Umzug und die erste Woche
Morgen ist es genau eine Woche her, das ich in Santiago angekommen bin, deshalb hier ein kleines Update, vielleicht sogar mit Photo, wenn ich es vom iPhone runterkriege ;-)
Am 24. Mai bin ich abends in Prag ins Flugzeug gestiegen und am 25. Mai morgens in Santiago ausgestiegen. Natürlich dauerte der Flug nicht so lange ;-) Die Nacht habe ich nämlich im Flughafen von Barcelona verbracht. Wenn das schon sein muss, erschwingliche Direktflüge gab es keine, ist El Prat wirklich nicht der schlechteste Flughafen um eine Nacht zu überstehen. Ein paar Cafés sind die ganze Nacht offen, es gibt zwei Innenhöfe wo man Frischluft geniessen und ein Zigarettchen rauchen kann und wer will findet sogar eine (un)bequeme Ecke zum schlafen.
Ich selbst war viel zu nervös zum schlafen, oder besser gesagt hatte Angst, das ich meinen Anschlussflug verschlafe, aber andere Reisende hatten da keine Bedenken ;-) Eine Frau machte es sich im Spielhaus in der Kinderecke bequem, andere legten sich auf die gepolsterten Bänke in den, nun geschlossenen, Restaurants, andere wieder streckten sich einfach auf den harten Bänken vor den Fenstern aus. Ich selbst habe mich mit viel Kaffee, lesen und schreiben wachgehalten. Und so verging die Nacht fast wie im Fluge …
Der letzte Hopp nach Santiago ging dann super-schnell, Vueling kam sogar 20 Minuten eher als geplant an. Und, Freude über Freude, alle meine drei vollgepackten Rucksäcke auch! Zur Belohnung, und weil ich nicht meine Sachen von der Bushaltestelle zum Haus schleppen wollte, habe ich mir dann ein Taxi gegönnt.
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Praktische Information 2017: Taxis vom Flughafen in die Innenstadt von Santiago de Compostela haben einen Festpreis von 21 Euro und die Fahrt dauert so ungefähr 20 Minuten.
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Als ich vor dem Haus ankam, standen meine beiden Freunde, die mir geholfen haben das Haus zu finden, schon zum Empfang bereit. Und ich muss eingestehen, das sie sich wirklich überschlagen haben um alles für mich herzurichten, sogar die Betten hatten sie bezogen! Und, da Himmelfahrt war, auch die Grundnahrungsmittel (Brot, Kaffee, Milch, Marmelade usw.) eingekauft. Warum sie mir allerdings auch 4 Flaschen Wein hinstellten, kann ich mir wirklich nicht vorstellen … Als ich alles gebührend bewundert hatte, sind wir dann erstmal um die Ecke in die Bar A Caamiño zum frühstücken und Nachbarn kennenlernen gegangen. Und um 11:00 kam dann mein Vermieter vorbei um mich kennenzulernen (er hatte Angst, das ich kein spanisch kann ;-) und um die Kaution abzuholen. Als wir alle drei so herumstanden und SmallTalk machten, kam dann auch noch eine Pilgerfreundin vom englischen Forum vorbei, die gerade den Primitivo gepilgert war. Sie hatte mir dankenswerter Weise Hilfe angeboten, aber das war kaum nötig. Nur das Bügelbrett haben wir schnell bei mir im Zimmer versteckt, zusammen mit den Bügeleisen. So gab es mehr Platz im Treppenhaus. Nachdem das vorbei war, war ich erstmal erschlagen! Inzwischen war ich nämlich über 24 Stunden auf den Beinen und merkte es.
Siesta wollte ich aber keine halten, da ich sonst nachts nicht geschlafen hätte, also ab in die Stadt. Zuerst ging ich natürlich Santiago in seiner Kathedrale besuchen, musste ihm ja sagen, das ich da bin und bleibe … Danach erstmal Rundgang durch die Stadt, ich kenne Santiago ja nur aus der Pilger-/Besucherperspektive, nicht als Zugezogene. Also Erkundungsgang war angesagt, will Euch damit nicht langweilen, nur so viel, am Abend zeigte mein FitBit an, das ich mehr als 14 Kilometer gelaufen war, fast eine richtige Pilgeretappe!
Da ich, im Moment, kein Internet im Hause habe, ging ich am Ende meines Rundgangs, und nach einem leckeren Menü im Casa Manolo, noch schnell zu Pilgrims House um meine E-Mails zu checken. Gerade als ich gehen wollte, kamen zwei Franzosen vorbei, ein Ehepaar aus Bordeaux. Durchnässt waren sie, müde, und auf der Suche nach einem Bett. Also habe ich sie einfach mit nach Hause genommen ;-) Zwei Nächte sind sie geblieben und als Überraschung haben sie mir am nächsten Tag einen schönen grossen Schirm- und Pilgerstabständer geschenkt – so was kann ich im regnerischen Galicien gut gebrauchen!
Damit es nicht zu lang wird, hier die Zusammenfassung der nächsten Tage:
Freitag kam dann eine weitere Freundin vom englischen Pilgerforum vorbei, die dringend ein Bett brauchte, da das Hotel ihre Reservierung vermasselt hatte und sie statt drei Nächten nur eine Nacht dort hatte. Also blieb sie zwei Nächte bei mir bevor sie ihren Dienst in einer Herberge auf dem Camino Portugues antrat. Und damit sie schon mal einen Vorgeschmack auf's Hospitaleraleben bekam hat sie mir am Morgen gleich geholfen das Haus zu putzen …
Samstag habe ich gar nichts gemacht, ausser ein bisschen aufräumen und putzen, damit alles wieder picobello für die nächsten 'Notfallpilger' war. Sind aber bis heute keine gekommen.
Sonntag war dann um 13:00 Gottesdienst bei den Jesuiten in Sankt Augustin (stimmt schon so) angesagt, wo meine beiden Freunde für die Orgelmusik und den Gesang sorgen. Und danach ging es dann zum Mittagessen. Wer schon mal zum Sonntags zum Mittagessen in Frankreich eingeladen war der hat vielleicht eine Vorstellung, aber in Spanien ist es noch schlimmer/besser. Wir haben um 14:30 angefangen und um 18:15 aufgehört ;-) Und unsere Gruppe hatte es auch in sich, mal sehen, ob ich es noch zusammenkriege (Wein und Orujo gab es ja auch im Überfluss) ...
3 irische Pilger, die letztes Jahr mit dem Boot in Santiago ankamen und es jetzt abholten um es nach A Coruña zu bringen und von da nach Marokko zu rudern. Die haben uns auch mit gälischen Liedern und Musik unterhalten.
- Eine irische Schwester von den Camino Companions, die sich der Pilgerseelsorge verschrieben haben.
- Zwei Pilger aus Alaska, die gerade den Camino Primitivo gepilgert sind und es viel zu heiß fanden ;-)
- Zwei spanische Hospitaleros auf dem Weg zu ihrer Herberge.
- Ein pilgernder Priester, der gerade in der Kathedrale mit-zelebriert hatte.
- Vier Schotten, die letztes Jahr einen Freund auf dem Camino verloren hatten und dieses Jahr in Santiago an ihn dachten.
- Ein weiterer Hospitalero hier aus Santiago und meine Freunde und ich. Insgesamt waren wir, glaube ich, 17 Personen.
Unsere gemischte Pilger/Hospitaleros Gruppe:
Den Rest des Tages habe ich dann nicht mehr viel gemacht, war zu voll gestopft.
Montag: Da fing der Spass erst richtig an ;-) Zuerst ging es zur Ausländerpolizei, um die allmächtige NIE zu beantragen ohne die in Spanien nichts geht. Zurückgekommen bin ich dann mit einem Stapel Papiere zum ausfüllen. Ausserdem ging es noch auf's Rathaus (mehr Papiere, diesmal Wohnberechtigung) und zum Telefonladen (Bestätigung, das ich eine NIE brauche um Internet ins Haus zu bekommen).
Wenn ich die NIE habe, schreibe ich mal mehr darüber, vielleicht hilft es ja jemanden weiter...
Und Dienstag habe ich ich hauptsächlich mit schreiben verbracht. So, das war es erstmal aus Santiago, bis bald, gehe jetzt mal ins Café nebenan um alles zu posten …
Bis bald und Buen Camino de la Vida, SY