Ich bin den Camino de Madrid im Frühjahr 2008 gegangen, die erste Etappe zusammen mit einem Deutschen, der in Madrid lebt. Der hatte den Weg schon einmal im Sommer des Vorjahres begonnen und wegen großer Hitze abgebrochen. Wie ich gelesen habe, ist die Herbergssituation jetzt auch im ersten Abschnitt zwischen Madrid und Segovia zufriedenstellend. Ob die Herbergen allerdings wegen der Corona-Situation geöffnet sind, weiß ich nicht. Mittlerweile kennen wir die Bedeutung der Abstandsregel bei der Vermeidung der Ansteckung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in den Herbergen eingehalten werden kann.
Die Landschaft ist ab Segovia offen und ohne schattenspendende Wälder, was im Sommer Temperaturen über 40 °C bedeutet. Deshalb rate ich von dem Weg im Sommer ab. Im zeitigen Frühjahr war der Weg angenehm und empfehlenswert.
Hier ist der Text aus meinem Tagebuch:
Sa. 23.2.2008
Um 13:30 Uhr startete ich von Faurndau mit dem Fahrrad. Die Hinreise wäre problemlos auch mit dem Bus oder dem Zug möglich gewesen. Aber die Rückfahrt hätte Probleme bereiten können, da bei einer Ankunftszeit von 22:30 Uhr die letzte S-Bahn mit Anschluss nach Göppingen bereits weg wäre, wenn das Gepäck kommt. Eine Packliste hatte ich nicht gemacht, wohl aber am Samstagvormittag nach und nach, alles eingepackt, was ich für nötig hielt. Nach 2 Stunden erreichte ich den Flughafen und schloss mein Fahrrad am selben Zaunpfahl wie in den Vorjahren an. Den Flug hatte ich schon im letzten August für 39,31 € bei Germanwings gebucht. Die Waage beim Einchecken zeigte 11,4 kg. Wenn ich berücksichtige, dass ich beim Leerräumen des Kühlschranks etwa 2 kg Essen und Trinken eingepackt hatte, denke ich, dass nicht zu viel Unnützes eingepackt wurde. Peter, der in Madrid wohnt, erwartete mich am Flughafen Barajas und, nachdem wir zu seiner Wohnung gefahren waren und meinen Rucksack abgestellt hatten, machten wir noch einen Spaziergang durch das abendliche Madrid. anscheinend werden dort die Leute erst gegen Mitternacht richtig lebendig. So war es dann 0:30, als wir uns schlafen legten.
So. 24.2.2008
Peter, der mich eigentlich auf dem gesamten Weg begleiten wollte, hatte keinen Urlaub bekommen und ging deshalb nur die erste Etappe bis Tres Cantos mit mir. Wir begannen den Weg mit einer Messe in der Kathedrale. Peter wollte mir noch einen Stempel für meinen Credencial beschaffen. Deshalb gingen wir zur Santiago-Kirche, wo ich nach der Messe, die dort gerade stattfand, noch einen Stempel bekam. Wir gingen dann die Castillana entlang und fanden direkt an der Plaza Castilla den ersten gelben Pfeil. Dann ging der Weg, sehr gut mit gelben Pfeilen gekennzeichnet, meist in der Nähe der Bahnlinie oder der Autobahn nach Tres Cantos. Ich ging noch mit Peter zum Bahnhof, von wo er um 19:27 zurück nach Madrid fahren konnte. Leider hatte es am Nachmittag begonnen, leicht zu regnen, und es regnete auch weiter, als ich mir kurz hinter Tres Cantos unter einem Baum einen Platz zum schlafen suchte.
Mo. 25.2.2008
Gegen 7:30 Uhr wurde es hell, und ich ging zunächst ein Stück, weil es im etwas feuchten Schlafsack gegen Morgen etwas kühl wurde. Gegen 9 Uhr machte ich dann Frühstückspause. Ein Autofahrer mit Geländewagen schaffte es, so durch eine Fütze zu fahren, dass er mich auf meinem etwa 4 m entfernten Sitzplatz noch nass spritzte. Da die Temperatur nicht zu einer längeren Rast einlud, ging ich bald weiter und erreichte gegen 9:45 Uhr Colmenar Viejo. Auch durch die Stadt ist der Weg sehr gut mit Pfeilen gekennzeichnet, so dass man keine Beschreibung braucht. Einzelne Regentropfen fielen aus einer hochnebelartigen Bewölkung, die leider keine weite Sicht zuließ. Gegen 11 Uhr ging ich dann aus der Stadt hinaus. Der Weg nach Manzanares geht meist wieder am Canal de Isabel II vorbei. Man erkennt diesen Trinkwasserkanal an den pilzförmigen Betonmarkierungen mit der Aufschrift CY II. Wenn man herunter nach Manzanares kommt, hat man eine schöne Aussicht über den Stausee und den Ort. Am Ausgang des Ortes gibt es ein Naturinformationszentrum, wohl besonders zur Information von Schulkindern. Nach Matalpino führt der Weg durch eine große Kuhwiese. Dort übernachtete ich.
Di. 26.2.2008
Von Navacerrada geht es zunächst wieder etwas herunter und gegen 8:45 Uhr, als die Kinder gerade zur Schule gingen, erreichte ich Cercedilla. Auf dem Weg aus dem Ort heraus gibt es zahlreiche Bänke und Tische, die zur Frühstückspause einluden. Dann geht der Weg in den Wald, und auf einer Tafel wird darauf hingewiesen, dass man die Römerstraße rekonstruiert. Ob dazu auch gehört, dass der Weg im weiteren Verlauf gerade neu asphaltiert wurde? Nach Ende des Asphaltweges kommt man jedoch bald auf die Römerstraße, deren große Steine einen bis zur Passhöhe begleiten. Dort war es zwischen einigen restlichen Schneefeldern recht kühl, so dass ich etwas abwärts ging, wo ich auf Gras am Wegesrand einen Platz für die Mittagspause fand. Nach etwa 90 min wurde die Sonne immer mehr durch Wolken verdeckt und ich ging gegen 13:45 Uhr weiter. Der Weg geht mit einigen Bögen weiter bis er auf eine Querstraße stößt. Dort gibt es noch einmal Pfeile und einen Monolith, die eindeutig zeigen, dass man die Straße überqueren muss. Schon nach 50 m gibt es eine Verzweigung, wo man geradeaus und links gehen kann. Ich entschloss mich für den linken Weg, weil dieser im Gegensatz zu dem Weg, den Berg herunter führte. Bald hörte der Wald auf und ich kam auf eine große abschüssige Wiese wie eine Alm. In der Ferne war schon Segovia zu erkennen. Das gab mir die Richtung. Ohne Verbindung zu einem Weg stand auf der Wiese noch einmal eine große Hinweistafel mit dem gesamten Wegeverlauf und ein Monolith, der zeigte, dass es noch 589 km bis nach Santiago sind. Ich ging weiter abwärts. Auf meiner Wanderung über die Wiese sah ich noch ein totes Rind, dessen Fleisch schon fast vollständig verschwunden war. Der Schädel war weiß gebleicht. Schließlich kam ich an ein Weidetor, das aber mit einem Schloss abgesperrt war. So musste ich über den Stacheldrahtzaun klettern und gelangte auf einem Feldweg auf eine Straße, der ich nach rechts folgte, weil ich sah, dass nach etwa 300 m ein Weg links abzweigte. Da gab es dann auch wieder gelbe Pfeile. Eigentlich wären sie dort nicht mehr nötig gewesen, denn der Weg wurde von vielen Joggern benutzt. So kam ich in die Stadt und sah mir zunächst das Aquädukt an. Es ist erstaunlich, wie ordentlich und vollständig das Bauwerk nach mehr als 1800 Jahren noch ist. Ich kaufte noch einige Ansichtskarten. Um Zugang zu der Herberge zu bekommen, war es nun zu spät, da in der Stadtverwaltung niemand mehr war. Die Kathedrale wird gerade renoviert, so dass man nicht hinein konnte. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt suchte ich mir einen Schlafplatz in dem Park am Fluss.
Mi. 27.2.2008
Gegen 6:30 Uhr wachte ich auf, weil einem Hund meine Anwesenheit nicht gefiel und er heftig bellte. Nach dem Frühstück wurde es allmählich hell und ich konnte die gelben Pfeile sehen. Der Weg geht zunächst der Straße entlang und nach der Beschreibung soll der Weg nach Zarramala gehen. Ich sah auch noch ein Schild, das auf diesen Ort hinwies, gelangte aber schließlich auf die CL605, die Fernstraße, die Segovia mit Santa Maria la Real de Nieva verbindet. Dies ist zwar der direkte Weg, aber nicht schön zu gehen. Deshalb suchte ich mir Feldwege, die etwa parallel zur Straße gingen. Bis Mittag war es sonnig und schön warm, so dass ich in einem Strohhaufen eine längere Pause machte. Dann wurde es immer stärker bewölkt und begann schließlich zu regnen. Als ich in Santa Maria la Real de Nieva ankam, war es schon zu spät, um den Schlüssel für die Herberge zu holen. Auch die Kirche war verschlossen. Ich ging dann weiter den gelben Pfeilen nach und sah dann an einer links abzweigenden Straße Pfeile mit A. Nach etwa 50 m sah ich auf der linken Seite ein Haus mit vielen Muscheln. An der Tür waren zwei Telefonnummern, die man anrufen sollte, wenn man in die Herberge wollte. Doch es meldete sich niemand. Deshalb ging ich weiter nach Nieva. Der Regen wurde stärker, so dass ich mich entschloss in dem Wartehäuschen am Ortsanfang zu bleiben. Nachdem gegen 20 Uhr die Guardia Civil ihre Runde durch den Ort gedreht hatte und mich in dem nur mit einem kleinen Eingang offenen Häuschen nicht gesehen hatte, breitete ich meinen Foliensack und Schlafsack aus und legte mich schlafen. Immer wieder wurde ich durch das Prasseln des Regens auf das Dach geweckt.