Camino Madrid August 2020

Adondevas

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Guten Abend Zusammen,

diesen Sommer im August möchte ich, falls die Beschränkungen vollständig aufgehoben werden und die Infektionszahlen sich weiterhin positiv entwickeln den Camino Madrid von Madrid nach Sáhagun gehen. Anreise bis Madrid würde ich gerne mit dem Zug machen, falls diese auch klappen.

Als Zeitfenster setze ich ca. 17 Tage reine Laufzeit an. Die Info auf Gronze habe ich natürlich schon gefunden. Leider ist die sonstige Informationslage recht dünn.

Ist eine(r) von euch den Weg schon einmal gegangen und kann mir ein paar Empfehlungen geben.

Vielen Dank für eure Unterstützung.

Herzliche Grüße Uwe
 

Ulrich Altenhofen

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Ich bin den Camino de Madrid im Frühjahr 2008 gegangen, die erste Etappe zusammen mit einem Deutschen, der in Madrid lebt. Der hatte den Weg schon einmal im Sommer des Vorjahres begonnen und wegen großer Hitze abgebrochen. Wie ich gelesen habe, ist die Herbergssituation jetzt auch im ersten Abschnitt zwischen Madrid und Segovia zufriedenstellend. Ob die Herbergen allerdings wegen der Corona-Situation geöffnet sind, weiß ich nicht. Mittlerweile kennen wir die Bedeutung der Abstandsregel bei der Vermeidung der Ansteckung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in den Herbergen eingehalten werden kann.
Die Landschaft ist ab Segovia offen und ohne schattenspendende Wälder, was im Sommer Temperaturen über 40 °C bedeutet. Deshalb rate ich von dem Weg im Sommer ab. Im zeitigen Frühjahr war der Weg angenehm und empfehlenswert.
Hier ist der Text aus meinem Tagebuch:
Sa. 23.2.2008

Um 13:30 Uhr startete ich von Faurndau mit dem Fahrrad. Die Hinreise wäre problemlos auch mit dem Bus oder dem Zug möglich gewesen. Aber die Rückfahrt hätte Probleme bereiten können, da bei einer Ankunftszeit von 22:30 Uhr die letzte S-Bahn mit Anschluss nach Göppingen bereits weg wäre, wenn das Gepäck kommt. Eine Packliste hatte ich nicht gemacht, wohl aber am Samstagvormittag nach und nach, alles eingepackt, was ich für nötig hielt. Nach 2 Stunden erreichte ich den Flughafen und schloss mein Fahrrad am selben Zaunpfahl wie in den Vorjahren an. Den Flug hatte ich schon im letzten August für 39,31 € bei Germanwings gebucht. Die Waage beim Einchecken zeigte 11,4 kg. Wenn ich berücksichtige, dass ich beim Leerräumen des Kühlschranks etwa 2 kg Essen und Trinken eingepackt hatte, denke ich, dass nicht zu viel Unnützes eingepackt wurde. Peter, der in Madrid wohnt, erwartete mich am Flughafen Barajas und, nachdem wir zu seiner Wohnung gefahren waren und meinen Rucksack abgestellt hatten, machten wir noch einen Spaziergang durch das abendliche Madrid. anscheinend werden dort die Leute erst gegen Mitternacht richtig lebendig. So war es dann 0:30, als wir uns schlafen legten.

So. 24.2.2008

Peter, der mich eigentlich auf dem gesamten Weg begleiten wollte, hatte keinen Urlaub bekommen und ging deshalb nur die erste Etappe bis Tres Cantos mit mir. Wir begannen den Weg mit einer Messe in der Kathedrale. Peter wollte mir noch einen Stempel für meinen Credencial beschaffen. Deshalb gingen wir zur Santiago-Kirche, wo ich nach der Messe, die dort gerade stattfand, noch einen Stempel bekam. Wir gingen dann die Castillana entlang und fanden direkt an der Plaza Castilla den ersten gelben Pfeil. Dann ging der Weg, sehr gut mit gelben Pfeilen gekennzeichnet, meist in der Nähe der Bahnlinie oder der Autobahn nach Tres Cantos. Ich ging noch mit Peter zum Bahnhof, von wo er um 19:27 zurück nach Madrid fahren konnte. Leider hatte es am Nachmittag begonnen, leicht zu regnen, und es regnete auch weiter, als ich mir kurz hinter Tres Cantos unter einem Baum einen Platz zum schlafen suchte.



Mo. 25.2.2008

Gegen 7:30 Uhr wurde es hell, und ich ging zunächst ein Stück, weil es im etwas feuchten Schlafsack gegen Morgen etwas kühl wurde. Gegen 9 Uhr machte ich dann Frühstückspause. Ein Autofahrer mit Geländewagen schaffte es, so durch eine Fütze zu fahren, dass er mich auf meinem etwa 4 m entfernten Sitzplatz noch nass spritzte. Da die Temperatur nicht zu einer längeren Rast einlud, ging ich bald weiter und erreichte gegen 9:45 Uhr Colmenar Viejo. Auch durch die Stadt ist der Weg sehr gut mit Pfeilen gekennzeichnet, so dass man keine Beschreibung braucht. Einzelne Regentropfen fielen aus einer hochnebelartigen Bewölkung, die leider keine weite Sicht zuließ. Gegen 11 Uhr ging ich dann aus der Stadt hinaus. Der Weg nach Manzanares geht meist wieder am Canal de Isabel II vorbei. Man erkennt diesen Trinkwasserkanal an den pilzförmigen Betonmarkierungen mit der Aufschrift CY II. Wenn man herunter nach Manzanares kommt, hat man eine schöne Aussicht über den Stausee und den Ort. Am Ausgang des Ortes gibt es ein Naturinformationszentrum, wohl besonders zur Information von Schulkindern. Nach Matalpino führt der Weg durch eine große Kuhwiese. Dort übernachtete ich.



Di. 26.2.2008

Von Navacerrada geht es zunächst wieder etwas herunter und gegen 8:45 Uhr, als die Kinder gerade zur Schule gingen, erreichte ich Cercedilla. Auf dem Weg aus dem Ort heraus gibt es zahlreiche Bänke und Tische, die zur Frühstückspause einluden. Dann geht der Weg in den Wald, und auf einer Tafel wird darauf hingewiesen, dass man die Römerstraße rekonstruiert. Ob dazu auch gehört, dass der Weg im weiteren Verlauf gerade neu asphaltiert wurde? Nach Ende des Asphaltweges kommt man jedoch bald auf die Römerstraße, deren große Steine einen bis zur Passhöhe begleiten. Dort war es zwischen einigen restlichen Schneefeldern recht kühl, so dass ich etwas abwärts ging, wo ich auf Gras am Wegesrand einen Platz für die Mittagspause fand. Nach etwa 90 min wurde die Sonne immer mehr durch Wolken verdeckt und ich ging gegen 13:45 Uhr weiter. Der Weg geht mit einigen Bögen weiter bis er auf eine Querstraße stößt. Dort gibt es noch einmal Pfeile und einen Monolith, die eindeutig zeigen, dass man die Straße überqueren muss. Schon nach 50 m gibt es eine Verzweigung, wo man geradeaus und links gehen kann. Ich entschloss mich für den linken Weg, weil dieser im Gegensatz zu dem Weg, den Berg herunter führte. Bald hörte der Wald auf und ich kam auf eine große abschüssige Wiese wie eine Alm. In der Ferne war schon Segovia zu erkennen. Das gab mir die Richtung. Ohne Verbindung zu einem Weg stand auf der Wiese noch einmal eine große Hinweistafel mit dem gesamten Wegeverlauf und ein Monolith, der zeigte, dass es noch 589 km bis nach Santiago sind. Ich ging weiter abwärts. Auf meiner Wanderung über die Wiese sah ich noch ein totes Rind, dessen Fleisch schon fast vollständig verschwunden war. Der Schädel war weiß gebleicht. Schließlich kam ich an ein Weidetor, das aber mit einem Schloss abgesperrt war. So musste ich über den Stacheldrahtzaun klettern und gelangte auf einem Feldweg auf eine Straße, der ich nach rechts folgte, weil ich sah, dass nach etwa 300 m ein Weg links abzweigte. Da gab es dann auch wieder gelbe Pfeile. Eigentlich wären sie dort nicht mehr nötig gewesen, denn der Weg wurde von vielen Joggern benutzt. So kam ich in die Stadt und sah mir zunächst das Aquädukt an. Es ist erstaunlich, wie ordentlich und vollständig das Bauwerk nach mehr als 1800 Jahren noch ist. Ich kaufte noch einige Ansichtskarten. Um Zugang zu der Herberge zu bekommen, war es nun zu spät, da in der Stadtverwaltung niemand mehr war. Die Kathedrale wird gerade renoviert, so dass man nicht hinein konnte. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt suchte ich mir einen Schlafplatz in dem Park am Fluss.



Mi. 27.2.2008

Gegen 6:30 Uhr wachte ich auf, weil einem Hund meine Anwesenheit nicht gefiel und er heftig bellte. Nach dem Frühstück wurde es allmählich hell und ich konnte die gelben Pfeile sehen. Der Weg geht zunächst der Straße entlang und nach der Beschreibung soll der Weg nach Zarramala gehen. Ich sah auch noch ein Schild, das auf diesen Ort hinwies, gelangte aber schließlich auf die CL605, die Fernstraße, die Segovia mit Santa Maria la Real de Nieva verbindet. Dies ist zwar der direkte Weg, aber nicht schön zu gehen. Deshalb suchte ich mir Feldwege, die etwa parallel zur Straße gingen. Bis Mittag war es sonnig und schön warm, so dass ich in einem Strohhaufen eine längere Pause machte. Dann wurde es immer stärker bewölkt und begann schließlich zu regnen. Als ich in Santa Maria la Real de Nieva ankam, war es schon zu spät, um den Schlüssel für die Herberge zu holen. Auch die Kirche war verschlossen. Ich ging dann weiter den gelben Pfeilen nach und sah dann an einer links abzweigenden Straße Pfeile mit A. Nach etwa 50 m sah ich auf der linken Seite ein Haus mit vielen Muscheln. An der Tür waren zwei Telefonnummern, die man anrufen sollte, wenn man in die Herberge wollte. Doch es meldete sich niemand. Deshalb ging ich weiter nach Nieva. Der Regen wurde stärker, so dass ich mich entschloss in dem Wartehäuschen am Ortsanfang zu bleiben. Nachdem gegen 20 Uhr die Guardia Civil ihre Runde durch den Ort gedreht hatte und mich in dem nur mit einem kleinen Eingang offenen Häuschen nicht gesehen hatte, breitete ich meinen Foliensack und Schlafsack aus und legte mich schlafen. Immer wieder wurde ich durch das Prasseln des Regens auf das Dach geweckt.
 
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Ulrich Altenhofen

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Do. 28.2.2008

Als ich dann aber gegen 6 Uhr, geweckt durch den stärker werdenden Verkehr, aufstand, war der Eingangsbereich schon wieder trocken. Ich ging dann nach dem Frühstück bereits gegen 6:30 Uhr los und gelangte kurz vor 9 Uhr nach Nava de la Asuncion. Nachdem mir auf einer früheren Reise der Rucksack samt Adressbuch gestohlen wurde, hatte ich jetzt eine Adressenliste von den Leuten mitgenommen, denen ich schreiben wollte. Deshalb nutzte ich die Gelegenheit, im Correos nicht nur die Marken für die geschriebenen sondern auch für die Karten zu kaufen, die ich später schreiben wollte. Gegen Mittag erreichte ich Coca. Da mir das zu früh schien, um die Tagesetappe zu beenden, ging ich weiter. Nach dem Ort machte ich zunächst einmal eine längere Pause in der Sonne, die dann im späteren Nachmittag bis kurz vor Sonnenuntergang hinter Wolken verschwand. Kurz vor Villeguillo sah ich ein riesiges Feld mit Möhren, das umgepflügt war. Teilweise lagen die Möhren auch auf dem Weg. Aufsammeln war einfacher als sie zu Hause im Garten aufzuziehen. Der Weg war unmittelbar vorher neu angelegt worden, so dass nur eine Fahrspur zu erkennen war. Beim Anlegen solcher Pisten wird offenbar Lehm als Deckschicht verwendet, der sich bei Trockenheit gut verfestigt. Jetzt aber, nachdem es geregnet hatte, blieb bei jedem Schritt etwas mehr Lehm am Schuh hängen, bis das ganze so schwer war, dass es herunterfiel. Danach begann alles von neuem. Durch große Kiefernwälder gelangte ich beim letzten Sonnenstrahl nach Alcacaren, wo ich in der Information nach der Herberge fragte und auch gleich den Schlüssel für die Herberge gegenüber bekam. Nach dem Einkauf im Supermercado, Abendessen und Waschen schlief ich dann schnell ein.



Fr. 29.2.2008 Alcacaren

Nach dem Frühstück brachte ich den Schlüssel zurück und ging gegen 8 Uhr los. Gegen 8:45 Uhr machte ich Pause. Aber die Sonne verschwand schnell hinter Wolken. Der Weg führt abwechselnd durch Kiefernwälder und Getreidefelder. Einige km vor Valdestillas kommt man über einen Bach. Kurz danach zweigt ein Weg rechts ab, der gerade mit einer großen Baumaschine neu angelegt wurde. Vermutlich durch diese Baumaßnahme waren alle Zeichen weg. Ich entschloss mich für diesen nach rechts abzweigenden Weg, was sich als richtig erwies. Denn er führte nach Valdestillas. Nach dem Ort werden zunächst die alte Bahnlinie und dann die AVE-Trasse unterquert. Danach führen die Zeichen auf einen Waldweg, der in etwa 50 m Abstand zur Straße verläuft. Da es Mittag war, suchte ich mir einen Platz zur Mittagspause. Vor der Bahnunterführung sollen die Autofahrer ihrer Geschwindigkeit reduzieren. Wenn sie das nicht tun, werden sie durch etwa 1 cm dicke und 5 cm breite Platten, die in kurzem Abstand auf die Straße geklebt sind, durchgeschüttelt. Der dabei entstehende Lärm trieb mich noch etwa einen halben km weiter. Die Sonne wechselte mit Wolken. Wenn die Sonne schien, war es zu warm, so dass ich den Kopf mit meinem Handtuch schützte. Weiter ging es auf dem Weg parallel zur Fahrstraße bis Puente Duero. Von dort an gab es am Pilgerweg mehrere Pilgerfiguren, die wahrscheinlich mit numerisch gesteuerten Brenn- oder Plasmaschneidmaschinen aus etwa 10 mm starkem Flachstahl hergestellt wurden. Unbehandelt und mit Rost überzogen haben sie einen ungewöhnlichen Charakter. Nach der Überquerung des Duero führt der Weg zunächst am Duero entlang, dann aber parallel zur Straße nach Simancas. Nach dem Ort wird die Autobahn unterquert und dann geht man auf einem Feldweg auf eine Anhöhe. Dort hat man einen schönen Ausblick auf Valladolid. Ich nutzte den Platz für eine letzte Pause vor dem Etappenziel Ciguñuela. Während in den anderen Orten mit gelben Pfeilen und „Albergue“ auf die Herberge hingewiesen wurde, war das hier nicht so. Aber es gab freundliche Leute, die mir nicht nur die Herberge zeigten sondern auch das Haus kurz davor (Nr. 24), wo der Schlüssel erhalten werden kann. Der Betreuer sagte mir auch, wo ich zu Essen einkaufen konnte. Da es nach Duschen und Abendessen noch etwas früh zum Schlafen war, fiel der Bericht dieses Tages etwas ausführlicher aus.



Sa. 1.3.2008 Cigueñuela - Medina de Riosco

Ich hatte zwar schon einen Fensterladen etwas geöffnet, damit ich die Morgenhelligkeit besser erfassen konnte. Aber trotzdem wachte ich erst gegen 7:45 Uhr auf. Waschen, anziehen, alles zusammenpacken, keinen Dreck zurücklassen, Schlüssel abgeben und schon war es 8:15 Uhr. Eine Apfelsine auf den ersten Schritten und das richtige Frühstück machte ich, als der Morgennebel weitgehend verschwunden und die Sonne herausgekommen war am Rande eines Kiefernwaldes, dort wo sich der Weg in eine Variante für Fußgänger und eine für Fahrradfahrer verzweigt, sehr schön symbolisiert durch Figuren, die aus Flachstahl herausgearbeitet sind. Der Fußweg endet an einem Feld und man muss sich den Weg zunächst am Waldrand, dann herunter durch den Wald und dann wieder über ein Feld zum Ortsrand von Wamba suchen. Weiter ging es über lange gerade Feldwege nach Pentaflor de Hornija. Hinter dem Ort am Talrand mit schönem Blick über den Ort machte ich Mittagspause. Weiter ging es über einen langen geraden Feldweg, der wohl vor kurzem verbreitert worden war. Als Deckschicht hatte man offenbar Lehm von den Feldern benutzt, worauf Pflanzenreste hindeuteten. Dieses Material hatte sich durch den Regen der letzten Tage in eine klebrige Masse verwandelt, von der bei jedem Schritt etwas mehr an den Schuhen hängen blieb, bis das ganze so schwer war, dass es von den Schuhen herunterfiel. Nach Castromonte verzweigt sich der Weg: Variante 1: Feldweg und Variante 2: Landstraße. Ich wählte die Landstraße, zumal sie kaum befahren und wesentlich besser als die Feldwege zu gehen war. Hinter Valverde de Campos führt der weg auf eine alte Bahntrasse. Der Ort scheint hauptsächlich aus Bauernhöfen zu bestehen, die Schafe halten. Das viel-hundertfache Geblöke ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Auf diesem Bahndamm kamen mir mehrere Gruppen mit Crossmotorrädern entgegen, die offenbar neben dem Bahndamm ihr Übungsgelände hatten. Die Strecken dort sind teilweise so steil, so dass ich beim Herauffahren Angst hätte, mich rückwärts zu überschlagen. Medina de Rioseco hat offenbar nicht so aktive Jakobsfreunde wie die Orte auf dem bisherigen Weg. Die Pfeile sind längs nicht lückenlos und teilweise bis zur Unkenntlichkeit verbleicht. Als ich dann jemand nach der Herberge fragte, sagte mir der, dass die Herberge im Haus des Cruz Roja sei. Ich ging also zurück zum Busbahnhof und fand daneben das Gebäude des Roten Kreuzes. Ich dachte schon, als ich ein Motorrad vor der Tür stehn sah und der Schutzhelm innen auf dem Tisch lag, dass jemand da wäre. Aber es öffnete niemand. Zwei Telefonnummern waren angegeben, die ich von einem öffentlichen Telefon anrufen wollte. Zu meiner Art des Pilgerns gehörte bis jetzt immer, dass ich kein Mobiltelefon mitnehme, um während der Pilgerzeit ungestört durch das übliche Umfeld zu sein. Während es in den früheren Jahren immer auch in den kleineren Orten problemlos möglich war, ein öffentliches Telefon zu finden, scheint man nun auch in Spanien mit stärkerer Verbreitung der Movils mehr und mehr öffentliche Telefone abzubauen. Ich empfehle deshalb entgegen meiner früher geäußerten Meinung, auf den weniger begangenen Wegen ein Handy mitzunehmen, das für das spanische Netz freigeschaltet ist, um Hospitaleros anrufen zu können. Als ich dann weggehen wollte, um ein Telefon zu suchen, sah ich neben dem Haus einen Mann den Rasen mähen. Ich sprach ihn an und er sagte, dass er vom Roten Kreuz sei, für die Pilger aber die Jakobsfreunde zuständig seien. Er war dann aber bereit, eine der angegebenen Nummern anzurufen. Nach etwa 15 min kam der Hospitalero. In seinem Buch sah ich, dass ich der erste Pilger in diesem Jahr war, der hier übernachtete. Der als Herberge dienende Gebäudeteil hat eine Küche, einen Schlafraum mit 4 Betten, eine Dusche und eine Toilette. Da ich schon beim Warten vor der Herberge zu Abend gegessen hatte ging ich schon gegen 20:30 Uhr schlafen.
 

Ulrich Altenhofen

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So. 2.3.2008 Medina de Riosco – Santevas de Campos

Gegen 8 Uhr startete ich und fand dann in der Stadt doch noch einige Pfeile, nachdem ich zunächst der Hauptstraße nach Norden gefolgt war. Dann, schon fast am Ortsausgang gibt es eine Verzweigung mit den Bezeichnungen B (für Berueces) und T (für Tamirez de Campos). Die Bedeutung der Buchstaben wurde mir erst später klar, nachdem ich die T-Variante gewählt und bis zur ersten Brücke am Canal de Castilia entlang gegangen war. Eigentlich wollte ich auf der alten Bahnlinie gehen, da dies der kürzeste Weg ist. Ich erreichte diese, indem ich den gekennzeichneten Weg verließ und nach dem Überqueren der Brücke geradeaus einen Feldweg ging. Der Bahndamm war sofort zu erkennen und bald erreicht. Teilweise wird er auch als Feldweg benutzt. Teilweise ist er aber ziemlich zugewachsen, so dass ich auf den angrenzenden Feldrand auswich. Anfangs war an den schattigen Stellen noch Raureif. später wurde es in der Sonne ziemlich warm. Ich benutzte zunächst meine Mütze, später eine Plastiktüte, um meine Ohren vor Sonnenbrand zu schützen. Da erinnerte ich mich an das Hemd mit Kapuze, das ich in den früheren Jahren immer mitgenommen hatte, aber dann nicht mehr anzog, weil der Rücken durch das Schwitzen stark ausgebleicht war. Die in der Beschreibung erwähnten fehlenden Brücken sind etwa 1,5 m breite Durchlässe für Bäche, die wohl früher mit Trägern abgedeckt waren. Sportliche Pilger wären sicher hinüber gesprungen. Ich wollte aber kein Risiko eingehen und ging die Böschung herunter, über den Bach oder Graben und dann wieder die Böschung hinauf. Kurz vor Cuenca de Campos kreuzt die Bahntrasse die Straße von Tamirez de Campos, von wo die Variante kommt, die am Kanal entlang ging. Auf der anderen Seite der Straße ist der Bahndamm so zugewachsen, dass man ihn nicht mehr benutzen kann. Ich ging also durch den Ort den Pfeilen nach. Nach dem Ort hat man den Bahndamm mit einer feinen Splittschicht versehen, am Rand mit Bäumen bepflanzt, die fehlenden Brücken durch Holzbrücken ersetzt und mit gelben Pfeilen als Camino gekennzeichnet. Bis nach Villalón de Campos folgt der Camino diesem neuen Fußweg. Nach dem Ort geht es dann auf Feldwegen weiter. Nach Fontihoyuelo gibt es einen Brunnen mit einem großen Trog. Nachdem ein Autofahrer mindestens 10 5 L-Plastikbehälter gefüllt hatte, nutzte ich den Brunnen, um Strümpfe zu waschen. Kurz vor 19 Uhr kam ich nach Santervas de Campos. Am Ortseingang gibt es eine Tafel, auf der die Telefonnummer des Ayuntamiento angegeben ist, die man anrufen soll, wenn man die Herberge benutzen will. Nun sonntags abends ist dort sicher niemand anzutreffen. Außerdem sah ich kein öffentliches Telefon. Ich fragte deshalb drei Männer, die sich am Straßenrand unterhielten. Einer war gleich bereit, mit mir zu gehen und mir die Herberge zu zeigen. Wir gingen zu einem Haus in dem die Frau wohnt, die den Schlüssel zur Herberge hat. Doch diese war nicht zu Hause. Der Mann brachte mich dann zu einem alten Schulhaus, das jetzt für Aktivitäten der Gemeinde benutzt wird. Dort gibt es auch einige Matratzen. Im Nebenraum waren einige Frauen, die mehr oder weniger laut Spiele machten. Als sie gegen 20:45 Uhr gingen, legte ich mich schlafen. Abgesehen von dem Hundegebell von Zeit zu Zeit war es eine gute Schlafstelle.



Mo. 3.3.2008 Santevas de Campos - El Burgo Ranero

Gegen 7:45 Uhr ging ich los. Zunächst war es neblig und recht kühl. Am Ortausgang gibt es eine Verzweigung. Die eine führt zunächst über die Landstraße. Sie wurde mir von einem Bewohner empfohlen. Die andere Variante führt nach Mejar de Arriba. Von Avenillas de Valeraduey führt der Weg immer am Fluss entlang und man wird vor dem Ort Granjal de Campos nach links auf einen Feldweg geleitet, so dass man nicht die Landstraße nach Sahagun zu gehen braucht. Gegen 12 Uhr kam ich in Sahagun an und kaufte mir zunächst etwas zu essen. Auf einer Bank am Ortsausgang machte ich Mittagspause und ging dann bis zu einem Rastplatz, der extra für die Pilger angelegt ist. Die Bäume an der Pilgerautobahn, die im Jahr 2002 etwa zur Hälfte ausgetauscht wurden, weil sie nicht angewachsen waren. Einige schienen allerdings erst vor kurzem gepflanzt zu sein. Ich beendete die Etappe in El Burgo Ranero. In der dortigen Herberge waren überwiegend Deutsche aber keine Spanier.
 
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Adondevas

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Hallo Ulrich,

vielen Dank für deine Empfehlung und deine Impressionen.

Ich kenne den Sommer in Spanien, da ich bereits 3 Caminos im August gegangen bin. Ich habe für mich einen Modus gefunden, mit dem ich die Hitze ganz gut bewältigen kann. Ich plane daher nach Möglichkeit Etappenlängen von max. 25 km pro Tag, um dann etwa um 13 Uhr (aller spätestens 14 Uhr) am Etappenziel anzukommen.

Herzliche Grüße Uwe
 
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