Matavenero

SYates

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Hallo, mal eine kurze Frage in die Pilgerrunde: War schon einmal eine/r von Euch in Matavenero? Nicht direkt auf dem CF aber nur ein kurzer Abstecher von Foncebadon. Erfahrungen? Danke und Buen Camino, SY
 
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Ist ja uralt, Deine Frage, aber ich könnte da einiges zu sagen...
 

Gertrudis

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Ach ja, das tät mich auch interessieren, wie es da jetzt ist! (Ist ewig her, dass ich da war, war ne abgefahrene Geschichte, eher privat, drum will ich da auch nicht drüber schreiben)
Unvergesslich bleibt u.a. die Bäckerei, die Männer, die, nackt wie griechische Götter, zwischen lodernden Feuern mit langen hölzernen Brotschaufeln hantieren... ist das noch so? :rolleyes:

Simsim, ich freu mich so, dass Du hier bist! :)
Gertrudis
 
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Danke Gertrudis, für's Willkommen!

Ich schreibe was zu Matavenero, aber geduldet euch etwas. Ich verbringe schon zuviel Zeit mit diesem Telefon. ...und das Tippen braucht so lange. ...aber sobald es passt sag ich euch, was ich weiß.

Bis bald,
Simsim
 
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So ihr beiden, hier also was ich von Matavenero weiß und zwar von einer jungen Frau, die dort seit langem lebt und die ich im November in Riego de Ambos traf. Wir sprachen ausführlich. Mich interessiert es auch, weil ich lange Jahre in einer großen Gemeinschaft in Deutschland lebte und wir immer wieder Besuch aus Matavenero hatten.
Also sind dies News aus zweiter Hand.

Herrlich, das Bild mit den griechischen Göttern!

Also sie erzählte dass wenig neue Leute dauerhaft dortgeblieben sind und die damals jungen deutlich älter werden Es gibt viele Probleme, die vor allem mit der Härte des Alltags und dem Geldmangel zu tun haben.
Viele leben in Hütten, die dringend Sanierung bräuchten. Durch die Armut und die nachlassenden Kräfte sieht es sehr chaotisch und teilweise muellig aus.
Es gibt viele, die sich sehr auf sich selbst zurück ziehen.
Sie sagte lachend, dass es keine Nackten mehr gäbe, denn das wollen die Jugendlichen nicht.
Die Jugend in Matavenero will eher Normalität. ...
Aber es ist schwer für die Leute, Geld zu beschaffen, Jobs ausserhalb sind immer mit viel Fahrerei verbunden und das kostet auch schon wieder. ..
Das Holz zum Heizen zu beschaffen wird immer schwieriger, denn es ist bergig und um's Dorf rum ist nix mehr da.
Sie sagte dass viele sich dorthin zurück ziehen wollten vor den Schwierigkeiten eines Lebens in der Gesellschaft, aber jetzt wo sie älter werden, sehen dass es alles andere als einfacher ist, in diesen abgelegenen Bergen.
Aber sie sagt dass es für ihre Kinder ein einzigartiger Ort zum Aufwachsen sei und deshalb bleibt sie. Sie hat einen festen Job in Foncebadon und einen anderen in Ponferrada...
Sie sagt dass es immer noch sehr "anarchistisch" dort sei, aber das bringt auch ungeheure Spannungen bis hin zu Feindseligkeiten.Ich hörte auch schon von Pilgern ab und zu, dass man sich dort nicht mehr so willkommen fühlt und dass die Atmosphäre eher angespannt ist.
Aber sie dürfen weiter dirt leben wie sie wollen und zahlen keine Steuern. Man lässt sie in Ruhe. Jedenfalls war es das, was ich verstanden habe. Unter dem Vorbehalt meiner mangelnden Spanisch-Kenntnisse.
Soweit,
Viele liebe Grüße!
Simone
 

Gertrudis

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Danke für den Bericht, Simone!

Hab inzwischen noch in das eine oder andere Video im Netz hinein geschaut. Das was Deine Informantin erzählt, klingt aber am realistischsten.
Ganz interessant fand ich auch diesen Bericht (leider ohne Bilder):
 

Rsys

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So ihr beiden, hier also was ich von Matavenero weiß und zwar von einer jungen Frau, die dort seit langem lebt und die ich im November in Riego de Ambos traf. Wir sprachen ausführlich. Mich interessiert es auch, weil ich lange Jahre in einer großen Gemeinschaft in Deutschland lebte und wir immer wieder Besuch aus Matavenero hatten.
Also sind dies News aus zweiter Hand.

Herrlich, das Bild mit den griechischen Göttern!

Also sie erzählte dass wenig neue Leute dauerhaft dortgeblieben sind und die damals jungen deutlich älter werden Es gibt viele Probleme, die vor allem mit der Härte des Alltags und dem Geldmangel zu tun haben.
Viele leben in Hütten, die dringend Sanierung bräuchten. Durch die Armut und die nachlassenden Kräfte sieht es sehr chaotisch und teilweise muellig aus.
Es gibt viele, die sich sehr auf sich selbst zurück ziehen.
Sie sagte lachend, dass es keine Nackten mehr gäbe, denn das wollen die Jugendlichen nicht.
Die Jugend in Matavenero will eher Normalität. ...
Aber es ist schwer für die Leute, Geld zu beschaffen, Jobs ausserhalb sind immer mit viel Fahrerei verbunden und das kostet auch schon wieder. ..
Das Holz zum Heizen zu beschaffen wird immer schwieriger, denn es ist bergig und um's Dorf rum ist nix mehr da.
Sie sagte dass viele sich dorthin zurück ziehen wollten vor den Schwierigkeiten eines Lebens in der Gesellschaft, aber jetzt wo sie älter werden, sehen dass es alles andere als einfacher ist, in diesen abgelegenen Bergen.
Aber sie sagt dass es für ihre Kinder ein einzigartiger Ort zum Aufwachsen sei und deshalb bleibt sie. Sie hat einen festen Job in Foncebadon und einen anderen in Ponferrada...
Sie sagt dass es immer noch sehr "anarchistisch" dort sei, aber das bringt auch ungeheure Spannungen bis hin zu Feindseligkeiten.Ich hörte auch schon von Pilgern ab und zu, dass man sich dort nicht mehr so willkommen fühlt und dass die Atmosphäre eher angespannt ist.
Aber sie dürfen weiter dirt leben wie sie wollen und zahlen keine Steuern. Man lässt sie in Ruhe. Jedenfalls war es das, was ich verstanden habe. Unter dem Vorbehalt meiner mangelnden Spanisch-Kenntnisse.
Soweit,
Viele liebe Grüße!
Simone
Danke Simone, für die Infos.
Ich habe dort selbst mal für 1Jahr gelebt, das war allerdings 1993, also lange her.
Es war für mich eine tolle Naturerfahrung, ich war finanziell abgesichert und hatte es auf 1Jahr angelegt.
Und ja, Armut war dort schon zu sehen. Einige Deutsche lebten dort, indem sie alle paar Monate nach Deutschland fuhren und die Sozialhilfe abgriffen und Leistungsbetrug begingen. Andere liessen nicht durchblicken, wie sie ihr Leben finanzierten.
Nach aussen hin wurde zwar gerne von der Familie getönt, doch die Realität sah anderes aus. Die Habenichtse mussten sich durchschnorren, während die besser gestellten schon ihr eigenes Haus hatten, mit Strom, Küche, etc.
Dann die Sache mit den Kindern. Da dort relativ wenig Menschen leben und es einen leichten Männerüberschuss gab, war es dort normal, dass eine Frau ein Kind mit dem hatte und nun mit einem anderen zusammen war, mit dem sie nun auch ein Kind hat. Irgendwie hatte man das Gefühl, jeder hat schon mal mit jedem irgendeine Beziehung gehabt. Ich fand diese sexuelle Offenheit damals ganz spannend, habe mich aber gehütet, dort Kinder zu zeugen. Letztlich sind die darauf angewiesen, dass Besucher kommen und dort Geld lassen, auch wenn sie es niemals zugeben würden.
Die ersten dort waren Hippies, die aus Christiania kamen, denen es dort zu bunt wurde und die Ruhe suchten, um ihren Traum zu verwirklichen. Anfangs gab es wahrscheinlich wirklich sowas wie eine Familie, hatten sie das Dorf doch illegal besetzt und mussten jederzeit damit rechnen, wieder vertrieben zu werden. Doch, da Spanien ohnehin das Problem der Landflucht hat, duldete man sie. Sogar eine Lehrerin wurde gestellt. Man hatte nun seine Heimat gefunden. Anfangs lebte man in Tipis und Jurten, doch die Sonne liess den Stoff schnell mürbe werden. So begann man mit Holz zu bauen.
Sicher, die Jahre sind ins Land gezogen, die Erstsiedler sind alt geworden und die Kräfte schwinden. Dazu kommt, dass dort kaum jemand über eine Krankenversicherung verfügt. Das hatte man ja in jungen Jahren als völlig überflüssig abgetan und auf die Kräuter verwiesen.
Die Kinder von damals sind nun gross geworden, würde mich ja schon interessieren, was aus denen geworden ist, naja.
Hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick aus meinen Erfahrungen geben.
Wie gesagt, es war 1993, also lange her.
Geht von euch jemand im nächsten Jahr den Jacobsweg?

Alles Liebe
Rainer
 
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sers,

nur mal so, zur klarstellung:
simsim, simone war mal hier im forum mitglied, hat ihren account aber -leider- löschen lassen.
aus welchem unerfindlichen grund ihre beiträge mir zugeordnetbwerden, keine ahnung.

♥️lich ralph

aber danke für deinen einblick in das leben dort.
 

Rsys

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sers,

nur mal so, zur klarstellung:
simsim, simone war mal hier im forum mitglied, hat ihren account aber -leider- löschen lassen.
aus welchem unerfindlichen grund ihre beiträge mir zugeordnetbwerden, keine ahnung.

♥️lich ralph

aber danke für deinen einblick in das leben dort.
Gerne Ralph,
naja, ist lange her, dass ich da war, und wohl wahr, wir lebten eine Utopie.
Es erschreckt mich, wenn ich die Berichte lese, auf Spanisch und Deutsch, was aus dem Dorf geworden ist, echt traurig.
 

Rsys

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Aber
Gerne Ralph,
naja, ist lange her, dass ich da war, und wohl wahr, wir lebten eine Utopie.
Es erschreckt mich, wenn ich die Berichte lese, auf Spanisch und Deutsch, was aus dem Dorf geworden ist, echt traurig.
Aber klar, habe mal nachgerechnet, die Kinder damals sind heute erwachsen, zumindest, jene, die dageblieben sind.
Schon damals, bei aller Harmonie, gab es einige, die sich im Wald, ausserhalb von Matavenero einen Platz gesucht haben, genauso wie die in Poibueno, aber alles in allem war es dort sehr schön.
 

Rsys

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Naja, die Zeit geht weiter, die Urpioniere sind alt geworden, heute geben dort wahrscheinlich eine neue,junge Generation den Ton an.
 

SYates

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Gerne Ralph,
naja, ist lange her, dass ich da war, und wohl wahr, wir lebten eine Utopie.
Es erschreckt mich, wenn ich die Berichte lese, auf Spanisch und Deutsch, was aus dem Dorf geworden ist, echt traurig.
Wann hast Du die letzten Berichte gelesen? Soweit ich weiss geht es denen richtig gut und sie haben eine echte, gute Utopie wahr gemacht.
BC SY
 

Rsys

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Ich würde es Ihnen wünschen, keine Frage.
Ich werde im Herbst auf meiner spanischen Tour mir mal selbst ein Bild machen. Leider leben wir in einer Zeit, wo man mit Informationen sehr vorsichtig umgehen muss.
Aber logisch ist für mich schon, dass die Kinder von damals das Leben nicht weiter führen wollen. Ausnahmen bestätigen ja nur die Regel. Für kleine Kinder ist es dort das Paradies, zumindest war es zu meiner Zeit damals dort so. Die Kinder sprachen meist schon mit 8 Jahren min. 3 Sprachen. Doch man sah auch, dass die Kinder so mit 15-16 Jahren andere Interessen entwickelten, als nur Natur und Landwirt sein.
Leute wie N* und auch M*, sind dort weggezogen, zwei, die zu den allerersten gehörten. Sorry, möchte kein Namedroper sein.
Aber die Sommer waren schon klasse mit den Fullmoon Parties, einer Atmoshäre von Liebe und Zärtlichkeit. Die Trommelsessions, das war schon toll. Und ja, wir haben auch geteilt, keiner musste Hungern. Eine tolle Erfahrung.
Viele Fragen mich, warum ich nicht dort geblieben bin. Denen sage ich dann,dass mir schon damals bewusst war,dass man nicht jünger wird. Nur, um mal ein Vollbad zu nehmen, ist dort ein Tageswerk. Die Zeit dort läuft ganz anderes. Ich glaube, wenn man dort einige Jahre gelebt hat, kommt man in der modernen, schnelllebigen Gesellschaft nicht mehr klar.
Daher sollte man nur das publizieren, was man selbst erlebt hat und sich dabei auch selbst kritisch betrachten, da man ja auch selbst Reaktionen auslöst mit seinem Verhalten.
Soweit, sorry dass der Text etwas holprig geworden ist, da ich einige Infos wieder gelöscht habe, dennoch hoffe ich, das er Informativ war?
Alles Liebe aus Münster
Rays
Wann hast Du die letzten Berichte gelesen? Soweit ich weiss geht es denen richtig gut und sie haben eine echte, gute Utopie wahr gemacht.
BC SY
 

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Ich würde es Ihnen wünschen, keine Frage.
Ich werde im Herbst auf meiner spanischen Tour mir mal selbst ein Bild machen. Leider leben wir in einer Zeit, wo man mit Informationen sehr vorsichtig umgehen muss.
Aber logisch ist für mich schon, dass die Kinder von damals das Leben nicht weiter führen wollen. Ausnahmen bestätigen ja nur die Regel. Für kleine Kinder ist es dort das Paradies, zumindest war es zu meiner Zeit damals dort so. Die Kinder sprachen meist schon mit 8 Jahren min. 3 Sprachen. Doch man sah auch, dass die Kinder so mit 15-16 Jahren andere Interessen entwickelten, als nur Natur und Landwirt sein.
Leute wie N* und auch M*, sind dort weggezogen, zwei, die zu den allerersten gehörten. Sorry, möchte kein Namedroper sein.
Aber die Sommer waren schon klasse mit den Fullmoon Parties, einer Atmoshäre von Liebe und Zärtlichkeit. Die Trommelsessions, das war schon toll. Und ja, wir haben auch geteilt, keiner musste Hungern. Eine tolle Erfahrung.
Viele Fragen mich, warum ich nicht dort geblieben bin. Denen sage ich dann,dass mir schon damals bewusst war,dass man nicht jünger wird. Nur, um mal ein Vollbad zu nehmen, ist dort ein Tageswerk. Die Zeit dort läuft ganz anderes. Ich glaube, wenn man dort einige Jahre gelebt hat, kommt man in der modernen, schnelllebigen Gesellschaft nicht mehr klar.
Daher sollte man nur das publizieren, was man selbst erlebt hat und sich dabei auch selbst kritisch betrachten, da man ja auch selbst Reaktionen auslöst mit seinem Verhalten.
Soweit, sorry dass der Text etwas holprig geworden ist, da ich einige Infos wieder gelöscht habe, dennoch hoffe ich, das er Informativ war?
Alles Liebe aus Münster
Rays
Syates, ich habe nicht nur Berichte, etc. gelesen, sondern auch Leute in Portugal getroffen. Ich kann Dir nicht mal genau sagen, wann und wo, klar, Portugal war im Sommer 2017, alles andere habe ich so nach und nach gelesen.
Ich würde mir sehr wünschen, dass sie glücklich geworden sind.
Doch, trotz aller Utopie, auch sie haben sich mit Alltagsproblemen rumzuschlagen.
 
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