Zurück vom E 1

Anne Ruschmann

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Ein nettes Hallo in die Runde,
hier ein kurzes Feedback von meiner Wanderung auf dem E1, welchen ich ja als Alternative gewählt hatte (anstelle des diesjährigen Camino).
Gestartet bin ich am Freitag, 03.09.2021 inmitten des Bahnstreiks von Mainz nach Flensburg. Das ging besser als erwartet und ich war bereits um 14:00h am Ziel.
Am nächsten Morgen bin ich dann mit dem Bus zur Dänischen Grenze gefahren, dem Startpunkt des E1 in Deutschland.
Kurz hinter Schleswig teilt sich der E1 in zwei Varianten auf, die Ost- u. Westvariante, um dann ab Hamburg wieder zusammenzutreffen.
Ich hatte mich bewusst für die Westvariante entschieden.
Diese ist kaum bis gar nicht markiert, der mitgenommene Wanderführer eher wenig brauchbar. @Ralf: hattest Recht, ich hätte ihn zuhause lassen sollen.
Ohne GPS hätte ich ein ernsthaftes Problem gehabt.
Das Wetter war tagsüber super, nachts ziemlich kalt. Für mich im Zelt ein Problem.
Zelten: geht, aber es ist schwierig, da man sehr! viel durch Naturschutzgebiete läuft.
Ich habe mir meist Unterkünfte gesucht. Am besten ist es, wenn man in den kleinen Ortschaften einfach jemanden anspricht, oft bekommt man dann einen Tipp wer vielleicht was vermietet. Meine Tagesetappen waren immer zwischen 30 - 38km.
Die Landschaft ist flach, Weiden, Wiesen, Moor, auch mal Wald. Die Infrastruktur in den kleinen Orten ist gleich Null. Nachdem ich 11/2 Tage nix zu essen hatte habe ich das kapiert und entsprechend vorgesorgt. 🤣
Andere Wanderer habe ich nicht gesehen. Man läuft allein und sieht höchstens mal an den Höfen oder in den Dörfern jemand.
Irgendwann ist dann auch für mich die grünste und schönste Wiese/Weide eben doch nur grün und so habe ich mich in Itzehoe kurzerhand entschieden, die zwei verbleibenden Lauftage nach Hamburg zu streichen. Stattdessen bin ich von dort mit dem Zug nach Hamburg gefahren und habe mir zwei Tage die Stadt "erlaufen". Das war richtig schön, hat viel Spaß gemacht und ich habe viel gesehen.
Von Hamburg aus geht der E1 eigentlich ab Blankenese wieder zusammen weiter. In dem Wanderführer stand, dass man aber auch durch den alten Elbtunnel laufen kann und ein paar Erklärungen, wie man dann wieder auf die eigentliche Route kommt.
Das habe ich gemacht, ich dachte mir dass es mit GPS ja kein Problem sein dürfte. Ganz großer Fehler!! Ich bin eigentlich nur durch Industriegebiete gelaufen, an Schnellstraßen, Autobahnen, ein LKW nach dem anderen. Dann kommt man an eine Stelle, wo es nur mit der Fähre weiter geht. Gut dass es wochentags war, am Wochenende fährt die nicht. Knapp 2 Stunden Wartezeit bis die Fähre kam. (Pünktlich, gemäß dem ausgehängten Fahrplan)
Irgendwie habe ich es dann nach endlosen Kilometern nach Buchholz geschafft. Dort hatten mein Mann und ich vereinbart uns zu treffen. Das hat super geklappt.
Wir haben bereits in der Vergangenheit das recht oft praktiziert. Mein Mann fährt die Etappen welche ich laufe und wir treffen uns zwischendrin.
Und so haben wir es dann auch ab Buchholz wieder praktiziert. Mit den Unterkünften wurde es ab da auch recht schwierig. Wir haben dann einfach für zwei oder drei Nächte was gebucht und mein Mann hat mich morgens wieder an meinen Startpunkt gefahren.
Am Mittwoch 22.09.2021 kam ich dann am Steinhuder Meer an. Das war wirklich sehr schön und nach bis dahin 500 gelaufenen Kilometern habe ich spontan beschlossen dass -trotz aller guter Vorsätze und Bemühungen - der E1 nicht mein Favorit ist oder wird und ich guten Gewissens diese Wanderung beenden kann.
Der Weg war unglaublich asphaltlastig, es geht auch viel an Straßen entlang. Manchmal geht es den ganzen Tag einfach nur geradeaus über geteerte Wege.
Sollte es fürs Geradeauslaufen jemals einen Award geben, so müsste ich zumindest eine Nominierung erhalten. 😂
Hin und wieder verläuft auch ein Jakobsweg dort, die Muschel als Wegweiser hat mir wieder einmal mehr deutlich gemacht, dass es das ist was ich suche und möchte.
Und so hoffe ich gesund zu bleiben und so schnell wie möglich wieder Richtung Santiago pilgern zu können.
Euch allen Buen Camino.
 

beemaster

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Ich bin diesen Sommer auch ausgehend von der dänischen Grenze nach Süden gewandert, vielmehr gepilgert. Es war eine bewusste Entscheidung, auf die Pilgerwege zu gehen.

Warum: Pilgerwege, speziell die Jakobswege, sind jahrhundertealte Reisewege, und sie folgen nicht der besten Aussicht oder dem idyllisten Grünland, sondern den Handelswegen der damaligen Zeit. Pilgerwege, so sie historisch gewachsen und nicht touristisch wiederentdeckt worden sind!, verbinden Städte und Dörfer, Weitwanderwege meiden sie.

Insofern hatte ich nie Versorgungsprobleme, auch unterwegs kam ich täglich mit Sicherheit duch ein größeres Dorf, das wenigstens einen Bäcker hatte. Jedenfalls fast immer.

Dass ich in meinem Opel Combo geschlafen habe und das Fahrzeug jeden Tag erst einmal ans Ende der Etappe stellen musste, kam mir natürlich versorgungstechnisch zugute. Dafür haben mich die drei Streiks der Bahner hart erwischt; es ging gar nichts mehr! So hätte ich in Bardowick bei Lüneburg nach Lauenburg an der Elbe früh um sechs Uhr nochwas in einen Ersatzbus einseigen müssen und wäre dann kurz vor zwölf am Bahnhof in Lauenburg ausgestiegen - und dann noch 29 km? Nein.

Was die Einsamkeit angeht: Ich habe tatsächlich auf meinem Weg durch zwei Pilger getroffen, einen Rückkehrpilger azs SdC(!!) und einen dänischen Fahrradpilger auf dem Weg dahin.
 
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Marcel

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beemaster Das mit dem Streik war nicht gut.
Gibt's einen Bericht zu deinen Pilgerwegen?

BC

Marcel
(der morgen früh losgeht)
 

beemaster

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Immer wieder mal hier; daneben werde ich manches auf unserem VereinsYT-Kanal und vielleicht auf Instagram setzen. Die Texte und Links landen dann sicher hier
 

geher

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Hallo Anne,
es ist eine feine Sache,so vom Pkw fahrenden Partner unterstüzt zu werden.
Davon habe auch ich auf dem E1 profitiert - in Jütland - von Sienna bis Rom -
auf der via appia traiana.Und wochenlang in Frankreich,an ein paar Tagen
auf dem Pacific Crest Trail in Süd Californien.
Hallo Beemaster,
Vor einiger Zeit hab ich dir vorgeschwärmt mit dem Pkw/Kombi zum Übernachten
an einen Bahnhof fahren,mit dem Zug zum letzten Ziel zurück fahren und über
Pilger/Wanderwege zum abgestellten Pkw zu gehen .In beliebiger Reihenfoge
Fußweg - Bahntrasse - Landstraße dieses einen Abschnittes intensiv zu erleben .
Schön , daß du damals Feuer gefangen hast . . .

Freude auf allen Wegen wünscht der
geher
 
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beemaster

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Hallo Anne,
es ist eine feine Sache,so vom Pkw fahrenden Partner unterstüzt zu werden.
Davon habe auch ich auf dem E1 profitiert - in Jütland - von Sienna bis Rom -
auf der via appia traiana.Und wochenlang in Frankreich,an ein paar Tagen
auf dem Pacific Crest Trail in Süd Californien.
So etwas ähnliches machen wir bei unseren "Quellbesteigungen". Dazu suchen wir eine der kleineren Flüsse in unserer Umgebung aus und wandern von der Mündung desselben hoch zu Quelle. Allerdings haben wir dabei eine Regel, nämlich die, dass wir us konsequen am Ufer entlanghangeln oder aber auf dem Weg, der dem Fluss zu diesem Zeitpunkt am nächsten ist. Das kann eine Bundesstraße sei oder ein Feldweg oder eine Straße ins Industriegebiet. Nicht immer schön, aber immer spannend.

Dazu gehört auch die Fahrerin, die dann morgens ihren Mann in unsere/meine Hände gibt und die dann einen schönen usgedehnten Stadttag macht, bis sie uns am späten Nachmittag irgendwo aufklaubt.

Hallo Beemaster,
Vor einiger Zeit hab ich dir vorgeschwärmt mit dem Pkw/Kombi zum Übernachten
an einen Bahnhof fahren,mit dem Zug zum letzten Ziel zurück fahren und über
Pilger/Wanderwege zum abgestellten Pkw zu gehen .In beliebiger Reihenfoge
Fußweg - Bahntrasse - Landstraße dieses einen Abschnittes intensiv zu erleben .
Schön , daß du damals Feuer gefangen hast . . .

Freude auf allen Wegen wünscht der
geher

Ich bevorzuge dann doch die freie Natur; am Bahnhof war ich meistens in zehn Minuten. So toll dieses Vorgehen ist: Beovr man den ersten Schritt tut, hat man die Etappe schon zweuimal zurückgelegt: Einmal im Auto, einmal im Zug/Bus. Das führe dazu, dass ich nur selten vor neun auf der Piste war. Zum Scbluss war es dann en Rennen gegen die Dunkelheit.

Aber trotzdem wird das meine Art zu pilgern bleiben. Zumindest auf einsamen Wegen.
 
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