Camino-Kumpane
Peregrin@ Veteran@
Hallo zusammen,
im letzten Jahr habe ich mich zusammen mit meiner Schwester Petra auf den Weg gemacht, und wir haben uns gemeinsam für einen ziemlich unbekannten Jakobsweg entschieden - den Camino Vadiniense y Lebaniego.
Da es über diesen Weg nur sehr wenig deutschsprachige Beiträge im Netz gibt, habe ich mir gedacht, dass ich hier mal nach und nach über unsere Erfahrungen berichte.
Der Camino Vadiniense y Lebaniego beginnt an der Biskayaküste in San Vicente de la Barquera, einem sehr schönen Etappenstädtchen des Camino Norte, überquert das Kantabrische Gebirge und endet in Mansilla de la Mulas auf dem Camino Frances. Wir hatten es tatsächlich geschafft, im gleichen Zeitraum vier Wochen Urlaub zu bekommen und waren daher zeitlich gut aufgestellt, um von Leon aus noch über den Camino Frances nach Santiago zu laufen. Gestartet sind wir auf dem Camino del Norte in Laredo, um uns ein wenig an der Küste einzulaufen, bevor wir die Berge in Angriff nehmen wollten. Guter Plan, wie sich herausstellte.
Der Vadiniense ist in der Reihe meiner Weg schon etwas ganz besonderes, denn er zeichnet sich nicht nur durch wunderschöne Landschaften aus, sondern vor allem dadurch, dass man als Pilger spätestens nach dem Kloster von Santo Toribio de Liebana wirklich alleine unterwegs ist, wenn man seine Pilgerbegleitung nicht gleich selbst mitbringt. Wir beide haben zwischen dem Kloster und dem Zusammentreffen mit dem Camino Frances an mehreren Tagen bis zum eintreffen in der Herberge, die wir häufig für uns alleine hatten, wirklich niemanden getroffen. Nicht nur keine Pilger, sondern an zwei Tagen auch sonst niemanden. Das sollte man mögen und auch aushalten können. Wenn das so ist - wie bei uns - ist das kein Minus- sondern ein großer Pluspunkt dieses Weges. Wir beiden haben es jedenfalls als sehr schön empfunden mal rund eine Woche, abseits von Sippe und Freundeskreis, nur für uns zu sein.
Die ersten fünf Tage unserer Pilgerwanderung waren ja noch auf dem Camino del Norte und dort haben wir ein paar nette Pilger aus Deutschland, Irland und Australien getroffen und von den schönen Abenden, die wir zusammen verbracht haben, konnten wir nun bis kurz vor Leon zehren. Vom Wetter her wurden wir in den ganzen vier Wochen reich beschenkt. Nachdem es auf dem Norte noch etwas regnete, war das Wetter zu Beginn des Vadiniense in den Bergen zwar sehr sonnig, aber nicht zu heiß. Ab Cistierna war es unglaublich heiß und diese Hitze hielt sich bis ein paar Tage vor Santiago.
Es gibt zu Beginn des Vadiniense die Möglichkeit, mehr oder weniger direkt von San Vicente nach Cades zu laufen, wir haben uns aber für den Weg über Serdio entschieden. Hier konnten wir noch einen schönen Abschlussabend mit der "Norte-Truppe" verbringen und der Weg führt von dort in einer großen Schleife ebenfalls nach Cades.
Serdio - Lafuente
Kurz hinter Serdio, wo wir in der sehr schönen Bar noch ein opulentes Abschiedsfrühstück genossen haben, trennt sich dann der Vadiniense vom Norte. Der geneigte Vadiniense-Pilger hält nun Ausschau nach einem roten Kreuz, wahlweise auch roten Pfeilen. Bis zum Kloster Santo Toribio ist die Auszeichnung sehr gut, danach lässt sie schon ein bisschen nach - oft gibt es aber auch nur eine Möglichkeit der Wegführung.
Ab Munorrodero führt der Weg dann rund 10 km am Rio Nansa entlangt. Die Wegführung ist einfach phantastisch. Häufig ist, besonders zu Beginn, eine Art hölzerne Galerie an den Fels gebaut, auf der es über zahlreiche Treppen munter rauf und runter geht, immer mit Blick auf den schönen Fluß. In Cades hat man die Möglichkeit in der kleinen Pilgerherberge unterzukommen, wir haben uns aber als Etappenziel Lafuente vorgenommen. Ab Cades findet man sich dann auf einer einsamen Landstraße wieder, der man, immer sachte bergauf, bis Lafuente folgen muss. Rechts und links tauchten nun die ersten Berge auf und in Lafuente dachten wir schon, wir wären recht hoch, obwohl der Ort noch nicht mal 400 Meter hoch liegt. Die Herberge in Lafuente liegt am Ende der recht übersichtlichen Ortschaft und spielt in Sachen Lage, Aussicht und besonders in Sachen Betreuung durch den Hospitalero sicher in der ersten Liga. Die alte Schule ist zweckmäßig ausgestattet und wird sehr liebevoll betreut. Am Eingang des Ortes (also rund 200 Meter entfernt) betrieb ein ziemlich alter Senor seine mittelalterliche Bar. Der war so süß. Die ganze Besatzung der Herberge, also drei Spanier und wir zwei, sind bei ihm eingefallen, um uns ein schönes Einlaufbier zu gönnen.
Nach glaubhafter Schilderung unserer Mitpilger sprach der Barbesitzer einen so starken Dialekt, dass es selbst ihnen nur schwer möglich war, das Getränkeangebot der Bar zu erforschen. Das war im Grunde genommen auch nicht erforderlich, denn das einzige Getränk im Ausschank war Radler. Unsere Truppe hat dann also den gesamten Vorrat dieses Etablissements (9 kleine Fläschchen) vernichtet. Glücklicherweise traf kurz vor unserem Aufbruch in Richtung Herberge noch Tante Edeka mit ihrem Verkaufswagen ein, sodass wir uns für den nächsten Tag mit etwas Obst und Keksen eindecken konnten. Ansonsten sind die Einkaufsmöglichkeiten in Lafuente mit einem Wort zu beschreiben - nada.
Nachdem wir wieder in der Herberge eingetroffen waren, mussten wir uns zügig duschen und umziehen, denn mehrere parallel arbeitende Stromverbraucher halten die Leitungen dort nicht aus. Also alles schön nacheinander, erst alle duschen - dann alle waschen - dann wird gekocht. Zum Abendessen hat uns der Hospitalero mit einem göttlichen veganen Eintopf und einem Gläschen Rotwein verwöhnt. Als er dann noch draußen das Lagerfeuer entzündete und wir alle den Sonnenuntergang am offenen Feuer genießen konnten, hatte er endgültig gewonnen. Für den Morgen hatte er ein kleines Frühstück vorbereitet. Das war auch gut so, denn auf den ersten sechs Kilometern des Weges nach Potes gibt es keine Einkehrmöglichkeit, dafür geht es aber stetig und auch recht heftig bergauf.
-später mehr-
im letzten Jahr habe ich mich zusammen mit meiner Schwester Petra auf den Weg gemacht, und wir haben uns gemeinsam für einen ziemlich unbekannten Jakobsweg entschieden - den Camino Vadiniense y Lebaniego.
Da es über diesen Weg nur sehr wenig deutschsprachige Beiträge im Netz gibt, habe ich mir gedacht, dass ich hier mal nach und nach über unsere Erfahrungen berichte.
Der Camino Vadiniense y Lebaniego beginnt an der Biskayaküste in San Vicente de la Barquera, einem sehr schönen Etappenstädtchen des Camino Norte, überquert das Kantabrische Gebirge und endet in Mansilla de la Mulas auf dem Camino Frances. Wir hatten es tatsächlich geschafft, im gleichen Zeitraum vier Wochen Urlaub zu bekommen und waren daher zeitlich gut aufgestellt, um von Leon aus noch über den Camino Frances nach Santiago zu laufen. Gestartet sind wir auf dem Camino del Norte in Laredo, um uns ein wenig an der Küste einzulaufen, bevor wir die Berge in Angriff nehmen wollten. Guter Plan, wie sich herausstellte.
Der Vadiniense ist in der Reihe meiner Weg schon etwas ganz besonderes, denn er zeichnet sich nicht nur durch wunderschöne Landschaften aus, sondern vor allem dadurch, dass man als Pilger spätestens nach dem Kloster von Santo Toribio de Liebana wirklich alleine unterwegs ist, wenn man seine Pilgerbegleitung nicht gleich selbst mitbringt. Wir beide haben zwischen dem Kloster und dem Zusammentreffen mit dem Camino Frances an mehreren Tagen bis zum eintreffen in der Herberge, die wir häufig für uns alleine hatten, wirklich niemanden getroffen. Nicht nur keine Pilger, sondern an zwei Tagen auch sonst niemanden. Das sollte man mögen und auch aushalten können. Wenn das so ist - wie bei uns - ist das kein Minus- sondern ein großer Pluspunkt dieses Weges. Wir beiden haben es jedenfalls als sehr schön empfunden mal rund eine Woche, abseits von Sippe und Freundeskreis, nur für uns zu sein.
Die ersten fünf Tage unserer Pilgerwanderung waren ja noch auf dem Camino del Norte und dort haben wir ein paar nette Pilger aus Deutschland, Irland und Australien getroffen und von den schönen Abenden, die wir zusammen verbracht haben, konnten wir nun bis kurz vor Leon zehren. Vom Wetter her wurden wir in den ganzen vier Wochen reich beschenkt. Nachdem es auf dem Norte noch etwas regnete, war das Wetter zu Beginn des Vadiniense in den Bergen zwar sehr sonnig, aber nicht zu heiß. Ab Cistierna war es unglaublich heiß und diese Hitze hielt sich bis ein paar Tage vor Santiago.
Es gibt zu Beginn des Vadiniense die Möglichkeit, mehr oder weniger direkt von San Vicente nach Cades zu laufen, wir haben uns aber für den Weg über Serdio entschieden. Hier konnten wir noch einen schönen Abschlussabend mit der "Norte-Truppe" verbringen und der Weg führt von dort in einer großen Schleife ebenfalls nach Cades.
Serdio - Lafuente
Kurz hinter Serdio, wo wir in der sehr schönen Bar noch ein opulentes Abschiedsfrühstück genossen haben, trennt sich dann der Vadiniense vom Norte. Der geneigte Vadiniense-Pilger hält nun Ausschau nach einem roten Kreuz, wahlweise auch roten Pfeilen. Bis zum Kloster Santo Toribio ist die Auszeichnung sehr gut, danach lässt sie schon ein bisschen nach - oft gibt es aber auch nur eine Möglichkeit der Wegführung.
Ab Munorrodero führt der Weg dann rund 10 km am Rio Nansa entlangt. Die Wegführung ist einfach phantastisch. Häufig ist, besonders zu Beginn, eine Art hölzerne Galerie an den Fels gebaut, auf der es über zahlreiche Treppen munter rauf und runter geht, immer mit Blick auf den schönen Fluß. In Cades hat man die Möglichkeit in der kleinen Pilgerherberge unterzukommen, wir haben uns aber als Etappenziel Lafuente vorgenommen. Ab Cades findet man sich dann auf einer einsamen Landstraße wieder, der man, immer sachte bergauf, bis Lafuente folgen muss. Rechts und links tauchten nun die ersten Berge auf und in Lafuente dachten wir schon, wir wären recht hoch, obwohl der Ort noch nicht mal 400 Meter hoch liegt. Die Herberge in Lafuente liegt am Ende der recht übersichtlichen Ortschaft und spielt in Sachen Lage, Aussicht und besonders in Sachen Betreuung durch den Hospitalero sicher in der ersten Liga. Die alte Schule ist zweckmäßig ausgestattet und wird sehr liebevoll betreut. Am Eingang des Ortes (also rund 200 Meter entfernt) betrieb ein ziemlich alter Senor seine mittelalterliche Bar. Der war so süß. Die ganze Besatzung der Herberge, also drei Spanier und wir zwei, sind bei ihm eingefallen, um uns ein schönes Einlaufbier zu gönnen.
Nach glaubhafter Schilderung unserer Mitpilger sprach der Barbesitzer einen so starken Dialekt, dass es selbst ihnen nur schwer möglich war, das Getränkeangebot der Bar zu erforschen. Das war im Grunde genommen auch nicht erforderlich, denn das einzige Getränk im Ausschank war Radler. Unsere Truppe hat dann also den gesamten Vorrat dieses Etablissements (9 kleine Fläschchen) vernichtet. Glücklicherweise traf kurz vor unserem Aufbruch in Richtung Herberge noch Tante Edeka mit ihrem Verkaufswagen ein, sodass wir uns für den nächsten Tag mit etwas Obst und Keksen eindecken konnten. Ansonsten sind die Einkaufsmöglichkeiten in Lafuente mit einem Wort zu beschreiben - nada.
Nachdem wir wieder in der Herberge eingetroffen waren, mussten wir uns zügig duschen und umziehen, denn mehrere parallel arbeitende Stromverbraucher halten die Leitungen dort nicht aus. Also alles schön nacheinander, erst alle duschen - dann alle waschen - dann wird gekocht. Zum Abendessen hat uns der Hospitalero mit einem göttlichen veganen Eintopf und einem Gläschen Rotwein verwöhnt. Als er dann noch draußen das Lagerfeuer entzündete und wir alle den Sonnenuntergang am offenen Feuer genießen konnten, hatte er endgültig gewonnen. Für den Morgen hatte er ein kleines Frühstück vorbereitet. Das war auch gut so, denn auf den ersten sechs Kilometern des Weges nach Potes gibt es keine Einkehrmöglichkeit, dafür geht es aber stetig und auch recht heftig bergauf.
-später mehr-
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