Franziskusweg im August

Gertrudis

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Kurz ein paar Sätze zu unserem Weg :)

17 Tage waren wir (Fritz und ich) von La Verna bis zur Romita di Cesi unterwegs. Um es gleich vorweg zu sagen - der für uns eindrucksvollste und inspirierendste Ort war tatsächlich (und da bin ich ganz und gar einer Meinung mit Mario ;)) die Romita (was natürlich auch an den wunderbaren Menschen lag, die dort gerade weilten).

Ich hatte die Kartenskizzen und Wegbeschreibungen aus der deutschen Ausgabe von Angela Maria Seracchiolis Führer aufs Handy abfotografiert - die Angaben in diesem Buch von 2015 sind teilweise nicht mehr aktuell. Fritz hatte seinen OsmAnd auf dem Smartphone mit dem Track der Via-di-Francesco-Nordroute. Mit der Osmand-Offlinenavigation haben wir uns bisweilen "inoffizielle" Routen gesucht - weil wir zum Beispiel angesichts der dicken rumpelnden Gewitterwolke im Rücken fanden, dass der schöne Naturweg über den dritten Berg des Tages mit 400 weiteren Höhenmetern vielleicht nicht unbedingt nötig sei, wenn das kürzere und ebene Fahrsträßchen ebenfalls ans Ziel führt...

An- und abgereist sind wir mit dem Nightjet München - Rom der Öbb. Liegewagen (6er - Abteil) mit Frühstück für 59,00 Euro pro Person und Fahrt, bei rechtzeitiger Buchung. Eine geniale Art der Anreise, finde ich, um 20:10 Abfahrt in München, um 7:12 Ankunft in Arezzo. Für die Rückfahrt sind wir dann in Orvieto zugestiegen, von Terni aus im Nu zu erreichen. Weil Sonntag war, gabs nur 1 Verbindung nach Chiusi della Verna, aber wir hatten ja Zeit.

Die Übernachtung im Kloster La Verna sollte man wohl tatsächlich einige Tage vorher buchen, und sie ist sicher sehr zu empfehlen, allein schon, um dem Tagesrummel da oben ein wenig zu entgehen. Wir haben dort spontan keinen Platz mehr bekommen, leider, und mussten uns unten im Dorf was suchen. Ein schöner Abendspaziergang hinauf zum Kloster und zurück war aber schon drin.

Am ersten Wandertag bekamen wir die italienische Augusthitze schon recht zu spüren, es hatte wohl so um die 35 Grad in den Nachmittagsstunden - da war es gut, dass der Weg durch schattige Wälder führt. Und dass wir beide ziemlich hitzeresistent sind. Die zwei Liter Wasser, die wir am Klosterbrunnen getankt haben, waren auf jeden Fall nötig. Der Weg ist narrensicher markiert und an diesem ersten Tag nicht besonders spektakulär. Kurz vor Pieve Santo Stefano wies ein Schild zum B&B Il Castellare, unserem Quartier, und auf dem Weg dorthin lud uns ein netter Mensch ganz spontan zu sich nach Hause zum Kaffee ein. So gab es also doch ein besonderes Ereignis auf diesem Weg :)

Unsere Unterkünfte samt Preisen und Telefonnummern schreibe ich dann noch gesondert auf.

Der zweite Tag hatte es ganz schön in sich. Temperaturmäßig wieder im weit über 30 Grad-Bereich. Über 1000 Höhenmeter gings rauf... und die Wege waren zum Teil gar nicht schön. Geröllig, ausgewaschen, oder einfach ein lehmiger Pfad irgendwie rauf am Stacheldrahtzaun entlang. Hm, hab ich mir da gedacht, wenn das da immer so ist... ich weiß nicht, ob ich das dann so mag...weil, wenn ich schon die vielen Höhenmeter raufsteige, und das mach ich doch auch gern, dann möchte ich aber bitteschön auch mit ein bisschen Gipfelglück und Aussicht belohnt werden! Aussicht, das gab´s dann beim Eremo de Cerbaiolo. Nämlich Aussicht auf einen großen blauen frischen See, weit, weit unten im Tal, während wir schweißtriefend beim Eremo vor verschlossener Tür an unserer lauwarmen Wasserflasche nuckelten... Wenigstens mussten wir vom Eremo aus nicht mehr zurück zum Track, es gibt einen markierten Pfad, "Cammino panoramico" zum Passo di Viamaggio. Ein paar heruntergekommene, wenig einladende Gebäude am Pass, gut, dass wir da nicht bleiben mussten. Unsere Wirtin hatte uns geraten, nach Pian della Capanna zu gehen. Sie hatte zwar keine Telefonnummer von dort, und wir hatten keine Ahnung, wo das sein sollte, aber sie hatte gemeint "Don´t worry, be happy", und so gingen wir eben weiter. Über drei weitere waldige Berge, während das Wasser knapp und der Kreislauf zwischendurch schlapp wurde, aber irgendwann gegen Abend standen wir tatsächlich vor einer wunderschön renovierten Berghütte mit wunderschön einfachen Zimmern, und der Hüttenwirt Amadeo pfiff ein Liedchen in der Küche und kredenzte uns ein feines Abendessen... alles war sooo gut! Amadeo versicherte uns, dass das die härteste Etappe des ganzen Weges gewesen sei, und so war es dann auch.

Für heute soweit erst mal genug...

Chiusi della Verna – Pieve Santo Stefano ca.19 km,↑ ca.300m, ↓ 778m
Pieve Santo Stefano – Pian della Capanna ca.18km,↑1009m,↓ 406m
 
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Bertram

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... weil, wenn ich schon die vielen Höhenmeter raufsteige, und das mach ich doch auch gern, dann möchte ich aber bitteschön auch mit ein bisschen Gipfelglück und Aussicht belohnt werden! Aussicht, das gab´s dann beim Eremo de Cerbaiolo. Nämlich Aussicht auf einen großen blauen frischen See, weit, weit unten im Tal, während wir schweißtriefend ...

Ach ja - kann ich so gut nachempfinden - wir waren auch in der "diesjährigen Hitzewelle" in den Bergen (AAT) - aber bereuen ? Niemals ...

Gruß Bertram
 

Gertrudis

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Danke Euch!
Eigentlich wollte ich ja diesmal nicht über jeden Tag schreiben. Nur über besondere Ereignisse... aber davon gab es natürlich doch jeden Tag welche. An diesem dritten Tag mindestens drei. Zuerst die zauberhafte Gumpe mit dem kleinen Wasserfall, die sich bei der Brücke zwischen Germagnano und Montagna hinter dichtem Grün verbirgt.
Dann: das kleine Kloster Montecasale. Weil noch geschlossen war, warteten wir in dem schattigen Pavillon im unteren Hof, neben der gar so sanft ins Land blickenden Francesco-Figur. Irgendwann nach 16 Uhr war „aperto“, ohne dass wir Irgendjemanden zu Gesicht bekommen hätten. Ganz für uns hatten wir diese Räume, betraten mit eingezogenen Köpfen durch die niedrigen Türen die Zellen, in denen die Gefährten des Franziskus gewohnt, gebetet, geschlafen hatten, der heilige Bonaventura und der heilige Antonius von Padua – ja, genau der, den man um die verlorenen Sachen anrufen kann, und da, jetzt, an diesem Platz schmolz die Zeit, diese 800 Jahre, in ein Nichts zusammen, diese Steine, die der heilige Mann angefasst hatte, fassten wir jetzt genauso an, tief beeindruckt von diesem Ort und seiner Energie.

Das dritte besondere Ereignis des Tages ergab sich daraus, dass ich beim Passieren eines Weilers die nur angelehnte Tür einer unscheinbaren Kirche öffnete und statt des erwarteten Interieurs zwei Betten, Tisch und Stühle erblickte. Neugierig geworden, schauten wir uns genauer um, fanden Jenny, die uns in klaren englischen Worten erklärte, dass das Zimmer im Haus (mit „American breakfast“!) 25 Euro koste und dass wir im Pool baden könnten, falls wir hierbleiben wollten. Natürlich wollten wir hierbleiben. Das Zimmer war fürstlich, mit antiken, vergoldeten Möbeln. Den Pool genossen wir, bis es zu regnen begann. Der Herr des Hauses brachte eine beachtliche Wanne voll Fleisch zur überdachten Veranda und warf da den Grill an. Inzwischen waren drei weitere Pilger eingetroffen, L, die Nichte, F, der Onkel, und A, der Sohn vom Kollegen vom Onkel. Irgendwann saßen wir alle an einem langen Tisch, und nun wurde aufgetragen. Eine große Platte Parmaschinken und Pecorino. Salat und Brot. Wein natürlich, einige Flaschen. Wir griffen beherzt zu, wussten ja nicht, was uns noch erwarten würde. Hatten viel Spaß mit unseren italienischen Pilgerkollegen und mit Paul aus Toronto, dem Hausherrn. Die Pasta, Spaghetti Bolognese, wurde verputzt. Nun ein kleines Zwischengericht – Spareribs und kleine gegrillte Schnitzelchen (die verschwanden schon mal heimlich in meinem Schnappsack, für unterwegs...). Und dann die Steaks. Uff. Nur eines davon müsste bei mir für die ganze Familie reichen...ich machte schlapp, aber die Männer schlugen sich wacker und bezwangen den ganzen Fleischberg. Für ein Eis mit Schokoladensauce war noch Platz. Und der Limoncello tat wirklich gut... Dass dieses Mahl in den zuerst genannten 25 Euro nicht enthalten sein konnte, dämmerte uns bald. 20 Euro hat die Völlerei für uns gekostet, das war das Erlebnis allemal wert.(San Martino Val ´Afra, kurz vor Sansepolcro)

Pian della Capanna – San Martino Val d`Afra ca. 13 km↑ 202m, ↓ 802m
 
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Mario d'Abruzzo

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Was für zwei schöne Berichte, danke Gertrudis....

Die Berghütte mit Amadeo war dann "Pian della Capanna" und Pool mit Fleisch gab's in "San Martino Val 'Afra", kurz vor Sansepolcro? Muss ich mir beides merken. Unmittelbar etwas unterhalb von Montecasale gibt es auch einen Wasserfall im Wald. Ich schau mal, ob ich bei YouTube das Video dazu wiederfinde. Da wird ein Franziskaner von Montecasale davor interviewt.

Mario
 

Mario d'Abruzzo

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Hier wenigstens ein paar Mönche von Montecasale.


Vielleicht wäre ein etwas kürzerer Interviewer geeigneter gewesen. Die Mönche wirken gegenüber dieser Bohnenstange fast wie Hobbits...

Sasso spicco (etwa ab Minute 17), genau den meinte ich...

Mario
 
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Gertrudis

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Na ja, Mario, beim Sasso Spicco hat sich vielleicht Franziskus damals geduscht. Ich hätte das dort nicht gemacht...Nach dem Sasso Spicco gehts übrigens ganz schön gach runter :p

Also dann, ein bisschen weiter ;)

Es gibt ja Pilger, die sich, gelabt von etwas Wasser zum Frühstück, bereits vor Sonnenaufgang auf den Weg machen, weite Strecken in der Morgenkühle zurücklegen und dermaßen rechtzeitig an ihr Etappenziel gelangen, dass ihre Wäsche noch bei Tagessonnenlicht trocknet. Zu dieser Art Pilger gehören wir nicht, und L, F und A (genannt LFA), unsere neuen italienischen Pilgerfreunde, auch nicht. So spät wir auch immer losgehen mochten, um zehn, um elf... alsbald tauchte vor uns auf dem Weg das fröhliche Trio auf! So regelmäßig wir sie einholten, verloren wir sie freilich wieder, sobald sich um die Mittagszeit eine Gelegenheit zum Pranzo ergab, welche die drei niemals ungenutzt ließen. Wir hingegen beließen es bei einfachen Kleinigkeiten aus dem Conad, so zwischendurch. Abends saßen wir dann bereits im Trockenen, während „LFA“ mit triefenden Ponchos hereinwehten, denn seit unserem vierten Wandertag hatte der Himmel beschlossen, die Pilger nachmittags mit gewittrigen Schauern zu begießen. Ins beschauliche Bergdorf Citerna, wo wir bei den Franziskanerinnen Herberge fanden, schafften wir beide es noch, ohne nass zu werden, und auch zur Herberge der Clarissen in Città di Castello. Aber auf dem Weg nach Pieve dei Saddi erwischte es dann auch uns. Und das war eine Geschichte, die dann vielleicht doch wieder ein paar Wörter wert ist...

San Martino – Citerna ca. 16 km, ↑ 343m , ↓ 296m

Citerna – Città di Castello ca. 20 km,↑ 622m, ↓ 816m (Wir sind über Monterchi gegangen. In Burgne haben „LFA“ ihr Pranzo eingenommen und davon in den höchsten Tönen geschwärmt, ist also wohl zu empfehlen. Wir haben dort nur einen Kaffee und einen sehr leckeren Kuchen genossen. Ab Lerchi haben wir wegen des dräuenden Gewitters die kleine Straße genommen statt des Bergweges über Buonriposo)
 
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Mario d'Abruzzo

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Ciao Gertrudis,

Microfaser oder Merino ermöglicht das Ausschlafen durch Nachttrocknung ;-) Also vor neun Uhr starten - unmöglich, zumindest für Deutsche, die mit 2 ml Espresso und einem süßen Microteilchen nicht richtig wach werden können. 2014 war's heftig, erstmal jeden Tag ab etwa 15 Uhr Gewitter. Ziemlich unheimlich in den Bergen...

Hier geht's gleich los, 10:50 Uhr nach Freiburg und dann 12:12 Uhr der große Moment: wird der ICE 291 aus Hamburg-Altona pünktlich sein? Da wird jetzt schon eine 'technische Störung' angezeigt, die allerdings angeblich bis Zürich nur 2 Minuten Verspätung bringen soll. Eben DP - Deutsche Pan(ne)...

Mario
 

Gertrudis

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Bevor es im Text weitergeht, gibt´s von mir jetzt erst mal eine Liste unserer Unterkünfte (mit gelegentlichen Anmerkungen)
Es ist eine Liste für Kurzetappenpilger, Spätaufsteher und Genießer :p, so gut wie keine Etappe über 20 km!

Chiusi della Verna: Albergo Letizia, Doppelzimmer mit Frühstück,
70,- Euro (Haben wir einfach genommen, weil im Kloster La Verna nichts mehr frei war)

Pieve Santo Stefano: B&B Il Castellare, Dormitorio mit Frühstück (süß italienisch im Plastikwegwerfgeschirr :cool: ), ein kurzes Stück vor dem eigentlichen Ort.
20,- Euro/Pers., Tel. +39 0575 799393

Rifugio Pian della Capanna: ca. 3 km nach dem Viamaggio-Pass, einfache Zimmer ohne Bettwäsche, aber mit gutem Abendessen und ital. Frühstück, HP 35,- Euro/Pers.
(Es gibt auch einen Raum zum Übernachten ohne Betten, der nichts kostet).
Kontakt nur über: Fattoria di Germagnano (ein Esel- und Ziegenhof, der dieses Refugio mitbetreibt): +39 0575750000

San Martino Val d´Afra: eine Überraschung auf dem Weg. Paul stammt aus Kanada, seine Familie aus Italien. Nach einem nichtsesshaften Berufsleben als Flugkapitän hat er sich einen „festen Platz“ gesucht und bewirtet seine Gäste. Pool, sehr üppiges Abendessen (20 bis 22 Euro).
Übernachtung mit leckerem „American Breakfast“ - Spiegeleier, Speck... - 25.- Euro pro Pilger (Nichtpilger müssen z.B. bei Booking.com deutlich mehr zahlen)
https://sanmartinovaldafra5.wixsite.com/sanmartinovaldafra

Eigentlich hätten wir auf dieser Etappe bei der „Accoglienza Franciscana Montecasale“ übernachten wollen, die in manchen Unterkunftsverzeichnissen noch auftaucht, de facto aber geschlossen ist.

Citerna: Franziskanerinnenkloster Santa Elisabetta, einfaches Zimmer mit Bad, ohne Bettwäsche, Donativo.
Tel. 0758593001 (Diese Nummer hat uns eine Schwester im Kloster Spirito Santo in Zoccolanti, kurz vor Citerna, gegeben, wo wir zuerst gefragt haben, wo aber kein Platz mehr war)

Città di Castello: Monastero delle Clarisse, Via della Fraternità 1, Donativo
Tel. 3711886742 (es sind auch andere Telefonnummern im Umlauf. Wir kamen mit keiner durch ... einfach an die Pforte gehen, dort hängt ein Zettel mit der Nummer der zuständigen Hospitalera. Die Herberge mit den Dormitorios ist in einem anderen Gebäude)

Pieve dei Saddi: Betreut von Ospitalieri des Jakobsweg-Vereins von Perugia. Das unbeschreibliche Ambiente, die fröhliche Stimmung beim gemeinsamen Pilgermahl am langen Küchentisch, die überaus herzliche Betreuung durch die freiwilligen Ospitalieri Gianni und Roberto... für mich war hier das ultimative Pilgerherbergserlebnis :D !
Dormitorio, Abendessen, Frühstück, gemeinsame Küchenarbeit.
Donativo.
In den Unterkunftslisten gibt’s diverse Telefonnummern von dort (z.B. 3805148148 oder 3295620677) - wir hatten mit keiner davon Erfolg. Der außergewöhnlich hilfsbereite junge Mitarbeiter in der Touristen-Information in Città di Castello hat sich darum gekümmert und uns dort angemeldet. (Und uns unterwegs am Handy angerufen, um zu bestätigen, dass alles klar geht. UND dann extra nochmal auf Whatsapp gefragt, ob wir gut angekommen sind. :))

Loreto: Pfarrhaus. Riesiges, gut renoviertes Gebäude mit zahllosen Betten und einer „unterirdischen“ Küche. Donativo.
Tel. 346 0899676

Gubbio: Convento di San Francesco, 2-Personen-Klosterzelle, Küche. Donativo. Tel. 3703490485

Eremo San Pietro in Vigneto: Diese sauber renovierte Einsiedelei wird von Mitgliedern der „Confraternita di San Jacopo de Compostela“ betreut. Fußwaschungs-Ritual in der Kapelle, gemeinsames Abendessen. Dormitorio. „Symbolisches“ Frühstück (packt euch dafür in Gubbio noch bisschen was zum Beißen ein).
Donativo. Tel: +39 334 274 0238

Valfabbrica: Albergo Ostello Francescano, Via Piave 3, wir bekamen ein Zimmer mit mehreren Betten zu zweit für uns.
20, – Euro pro Person ohne Essen. (Nur 1 Bad/WC pro Stockwerk verursachte Engpässe, weil heute alle Pilger hier schliefen)
Tel. 075901195 – 340160745

Assisi: Hotel Albergo Ancajani. Haben wir über Booking.com für 2 Nächte gebucht, war an dem Tag gerade vergleichsweise günstig zu haben, 30,- Euro pro Person und Nacht mit sehr anständigem Frühstück!
Tel. +39 075 815128

Spello: Convento Piccolo San Damiano, Via Fonte Vecchia 22 (Ein Stück außerhalb des Ortes, an der Straße ins Tal runter.) Die schon sehr betagten Schwestern (Franziskanerinnen) haben für die Pilger gekocht, das Essen gab es mit den Schwestern im gemeinsamen Speisesaal. Schlafraum mit 3 Stockbetten und Bad für uns allein.
Tel. 0742651182

Von Foligno bis Spoleto haben wir den Zug genommen, deshalb die nächste Unterkunft erst in

Spoleto: Instituto Suore di Bambin Jesu, Via San Angelo 4
Schönes Zimmer mit Bad und Balkon :) und einfachem Frühstück
43,- Euro für uns zwei.
Tel. 3668766612 oder 074340232

Macerino: Wir bekamen ein kleines Holzhäuschen (Ferienwohnung) mit Küche und Bad. Abendessen und Frühstück gab es in dem riesigen Speisesaal (mit Platz für 150 Leute), wir waren die einzigen Gäste. Zu der Anlage gehört auch ein großer Pool! Die nette Wirtin Laura kochte uns etwas kleineres Vegetarisches (sie war nicht wirklich begeistert über diese Einschränkung ihrer Kochkünste und machte das nur notgedrungen, weil mein Freund an dem Tag Magenprobleme hatte. Die Minestrone war aber lecker). Den vollen Preis – 45,- Euro pro Person (HP)- kassierte sie trotzdem.
Tel. 3409035246, die Verbindung ist sehr schwierig, Netz ist dort so gut wie nicht vorhanden, einfach öfter probieren

Romita di Cesi: Tel. 0744283006. Am Tor stehen noch weitere Nummern, die man anrufen kann. Falls niemand kommt, weil z.B. in der Romita das Telefon gerade kaputt ist – laut bellen, dann melden die drei Hunde, dass jemand da ist. Falls immer noch niemand kommt – abwarten ;)
Romita ist eine eigene Geschichte. Die Übernachtung in Macerino macht es möglich, schon vormittags dort anzukommen. Wir wurden gleich zum Mittagessen eingeladen...und konnten viel Zeit dort verbringen. Die Leute, die von Spoleto aus gelaufen waren, kamen erst spät und sehr k.o.an, es ist eine lange, anstrengende Etappe und teilweise unzureichend markiert – die hatten sich alle verlaufen.
 
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Mario d'Abruzzo

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Ach Gertrudis, wie schön. Viele Unterkünfte kenne ich natürlich.

Grüße aus Monopoli. Bisher hat mein Zug nur 5 Minuten Verspätung; es müsste also mit dem Umsteigen in den einzigen Bus des Tages in Lecce klappen...

Mario
 

Hedi

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Was für schöne Berichte und dann die Unterkunftsliste auch dazu, genial. Ich merke, wie schön dieser Weg für euch war. Ich muss/werde ihn auch gehen. Danke Gertrudis
 

Gertrudis

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Inzwischen hatten wir die Erfahrung gemacht, dass es nicht nötig war, die Unterkünfte weit im Voraus zu reservieren. Wir nahmen also meist bei der ersten oder zweiten Rast das, was wir an Unterkunftslisten dabei hatten, zur Hand, und probierten die Nummern passender Übernachtungsmöglichkeiten durch, bis sich irgendwo jemand meldete. Das Anrufen auf Italienisch war mir am Anfang gar nicht geheuer. Ich habe mir meinen Text aufgeschrieben und jedes Mal aufgesagt. "Siamo due pellegrini..." usw. Nach ein paar Tagen verstand ich allmählich immer mehr von dem, was mir dann vom andern Ende der Leitung entgegen schallte.

An dem Morgen in Cittá di Castello allerdings fehlte uns – zunächst – die Zuversicht. Es regnete, und wir mussten befürchten, dass das heute so bleiben würde. Wir waren schon spät dran und wollten wirklich nicht die 30 Kilometer nach Pietralunga gehen, aber bei den beiden Übernachtungsmöglichkeiten, die es unterwegs zu geben schien, meldete sich niemand am Telefon. Wir wandten uns hilfesuchend an die Touristeninformation von Città di Castello, und da lernten wir Lorenzo kennen. Der setzte alles in Bewegung, was ihm zur Verfügung stand. Rief seine Frau an, weil die die Nummer vom Pfarrer von Pietralunga hatte. Rief den Pfarrer an, weil der die Nummer der Ospitalieri in Pieve di Saddi hatte. Gab auch uns die Nummer vom Pfarrer – der hätte uns mit dem Auto gerettet, wenn wir unterwegs in Not geraten wären! Die Ospitalieri erreichte auch Lorenzo nicht, aber er versprach, sich weiter zu kümmern, wir sollten beruhigt losgehen. Das taten wir, es war inzwischen 12 Uhr mittags, und prompt hörte auch der Regen auf. Erwähnt werden soll noch, dass wir, noch bevor wir die Stadt verließen, auf der belebten Straße drei Pilger fast umrannten, und das waren – Tatatataa! - LFA! Und was erzählten uns die? Dass sie heute nach Pieve di Saddi gingen! Die Drei blieben allerdings dann, wenige Kilometer weiter, in einer Taverna hängen, denn es war Zeit fürs Pranzo. Und wir bekamen eine Nachricht von Lorenzo, dass er uns in der Herberge der Pieve de Saddi angemeldet habe und wir unbesorgt sein sollten.

Ein schöner Weg war das, mit weiten Aussichten auf die Hügel, dazwischen die Flickenteppiche aus Feldern und Olivenhainen und darüber nun gar ein blauer Himmel mit pummeligen weißen Wölkchen, die sich ganz unschuldig gaben. Die verlogenen Dinger! Hinter unserem Rücken rotteten sie sich zusammen zu einem schwarzen Ungetüm. Unser Fluchtversuch war zwecklos, gerade noch konnten wir den Regenschutz überstreifen, da goss es auch schon auf uns herab. Wir kämpften uns wacker vorwärts durch Donner, Blitz und Hagelsturm. Irgendwann tauchten graue Gemäuer auf in der einsamen Landschaft, ein Kirchturm im nassen grauen Dunst - mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen hielten wir darauf zu und fühlten uns, als wären wir in die Anfangsszene vom Namen der Rose geraten.

Ja, es war wie ein Sprung in etwas - ganz Anderes. Ein runder, rotbackiger Mann mit einem offenen Herzen empfing uns, führte uns schnaufend eine enge Stiege hinauf, schob einen dicken weißen Vorhang zur Seite, wir bückten uns tief, um durch den Zwergeneingang zu unserem Gemach zu schlüpfen. Da gab es uralte Balken, Nischen in der Wand und eine weitere Treppe, die in den Turm führte... Ich weiß nicht, warum man uns dieses Separée anbot. Die anderen Pilger bekamen das Dormitorio. Die anderen, das war ein italienisches Paar und natürlich LFA. Wir hatten sie schon fast für verschollen gehalten und besorgte Whatsappnachrichten geschickt, aber gerade rechtzeitig zum Abendessen trudelten sie ein, ziemlich aufgeweicht, aber voll guter Laune. Und dann wurde aufgetischt. Gianni und Roberto hatten sich ins Zeug gelegt. Muss ich erwähnen, dass es Nudeln mit Tomatensoße gab? Aber auch noch allerlei drumrum, Käse, Tortilla, Salat, Wein, Pfirsiche, Kuchen, Kaffee, Limoncello ... und es war so eine fröhliche, herzliche Stimmung an dem langen Tisch in der Küche. F, der früher ein Opernsänger gewesen war und jetzt bei der Polizei arbeitet, wurde – von der Küche aus - auf die Empore der Kirche geschoben, und der Kirchenraum gab seiner Arie Flügel...

Ach ja, diese Kirche. Uralt ist die, mit Teilen aus romanischer Zeit. Das Beeindruckende ist, dass diese Kirche in Ruhe gelassen wurde. Bis jetzt jedenfalls. Über dem Mauerwerk liegt Putz und Farbe. Und da und dort bröckelt die obere, weiße Farbschicht. Und darunter ahnt man Bunt. Übertünchte, geheimnisvolle Bilder? Eine Krypta gibt es, zu der eine schräge Ebene hinabführt, und unten riecht es feucht und erdig.

Nach dem Essen haben alle gemeinsam die Küche aufgeräumt und den Tisch fürs Frühstück gedeckt. Es war ein Pilgergemeinschafts-Gefühl, wie ich es in den letzten Jahren kaum noch irgendwo erlebt hatte. War man in dieser Pieve de (oder dei) Saddi eben doch in eine andere Zeit, außerhalb der gewöhnlichen Welt geraten?

Die ganze Nacht über knackte und knusperte es im Gebälk. Der Holzwurm war fleißig bei der Arbeit. Und draußen verzupfte sich der Regen...

Città di Castello – Pieve dei Saddi ca.20 km,↑ 492 m, ↓ 226 m




 
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Harinjo

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Wir wandten uns hilfesuchend an die Touristeninformation von Città di Castello, und da lernten wir Lorenzo kennen. Der setzte alles in Bewegung, was ihm zur Verfügung stand.

Da werden Erinnerungen wach :) Der ist echt ein Herz von einem Menschen. Er hat uns an die Hand genommen, zuerst zu einem Schuhladen gebracht (meine Frau brauchte neue), dort beim probieren geholfen und dann hat er uns zu unserer Unterkunft, dem ehemaligen Kloster jetzt Antica Canonica http://www.anticacanonica.it/ , gebracht.

Pievi de Saddi haben wir besichtigt und eine ausgiebige Pause gemacht. Das war auch schon sehr beeindruckend.....
 

wanderer

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In Pieve dei Saddi wollte ich auch übernachten , war angemeldet ! Doch am "Gasthof" hinter Citta di Castello traf ich die Italiener , ich Cappoccino sie Vino rosso ( halb zehn );) Und ich liess mich überreden ,den Tag zusammen mit ihnen zu gehen . Was soll ich sagen, es hat gestürmte, geregnet ,es wurde gequatscht ( ich konnte nur zuhölren ) denn ich hatte kaum Zeit zum Luft holen , wir waren um , glaub ich , halb eins in Pieve dei Saddi !!!!!!!!. Da wurde dann die 1,5 l Wasserflasche mit Vino bianco herausgeholt , Karten gespielt und um 16 h waren wird dann in Pietralunga :)
Das Rifugio in Pieve dei Saddi ist , auch bei Abwesenheit , wohl immer offen und so war es ein toller ( und einzige Platz ) für eine Mittagspause !
Danke Gertrudis für deine Erinnerungen . Kannst gerne weiter machen !!!;)
 

Gertrudis

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Liebe Elke,
Ich hatte zwar den guten Vorsatz, mehr über den Weg zu schreiben, aber irgendwie ist nix draus geworden. Schade eigentlich, denn ich merke, dass ich mich an manches schon gar nicht mehr so gut erinnern kann 🤔
(Von der "Fortsetzung" letztes Jahr, rund um das Rietital, hab ich ja hier im Forum noch bissl was geschrieben)
Liebe Grüße!
 
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