Fortsetzung zu meinem "Camino de Madrid":
Donnerstag, 3. Nov. 2016: Madrid-Colmenar Viejo (ca. 35 km)
Der Weg aus Madrid heraus ist gut zu finden, obwohl es lange keine gelben Pfeile gab. Immer den Paseo de la Castillana entlang, bis zum Hospital de la Paz, wo dann die ersten gelben Pfeile gemalt sind.
Bis Fuencarral (10 km) grossteils verbautes Gebiet, dann schon eine etwas einsamere Gegend, wo aber immer wieder Radfahrer unterwegs sind. Des öfteren werde ich angesprochen, die Leute sind so freundlich! In Tres Cantos gibt es eine Herberge, aber ich gehe noch weiter bis Colmenar Viejo, immer leicht zu gehen, mit kaum Steigungen. Schließlich in Colmenar Viejo bei der Kirche angekommen, ist es noch ein gutes Stück bis zum Hostal El Chiscon, das ich erst nach mehrmaligem Fragen finde. (Im "mundicamino", den ich als Pilgerführer benutze, wird das Hostal empfohlen). Dort werde ich sehr freundlich aufgenommen, die Chefin freut sich über meinen Besuch, sie ist Serbin und seit vielen Jahren in Spanien.
Freitag, 4. Nov. 2016: Colmenar-Viejo - Cercedilla (35 km)
Heute ist es nicht mehr so sonnig wie gestern, es sieht eher nach Regen aus. Bis Manzanares El Real immer durch einen Naturpark. Dann weiter nach Matalpino, auf einer Anhöhe, durch eigentümliche Landschaft mit riesigen Steinen. Über Navacerrada dann bei leichtem Regen bis Cercedilla auf 1.200 m Höhe gelegen. Ein recht netter Ort, 1,5 km ausserhalb, in den "dehesas" gibt es eine Jugendherberge, wo ich übernachte. In Cercedilla gibt es ein Denkmal für den ehemaligen Olympiasieger 1972 im alpinen Slalom: Francisco Fernandez Ochoa, leider schon verstorben.
Samstag, 4. Nov. 2016: Cercedilla - Segovia (31 km)
Die heutige Etappe ist die einzige mit einem ordentlichen Anstieg: es geht über die Cierra de Guadarrana auf 1.800 m hinauf, und gerade für heute ist sehr schlechtes Wetter angesagt: Dauerregen, in höheren Lagen auch Schneefall. In der Nacht hat es ordentlich geregnet, aber in der Früh dann fast gar nicht mehr, sodass ich guten Mutes aufbreche: die ersten 7,8 km geht es bergauf zum Puerto de la Fuenfria, zum Teil auf der alten Römerstraße, ein anstrengendes Stück! Oben angekommen, treffe ich auf eine Gruppe von Spaniern, die einen anderen Weg hinaufgegangen sind und nach Cercedilla hinuntergehen. Ich hätte jetzt gerne Gesellschaft gehabt. Dann geht es langsam, aber stetig bergab, anfangs immer durch den Wald. Es beginnt mehr zu regnen, nach und nach werde ich durch und durch nass, meine Jacke ist für so viel Regen scheinbar nicht ausgerichtet. Ein stürmischer Wind peitscht mir den Regen ins Gesicht. Später geht es auf Wegen zwischen Weideflächen dahin, aber Kühe sehe ich erst wieder wenige Kilometer vor Segovia. Auf dieser Etappe gibt es keinen Ort, kein Haus. Aber schließlich komme ich völlig durchnässt in Segovia an und frage mich durch zur Pension "Duerme Vela", die lt. mundicamino auch als Herberge fungiert. Doch leider ist hier nichts mehr frei. Der Portier ist aber so freundlich, mir ein Zimmer zu verschaffen, auf der plaza mayor, in einem sehr alten Haus. Ich bin sehr dankbar, als ich endlich mein Zimmer habe (mit Heizung!) Hier kann ich alle meine Sachen trocknen. Den Stempel bekomme ich in der wunderschönen Kathedrale, und als Pilgerin darf ich diese gratis besichtigen!
Sonntag, 5. Nov. 2016: Segovia - Santa Maria Real la Nieva (34 km)
Zum Glück scheint heute die Sonne, und wenn auch im Laufe des Tages dicke Wolken aufziehen, komme ich doch trocken ans Ziel. Es geht 3,1 km nach Zamarramala, ein sehr gepflegter Vorort vor Segovia, wo es eine Pilgerherberge gibt. Dann nach Valseca, Los Huertos, Añe, Pinilla, Santa Maria Real la Nieva. Die Herberge ist in einem sehr kleinen Haus untergebracht, privat und vom Eigentümer Javier Gozalo äußerst liebevoll eingerichtet. Endlich sehe ich eine Herbergsstatistik: Die Herberge war im Oktober noch regelmässig besucht, so alle paar Tage jedenfalls, die letzten Pilger waren allerdings schon vor 5 Tagen hier.
Montag, 7. Nov. 2016: Santa Maria Real la Nieva - Coca (22,5 km)
Beim Abmarsch sehr kalt, blauer Himmel. Über Nieva und Nava de la Asunción. Ein netter Herr mit 3 lebhaften Hündchen begegnet mir: Er ist vor 2 Jahren von Madrid nach Santiago gegangen, erzählt er mir. Ansonsten sehr ruhig, nur Pienienwald, bis Coca. Hier gibt es eine sehr nette Herberge, liebevoll umsorgt von der hospitalera Charo, die sehr herzlich ist! Sie ist verwundert, dass ich alleine gehe: "Estas mujeres!" meint sie. Es gibt eine Burg und einen alten Turm sowie Reste einer Stadtmauer.
Dienstag, 8. Nov. 2016: Coca - Alcacarén (25 km)
Heute geht es bei recht sonnigem Wetter, aber noch frisch (Frost am Boden) zuerst nach Villeguillo, dann schier endlos durch einen Pinienwald und dann auf einem lehmigen Weg weiter nach Alcacarén. Dort gibt es wieder eine Herberge, den Schlüssel bekomme ich über das Ayuntamiento. Die Herberge liegt am Ortsrand, dort wo morgen der Weg weitergeht, und ist neu und funktionell, hat nicht diesen Charme wie die Herberge in Coca.
Mittwoch, 9. November 2016: Alcacarén - Simancas (31 km)
In der Früh schaut es gar nicht schön aus, ich rechne mit Regen, aber zum Glück kommt die Sonne heraus und bleibt großteils den ganzen Tag. Es geht über Valdestillas nach Puente Duero und weiter nach Simancas. Das ist eine sehr schöne Stadt, die auf einem Hügel liegt. Man überquert die schöne alte Brücke über einen Nebenfluss des Duero, dann geht es hinauf in die Stadt. Ich übernachte im Hostal "Elacabar".
Donnerstag, 10. Nov.2016: Simancas - Medina de Rioseco (44 km)
Ich breche zeitig auf, um 7:45 Uhr bin ich schon auf dem Weg (da ist es noch gar nicht richtig hell um diese Jahreszeit), denn heute gehe ich sehr weit. In der Früh ist es neblig, man merkt aber, es wird ein schöner Tag, aber die Sonne setzt sich erst gegen Mittag durch. Noch in Simancas spricht mich ein älterer Herr an, verwundert, dass ich alleine gehe, verabschiedet sich mit einem "hasta luego, guapa". Die heutige Route: über Cigueñuela (hier gibt es eine Herberge), Wamba, Peñaflor de Hornija, Castromonte, Valverde de Campos nach Medina de Rioseco. Hier gäbe es eine Herberge im Kloster bei den Clarissinnen, ich übernachte aber in einer Pension.
Freitag, 11. November 2016: Medina de Rioseco - Villalón de Campos ( 27 km)
Heute ist es wieder sehr neblig, und leider geht der Nebel den ganzen Tag nicht auf! Die Wegmarkierung ist zumindest für mich verwirrend, und ich gehe letzten Endes einen großen Teil heute auf der Asphaltstraße. In Moral de la Reina treffe ich auf eine große Schafherde auf dem Weg, mit Hirt und Hund. Jetzt geht es 8 lange Kilometer bei dichtem Nebel mitten durch abgeerntete Getreidefelder, endlos, wie mir scheint! Endlich komme ich nach Cuenca de Campos. Von hier noch 5 km, immer in Straßennähe, nach Villalón de Campos. Auch hier gibt es eine Herberge, aber ich übernachte in einem Zimmer auf der plaza mayor, wo ich auch sehr gut esse.
Samstag, 12. Nov. 2016: Villalón de Campos - Sahagún (33 km)
Auch heute breche ich zeitig auf, weil die Etappe laut "mundicamino" fast 44 km lang ist, was sich aber als Irrtum herausstellt, es sind 33! Wieder ziemlich dichter Nebel, ziemlich öd zwischen endlosen Feldern. Ein Radfahrer mit etlichen Hunden kommt mir entgegen: er war 20 Jahre lang beim Militär, erzählt er mir, da mussten sie mit schwerem Gepäck gehen! Die Orte heute sind alle sehr klein und sehr ländlich, die letzten 5 km bis Sahagún lege ich dann auf der Straße zurück. Hier endet der Camino de Madrid, und er setzt sich auf dem Camino Francés fort. Ich bin noch 2 Etappen gegangen bis Léon, hier hieß es für mich erstmals Schluss machen. Ich möchte heuer im Herbst fortsetzen, nach Santiago, eventuell auf dem Camino Salvador bis Oviedo und dann Camino Primitivo.
In Sahagún, auf dem Camino francés, ist dann alles anders als vorher: hier kommen auch im November noch verhältnismäßig viele Pilger durch, und in der Herberge herrscht ein reges Treiben,
viele junge Leute sind hier, und ich genieße jetzt die fröhliche Gesellschaft. Und ich freue mich schon, wenn es weitergeht!