asphalt. Mein Fuß machte mir große Probleme, die Schmerzen waren wirklich sehr heftig. Das war die eine "Baustelle".
Hinzu kam, dass ich merkte wie es mir irgendwie körperlich immer schlechter ging. Ich konnte es nicht wirklich einschätzen, aber es wurde stetig schlimmer.
Kurz vor Moclin ging dann gar nix mehr, es ging mir so schlecht dass ich mich in einem Olivenfeld auf die Erde setzen musste weil ich fürchtete dass ich sonst umkippe.
Ich rief meinen Mann an und versuchte ihm irgendwie zu erklären wo ich war. Tatsächlich dauerte es nur ca. 15 Minuten bis er mich fand.
Es ging mir zu diesem Zeitpunkt so schlecht, dass ich kaum noch ins Auto kam. Mein Mann ist dann mit mir nach Moclin gefahren, hat den erst besten nach einem Arzt gefragt und tatsächlich war dort eine Praxis in unmittelbarer Nähe. Dort wurde ich dann zunächst behandelt, an Infusionen gehängt usw. Ich habe das alles nur am Rande wahrgenommen. Die beiden Ärzte haben dann beschlossen dass ich ins Krankenhaus muss und einen Krankenwagen bestellt. Sie hatten bereits eine totale Unterzuckerung festgestellt, der Blutdruck war 90:50.
Ich wurde dann zurück nach Granada ins Krankenhaus gebracht. Also quasi alles wieder zurück......
Dort wurde ich dann von einer Abteilung in die andere gebracht, mindestens 8 Infusionen habe ich bekommen. Man hat sich wirklich wahnsinnig gut und lieb um mich gekümmert. Nachts um 23:00h durfte ich wieder gehen. Die totale Unterzuckerung hatte sich bestätigt, der Blutdruck blieb extrem niedrig.
Am nächsten Tag, nach ein paar Stunden Schlaf im Auto, habe ich dann schweren Herzens die Entscheidung getroffen diesen Camino abzubrechen.
Wir sind in die Nähe von Almeria gefahren, haben uns dort ein Haus gemietet und haben alternativ zwei Wochen "normalen" Urlaub verbracht.
Ich gebe ganz offen zu, dass ich einige Tage gebraucht habe, um das alles zu verinnerlichen, zu verstehen und letztlich zu akzeptieren.
Dazu muss man wissen, dass ich zwei Jahre lang meinen ursprünglich geplanten Weg (von zuhause aus) immer wieder verschieben musste und schließlich den Mozárabe/Plata als Alternative gewählt hatte. Und wenn es dann nicht klappt, da ist man letztlich schon ziemlich enttäuscht.
Aber, das Leben schreibt eben auch seine eigenen Geschichten.
Mein Fazit: der Weg und ich waren zu diesem Zeitpunkt nicht füreinander bereit. Es sollte nicht sein.
Ich bin froh und dankbar, dass ich mich gut erholt habe und es mir gesundheitlich wieder gut geht.
Gemessen an dem ganzen unermesslichen Leid, was aktuell den Menschen in der Ukraine (und in vielen anderen Teilen der Welt auch) widerfährt, dann wäre es sehr vermessen hier jetzt zu jammern.
Nächsten Monat habe ich einen Termin in der Fußchirurgie und danach wird dann wieder neu geplant.
So, jetzt ist mein "kurzes" Update doch etwas länger geworden, sorry.
Euch allen von ganzem Herzen ein Buen Camino, bleibt gesund und passt auf euch auf.
Liebe Grüße
Anne
hier mal ein kurzes Update von mir.
Wie geplant sind wir am 11.03.2022 losgefahren, Ziel: Granada.
(Wir, das sind mein Mann und ich und unsere beiden Hunde)
Ankunft in Granada war am Sonntag 13.03.2022 um die Mittagszeit.
Alles hat geklappt, die Unterkunft mitten in der Altstadt, die Möglichkeit des Parkens in einer Tiefgarage, alles super.
Wir haben den Mittag noch genutzt für "Sightseeing".
Der Montag war ebenfalls noch komplett für Granada eingeplant. Besichtigung der Alhambra usw. (im strömenden Regen).
Es war wunderschön.
Am Dienstag den 15.03.2022 war dann mein Start für den Mozárabe.
Mein Mann und ich handhaben es grundsätzlich so, dass ich laufe und er fährt. Wir treffen uns - da wo es möglich ist - zwischendurch zum Café con Leche, und abends, wenn ich ungefähr weiß wie weit ich noch laufen werde, dann sucht mein Mann schon mal nach einer Unterkunft in dem Ort wo ich hinkomme.
Wir sind da ein gut eingespieltes Team und praktizieren das schon einige Caminos lang.
Bevor wir nach Spanien losfuhren hatte ich bereits ziemliche Probleme mit meinem linken Fuß. Entsprechend war ich in ärztlicher Behandlung.
Es wurden Einlagen verschrieben, diese habe ich ca. 8 Wochen lang bei meinen täglichen Laufrunden ( ca. 10-15 km) entsprechend ausprobiert, hat alles super geklappt.
Ich lief also morgens früh um 7:30h in Granada los. Hier nochmal einen ganz lieben Dank an ralph. Von ihm hatte ich den GPS Track bekommen. Und ganz ehrlich, das war so hilfreich um aus Granada raus zu kommen. Die Ausschilderung ist eher spärlich.
Der Weg aus Granada raus ist kilometerlang einfach nur total öde.
Mein Ziel war Pinos Puente. Es ging ausschließlich über Asphalt, durch hässliche Ausläufer Granadas, an einer Bahnlinie entlang, alles in allem unspektakulär.
Bereits auf dieser relativ kurzen Etappe von ca. 21 km merke ich, dass mein Fuß mir große Probleme bereitet. Vielleicht auch durch das zusätzliche Gewicht des Rucksacks. Obwohl ich ja wirklich eher minimalistisch unterwegs bin. 6,5 KG mit allem drum und dran. In Pinos Puente hatte die Herberge zu und das alternative Hotel steht zum Verkauf. Aber am Ortseingang gibt es ein Restaurant welches auch Zimmer anbietet (20€/Person)
Am nächsten Tag startete ich mit Ziel Moclin. Ich entschied mich für die "steile" Variante, also nicht für die Alternative am Flussbett entlang. Es geht tatsächlich recht sportlich bergauf. Die erhoffte schöne Aussicht bleibt bedingt durch dicken Nebel aus. Und es geht komplett auf einer wenig befahrenen Straße entlang, also ausschließlich Asphalt. Mein Fuß machte mir große Probleme, die Schmerzen waren wirklich sehr heftig. Das war die eine "Baustelle".
Hinzu kam, dass ich merkte wie es mir irgendwie körperlich immer schlechter ging. Ich konnte es nicht wirklich einschätzen, aber es wurde stetig schlimmer.
Kurz vor Moclin ging dann gar nix mehr, es ging mir so schlecht dass ich mich in einem Olivenfeld auf die Erde setzen musste weil ich fürchtete dass ich sonst umkippe.
Ich rief meinen Mann an und versuchte ihm irgendwie zu erklären wo ich war. Tatsächlich dauerte es nur ca. 15 Minuten bis er mich fand.
Es ging mir zu diesem Zeitpunkt so schlecht, dass ich kaum noch ins Auto kam. Mein Mann ist dann mit mir nach Moclin gefahren, hat den erst besten nach einem Arzt gefragt und tatsächlich war dort eine Praxis in unmittelbarer Nähe. Dort wurde ich dann zunächst behandelt, an Infusionen gehängt usw. Ich habe das alles nur am Rande wahrgenommen. Die beiden Ärzte haben dann beschlossen dass ich ins Krankenhaus muss und einen Krankenwagen bestellt. Sie hatten bereits eine totale Unterzuckerung festgestellt, der Blutdruck war 90:50.
Ich wurde dann zurück nach Granada ins Krankenhaus gebracht. Also quasi alles wieder zurück......
Dort wurde ich dann von einer Abteilung in die andere gebracht, mindestens 8 Infusionen habe ich bekommen. Man hat sich wirklich wahnsinnig gut und lieb um mich gekümmert. Nachts um 23:00h durfte ich wieder gehen. Die totale Unterzuckerung hatte sich bestätigt, der Blutdruck blieb extrem niedrig.
Am nächsten Tag, nach ein paar Stunden Schlaf im Auto, habe ich dann schweren Herzens die Entscheidung getroffen diesen Camino abzubrechen.
Wir sind in die Nähe von Almeria gefahren, haben uns dort ein Haus gemietet und haben alternativ zwei Wochen "normalen" Urlaub verbracht.
Ich gebe ganz offen zu, dass ich einige Tage gebraucht habe, um das alles zu verinnerlichen, zu verstehen und letztlich zu akzeptieren.
Dazu muss man wissen, dass ich zwei Jahre lang meinen ursprünglich geplanten Weg (von zuhause aus) immer wieder verschieben musste und schließlich den Mozárabe/Plata als Alternative gewählt hatte. Und wenn es dann nicht klappt, da ist man letztlich schon ziemlich enttäuscht.
Aber, das Leben schreibt eben auch seine eigenen Geschichten.
Mein Fazit: der Weg und ich waren zu diesem Zeitpunkt nicht füreinander bereit. Es sollte nicht sein.
Ich bin froh und dankbar, dass ich mich gut erholt habe und es mir gesundheitlich wieder gut geht.
Gemessen an dem ganzen unermesslichen Leid, was aktuell den Menschen in der Ukraine (und in vielen anderen Teilen der Welt auch) widerfährt, dann wäre es sehr vermessen hier jetzt zu jammern.
Nächsten Monat habe ich einen Termin in der Fußchirurgie und danach wird dann wieder neu geplant.
So, jetzt ist mein "kurzes" Update doch etwas länger geworden, sorry.
Euch allen von ganzem Herzen ein Buen Camino, bleibt gesund und passt auf euch auf.
Liebe Grüße
Anne