Jakobswege in Rheinhessen

Marcel

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Seit etwa zwei Monaten gibt es eine Broschüre zu den Jakobswegen in Rheinhessen "Jakobswege in Rheinhessen" von der St. Jakobs-Gesellschaft Rheinland-Pfalz - Saarland e.V.
Die Broschüre beschreibt den Weg in Etappen, die Kirchen und anderen Anlaufstellen für Pilgerstempel. Außerdem wird auf die entsprechenden Wegemarkierungen, Tafeln etc. hingewiesen.
Eine brauchbare Zusammenstellung für 3,-€. Die Jakobsgesellschaft freut sich auch über Hinweise für Verbesserungen, fehlende Wegemarkierungen etc. .
Mir fehlen grundsätzlich Übernachtungsmöglichkeiten, aber ich werde die Wege mal gehen, weil sie auch bei mir vor der Haustür liegen.

BC
Marcel

20180913_153302.jpg
 

Marcel

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Kurzer Pilgerbericht zum rheinhessischen Jakobsweg

In der zweiten Oktoberwoche war ich mal kurz auf dem rheinhessischen Jakobsweg unterwegs. Insgesamt faktisch 4 Etappen, wobei ich die erste nicht mitzähle, da ich dort nur den Einstieg von meiner Heimatgemeinde zum Dom absolviert habe.
Ich kommentiere hier nur den rheinhessischen Jakobsweg mit ein paar Hinweisen, für alle die den Weg gehen wollen.

Ich bin nach dem o.g. Pilgerführer gelaufen - habe aber meine Etappen zusätzlich nochmal in Komoot geplant.
Insgesamt führte mich mein Weg in der ersten Etappe von Mainz nach Heidesheim/Heidenfahrt - hier bin ich nicht den Jakobsweg gelaufen.
Etappe 2 von Heidesheim zum Jakobsberg und nach Schwabenheim. Etappe 3 von Schwabenheim nach Wörrstadt, Etappe 4 von Wörrstadt nach Framersheim und zuletzt Etappe 5 von Framersheim nach Worms. Jede Etappe hatte eine Länge von 19-22 Km.
Mann kann als Alternativroute auch von Mainz nach Worms über den rheinhessischen Höhenweg und teilweise den Lutherweg in 2-3 Etappen nach Worms gehen. Hier ist die Beschilderung von Mainz bis Guntersblum zum einen lausig, außerdem ist es nicht der offizielle Pilgerweg. Man verpasst außerdem das Kloster Jakobsberg, was sehr schade wäre.

Auf der von mir gewählten Route wird man von der Muschel relativ konstant begleitet. Die Unterstützung durch Pfeile ist allerdings recht wichtig, da die Ausrichtung der Muschel anders als in Spanien oder Portugal ist und die privat angebrachten Muscheln an Garagen oder Hauswänden oft auch noch anders ausgerichtet sind - komplex, manchmal schwierig.

Der Weg führt quer durch das rheinhessische Hügelland - im Herbst bei gutem Wetter die perfekte Kulisse zum Wandern und Pilgern. Man läuft durch den Wandel der Landschaft und nimmt den dann auch wahr.
Ich bin morgens meist kurz nach 6:00 Uhr losgezogen und war dieses mal auch alleine unterwegs mit leichterem Gepäck und meinem 30 l Rucksack. Mittags zwischen 13:00 und 14:30 habe ich die Etappe abgeschlossen.
Es ging zur Erntezeit durch Weinberge, Felder, Streuobstwiesen und Wälder.
Die Wegekennzeichung mit der Muschel führt oft über befestigte, aber kaum befahrene Straßen - viel Asphalt halt. Ab und zu ging es über Feldwege durch Weinberge und Wälder. Ich bin sehr wenigen Menschen begegnet - die waren aber sehr freundlich und hilfsbereit, angefangen bei einem Busfahrer der mich spontan bis zu meinem Wunsch-Startpunkt gefahren hat, bis zu einer Frau, die meine Bahn für die Rückfahrt aufgehalten hat, bis ich auf den Zug aufgesprungen bin :) .

Außerhalb der "Wandersaison" begegnet man auch nur sehr wenigen Pilgern. Ich habe nur von einem Pilger gehört, der zu dieser Zeit auch dort unterwegs war, auf dem Weg von Dresden nach Santiago.
Leider waren die Kirchen auch meistens geschlossen. Dafür gab es wunderbare Aussichtspunkte, viel Weite mit Hügelland und bis auf wenige Stücke viel Abwechslung. Die Stempel für den Pilgerpass befinden sich oft in Kästen an den Mauern und Zäunen vor der Kirche, manchmal auch am Ortseingang an einer Laterne. Pfarrhäuser sind meist geschlossen, man bekommt aber auch in manchen Cafes einen Stempel für den Pass.
Außer dem Kloster Jakobsberg habe ich keine Pilger-Herberge gefunden. Das Kloster bittet um vorherige Anmeldung, auch für Besichtigungen (online auf http://dcms.bistummainz.de/bm/dcms/...gshauser/jakobsberg/kloster/gaeste/index.html ). Der Pilger kann auf private Unterkünfte, Zimmer und Ferienwohnungen ausweichen. In Ortschaften, wie Sulzheim, Biebelnheim oder etwas abseits Albig, findet man viele Hinweise an den Häusern.
Ab Wörrstadt kennt man auch die Spezies "Pilger". An manche Weingut findet sich ein Hinweis zur Pilgereinkehr.

Den rheinhessische Jakobsweg im Herbst zu begehen ist nach meiner Meinung eine gute Idee. September und Oktober sind geeignete Monate.
Im Vergleich zu Spanien und Portugal zeigt sich neben der Landschaft ein wesentlicher Unterschied: Nebel -- ich lief zwischen Wörrstadt und Spiesheim ca. 1 Stunde in einer dichten Nebelbank ...

Soweit ein Kurzbericht. Für den kleinen Pilgerführer gibt's hier ein "Like" - kann ich empfehlen für dieses Stück und die 3 € sind gut investiert.
Das letzte Teilstück nach Worms gehe ich noch in diesem Jah, bevor ich ab nächstem Jahr in Richtung französische Grenze nach Wissombourg weiterziehe - wenn alles klappt.

Allen die unterwegs sind ein Buen camino

wünscht Marcel
 

Tara

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Hallo Marcel,
den rheinhessischen Pilgerweg bin ich Ostern 2017 gelaufen im Anschluss an dem linksrheinischen. Eine intensive Erfahrung. Eigentlich habe ich hier das Augenmerk auf das Wetter verloren: es war kalt, windig, Schnee und Regen, klarer Himmel und Sonnenschein. Also ganz gleich, Wetter geht auch wieder vorbei.........
Allerdings hast du recht, viele Muscheln waren verdreht, Schilder abrissen und oft habe ich auf meine Kompass Karte schauen müssen. Seit diesem Weg, habe ich die weiteren bis nach Straßbourg mit Navi bewältigt.
Jetzt laufe ich wieder in den Alpen, seitdem ich Don Johannes "verfolge". Sind für mich eben die heilendsten Kraftorte und Wege dort.
Alles Gute, Tara
 
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Jetzt laufe ich wieder in den Alpen, seitdem ich Don Johannes "verfolge". Sind für mich eben die heilendsten Kraftorte und Wege dort.
Alles Gute, Tara

sers tara,
da muss ich doch gleich. nachschauen, wenn ich wieder zu hause bin.
danke fürs anschubsen,
<3 lich ralph
 

Marcel

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@the-bard / Ralph:
Wenn du Don Johannes meinst, dann hier:
http://www.4kmh.com

Er hatte in dem alten Pilgerforum sein Projekt "Alpenüberquerung" vorgestellt bevor er gestartet ist.

@Tara :
Ich sehe gerade, dass du den Pfälzer Pilgerweg von Speyer bis Schweigen gelaufen bist und lese den alten Thread mit deinem Bericht.
Die Route habe ich auch in meiner Planung - allerdings nicht im Sommer ;-) .

Guten Weg
wünscht Marcel
 
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hey marcel,
danke! die seite von johannes hab ich eh schon gespeichert.
ist ein toller mensch, wenn er mal irgendwo nen vortrag macht, hingehen.
hab seine vorträge sooo genossen, genauso wie die male wenn er beim pilgertreff in wien war.
<3 lich ralph
 

Marcel

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Hi Ralph,

von seinen Vorträgen habe ich schon gehört, würde ich mir gerne mal live anhören - war nur leider bisher nicht in meiner Gegend. Ich hab's mir vorgemerkt.

Deinen Bericht von deinem Weg heute habe ich übrigens schon gelesen :) -- machst Du wirklich gut!

Weiterhin einen guten Weg für Dich
wünscht Marcel
 

Tara

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Hallo Marcel,
ja das ist ja schön, wenn du den Weg weitergehst. Der Pfälzer Pilgerweg war sehr heiß, ja, aber das habe ich gar nicht mehr so in Erinnerung. Eher die feinen Weinhügelchen und zum Schluss die schöne Aussicht.
Außerdem bin ich dann gleich weiter bis Straßbourg, ein irres Gefühl die Grenze auf einem Pilgerweg zu überqueren.
Das Feine an den deutschen und auch an den schweizer Pilgerwegen ist, dass dir kaum jemand mit der gleichen Intention entgegenkommt oder mitläuft. Eigentlich bin ich bisher immer allein gewesen auf meinen Wegen.;)
Daher kommt es sicherlich, dass ich mich scheue nach Straßebourg weiter zu laufen. Vielleicht irgendwann.....wenn ich noch älter bin und nicht mehr den Berg hinunter kommer......
Don Johannes ist live umwerfend, ich hatte das Glück ihn im Kloster in Bochum per Zufall zu erleben. Wunderbare Bilder und ein sehr humorvoller Mensch mit vielen Geschichten, die noch lange nachhallen.
Nun ist er die Via alpina sacra gelaufen, und ich freue mich schon, wenn er vllt. wieder ins Ruhrgebiet kommt, um uns an dem Glück in den Bergen teilhaben zu lassen.

Hallo Ralph, wünsche dir einen weiterhin guten und sicheren Weg und dass du den Massen immer gut ausweichen kannst. Mit deiner Erfahrung hast du es ja schon gut geschafft, wie ich lesen konnte, schöne Fotos von einer eindrücklichen
Landschaft......na ob ich doch mal in Spanien laufen sollte??? Schon bei Getrudis Berichten war schon ein Stück Sehnsucht in mir erwacht.....aber die Berge.....:)

Euch allen alles Gute
Tara (Umbertina im "schweigendem"Pilgerforum)
 
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....na ob ich doch mal in Spanien laufen sollte??? Schon bei Getrudis Berichten war schon ein Stück Sehnsucht in mir erwacht.....aber die Berge.....:)

sers tara,
du, das mit den bergen, sooo schlimm ist das doch nicht, die schnauf ich auch gaanz langsam rauf. ich mag die lieber mit rolltreppen und aufzug :evil:
na ja, am notre gäbs sogar beides :)
dann noch nen ruhigen weg ausgesucht und du wirst spanien-süchtig.
ne, lohnt sich wirklich hier zu gehen.
<3 lich ralph
 
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Tara

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Hallo Ralph, da habe ich wohl etwas nicht ganz klar ausgedrückt: ich meinte die Sehnsucht nach den Bergen / Alpen hält mich wohl davon ab, weiter auf den franz. oder span. Pilgerwegen zu laufen.
Auch wenn ich weiß, dass es viele Höhenwege in den baskischen Bergen gibt.

Aber gleich, jeder Schritt aufmerksam getan ist ein Pilgerschritt!
Dir wünsche ich weiterhin einen sicheren und schönen Weg!
Grüße
Tara
 

KatiMZ

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Hallo Marcel,

ich bin den Rheinhessischen von Bingen nach Worms im Mai gelaufen.
Da gabs die Brochüre leider noch nicht, hätte ich gut gebrauchen können. Meine Kilometerangaben hatten nämlich nicht gepasst.

Etappe 2 von Heidesheim zum Jakobsberg und nach Schwabenheim. Etappe 3 von Schwabenheim nach Wörrstadt,
Wie bist du da genau gelaufen? Jakobsberg ist ja eher nicht zwischen Heidesheim und Schwabenheim :)
Ist der Weg nach Schwabenheim auch als Jakobsweg gekennzeichnet? Das wäre mir neu, aber schön zu hören.

Katrin
 

Marcel

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Hallo Katrin,

insgesamt war es der Weg vor der Haustür - @ralph würde sagen: a wengerl rumgeschlappt - d.h. ich habe die Etappenpunkte einzeln wieder angefahren und bin dann der Muschel gefolgt.
Ich habe die Strecken zusätzlich zum Pilgerführer mit Komoot geplant, weil ich teilweise (Heidesheim zum Jakobsberg) vom Pilgerweg abgewichen bin. Von Mainz kommend, wollte ich zum Kloster Jakobsberg und das dann mehr durch Weinberge. Der Weg über Bingen wäre Straße+Stadt+Straße gewesen, und das für eine ganze Etappe. Wenn du möchtest, kann ich den Link hier mal einstellen.
In Schwabenheim bin ich dann wieder eingestiegen, indem ich mit dem Bus dorthin gefahren bin. Das Stück zu Fuss bis Nieder-Hilbersheim ist dann zwar sehr schön, aber eigentlich nicht der Jakobsweg.
Ich habe die Strecken nicht getrackerd, da meine Handy-Akkuleistung deutlich in die Knie ging. Also gibt's nur die Planung :)

Es fehlt mir noch die letzte Etappe von meinem Ausstiegspunkt Framersheim bis Worms, dann geht's weiter von Speyer über Landau nach Weissenburg. Die Etappen werde ich wahrscheinlich auch wieder mit Begleitung laufen. Ziel im nächsten Jahr ist Straßburg X-O mal sehen ob das klappt.

BC
Marcel
 
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KatiMZ

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Hi Marcel,
danke für deine Erläuterung.
Ich wohne in Schwabenheim ;) deswegen fragte ich.
Hätte mich gewundert wenn da plötzlich ein Jakobsweg lang laufen würde und ich es nicht mitbekommen hätte (vermutlich noch direkt an meiner Haustür vorbei).o_O

BC Katrin
 

Marcel

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Zum Abschluss des rheinhessischen Jakobswegs fehlt hier noch ein kurzer Bericht über das letzte Teilstück nach Worms.
Ich lief die Strecke von Framersheim bis Worms Anfang April und möchte doch noch den ein oder anderen Hinweis dazu abgeben.

Insgesamt ändert sich die Landschaft hier relativ wenig - allerdings hat man hier den Atomausstieg sehr deutlich vor Augen. Kurioserweise gelten die in Nestern aufgestellten Windräder hier anscheinend als Sehenswürdigkeit und werden mit Hinweisschildern und Erklärtafeln markiert ... schön ist imho anders.
Die Strecke hat viel freie Fläche. Im Hochsommer brennt die Sonne vermutlich extrem. Da es die Tage Anfang April stark geregnet hatte waren die Wege jetzt verschlammt und teilweise geflutet. Der Weg ist relativ schlecht ausgezeichnet. Über fehlende Markierungen haben sich auch andere Pilger bereits auf den Schildern ausgelassen. Hier also der Tipp, den Pilgerführer mitzunehmen oder via gpx-Tracks das Ganze gut vorzubereiten.

Es geht durch Felder und Weinlagen meist auf Feld- oder Landwirtschaftswegen. Schotter, Erde und Asphalt, freie Lage mit wenig Steigungen.
Endpunkt der Etappe ist Worms nach ca. 31 Km. Da ich auf dem Weg keine Pause eingelegt habe und die Strecke aus dem Stand gegangen bin, war das Ganze etwas Kräftezehrend. Lessons learned: alle 2 Stunden Pause!
Den Abschluss-Stempel gibt es im Dom zu Worms.

Insgesamt hat dieses Stück Jakobsweg viel mehr offene Kirchen als die Strecke seit dem Kloster Jakobsberg. Es gab zum Teil sehr interessante Unterschiede zu den Kirchenbauten in und um Ingelheim.
Man bemerkt in der Landschaft übrigens auch eine Veränderung, da man jetzt das Rheinhessische langsam verlässt. Die Windräder verschönern die Landschaft nicht - eher das Gegenteil.
Die Etappenlänge, Ausgangs-, sowie Endpunkt sind imho gut gewählt, da es sowohl in der Nähe von Framersheim bei Alzey, als auch in Worms viele Übernachtungsmöglichkeiten gibt.

Alles in allem ein guter Abschluss für den rheinhessischen Jakobsweg.
Die GPX-Daten meiner geplanten route stelle ich noch bei @ralph ein ... versprochen.

Allen einen guten Weg wünscht

Marcel
 
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Marcel

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Zum rheinhessischen Jakobsweg fehlt hier noch ein Hinweis zu den Übernachtungsmöglichkeiten. Das ist für diejenigen wichtig, für de das ein Teil des Weges nach SDC ist.
Der rheinhessische Zweig der Jakobusgesellschaft bietet ein Verzeichnis der Unterkünfte auf folgenden Seiten als PDF zum Download an:

http://www.jakobusgesellschaft.eu/regionalgruppen/rheinhessen/

Am Ende der Seite unter VII.

BC
Marcel
 

Marcel

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Weil es an anderer Stelle mal erfragt wurde, hier mein kurzer Bericht für das Teilstück Bingen - Appenheim:

Von Bingen über den Jakobsberg bis Appenheim und Anschluss nach Schwabenheim, 24 Km

Bingen ist der Ausgangspunkt für einige Jakobswege und zu einigen Wallfahrtsorte. Neben dem rheinhessischen Jakobsweg, startet auch der Ausoniusweg hier. Der Hildegard-von-Bingen Weg endet in der Stadt. Mit der Bahn ist Bingen von Mainz aus gut erreichbar. Wandert man dann ins rheinhessische, so gibt es verschiedene Rückkehrpunkte nach Bingen oder Mainz. Die Fahrt von Mainz nach Bingen kostet ca. 7,60 €. Bedenkt man die Rückfahrt, lohnt sich evtl. ein Tagesticket für ca. 15,-€
Ich startete um 9:00 Uhr am Bahnhof Bingen-Stadt. Den ersten Stempel gäbe es an der Touristinformation - Dank Corona leider geschlossen. Mein Weg führt über die Burg von der aus man eine wunderbare Aussicht in das Rheintal hat. Da die Konditorei Röthgen auf dem Weg liegt und Corona tapfer trotzt, belohne ich mich und die Inhaber mit einem Cappuccino to go. Auf der Burg wäre nochmal die Gelegenheit für einen Pilgerstempel. Doch auch hier hat Corona zugeschlagen - alles geschlossen, aber die Toiletten sind geöffnet und sauber.
Von der Burg geht es weiter zum Rochusberg und der dazu gehörenden Rochuskapelle. An der Straße entlang, etwas versetzt, führt ein "Pilgerpfad". Das heißt so, ist aber eigentlich eine Art Kreuzweg mit verschiedenen Heiligen und darf auch von Protestanten begangen werden. Der Weg führt leicht bergan, geht sich aber entspannt. Einen kurzen Abstecher zur Rochuskapelle kann ich empfehlen. Zu Corona-Zeiten ist es mit der Öffnung noch etwas schwierig, da sollte man vorher auf der Webseite nachlesen. Das gilt übrigens für alle Burgen, Kirchen und Klöster.
Auf dem Rochusberg erkennt man schon das nächste Ziel in der Ferne auf der nächsten Hügelkette: Die Klosteranlage auf dem Jakobsberg. Da zwischen zwei Bergen meistens ein Tal liegt - ist das nicht sogar die Definition von "Tal"? - geht es jetzt durch die Weinberge bergab. Unterwegs finde ich das dritte Muschelzeichen - die Strahlen in der richtigen Richtung. Durch Felder geführt, quert man eine Autobahn und eine Schnellstraße über eine Brücke, bevor man den Ort Ockenheim. An sich recht unspektakülar verfügt er über eine Kirche mit barockem Hochaltar:
Kirche St. Peter und Paul <https://www.google.de/maps/place/Ki...9d:0x698a2116d9d179b!8m2!3d49.94414!4d7.97039>

Die war geöffnet und konnte über ein Einbahnstraßensystem für Gläubige (zur einen Seite rein - zur anderen raus) betreten werden. Den versprochenen Stempel habe ich leider nicht gefunden.
Der Weg hoch auf den Jakobsberg zum gleichnamigen Kloster führt - wie kann es anders sein - durch Weinberge und später durch einen kleinen Wald. Vor dem Kloster gibt es eine fantastische Aussicht zurück nach Bingen und ins Rheintal Richtung Koblenz. Ideal für eine kurze Rast.
Auf dem Klostergelände bieten sich viel Möglichkeiten die Aussicht und Ruhe zu genießen. Allerdings sollte man sich vorab über die Öffnungs- und Gottesdienstzeiten informieren. Das Kloster dient auch als Seminar für christliche Gruppen. Zu Corona-Zeiten war eher Stille angesagt und die Öffnungszeiten deckten sich nicht mit den Angaben im Internet …
Da ich keine Lust hatte 1 Stunde zu warten bis die Kapelle öffnet, zog ich weiter Richtung Laurenziberg. Am Rastplatz Laurenziberg, bevor es links ab Richtung Gau-Algesheim geht, befindet sich ein Bücherschrank, der ziemlich üppig gefüllt ist/war. Die Auswahl ist sehr groß, von Salman Rushdie über Erich von Däniken zur Bibel. Irgendein Spaßvogel hat die Bücher auch noch von Oben nach Unten in der Reihenfolge sortiert, die im sinnvoll erschien. Naja, ich hab die Bibel dann erstmal nach Oben, Rushdie nach unten und Däniken in eine Ecke rechts unten einsortiert… sorry.
Weiter geht es zu der leider geschlossenen Kapelle die dem Ort den Namen "Laurenziberg" gab. Den Schlüssel zur Kapelle gibt es nach Pilgerführer beim Weingut Lich (Laurenziberg 6). Vielleicht müsste man sich vorher dort anmelden?
Hinter dem Ort geht es bergab in eine Talsenke in Richtung Osten, nach Appenheim. Erreicht man die L415, so hält man sich rechts an der Straße entlang. Man muss sich nach wenigen Metern entscheiden, ob man den Ort und die Ortskirche besichtigen will, oder dem Pilgerweg am Ostrand des Ortes entlang folgen mag. Ich habe die zweite Variante gewählt. Der Weg führt direkt auf das sehr malerische Weingut Hansi Mayer zu, bevor er rechts abbiegt. Nach einigen hundert Metern erreicht man einen Biergarten, der coronabedingt geschlossen war. Zusammen mit einigen Wanderern stand ich davor (es gibt dort einen Pilgerstempel…) und tauschte Zukunftsträume von Hefeweizen und Weinschorle aus.
Aus Appenheim führt der Weg auf die Höhe, von wo aus ich mich auf den Weg nach Schwabenheim machte, weg vom Jakobsweg. Letzterer bleibt auf der Höhe bis Nieder-Hilbersheim - wo ich 2018 bereits in den Jakobsweg eingestiegen war.
In Schwabenheim zeigt der persönliche Tacho dann 24 Km Gesamtweg an, bevor ich den Überlandbus nach Mainz besteige und die Heimfahrt antrete.


Insgesamt doch sehr durch den Lockdown zu der Zeit (26. April 2021) geprägt.

Euch allen einen guten Weg, wo immer er auch entlang führt.
 

Sirion

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gelisbibo.de
Hallo Marcel,

vielen Dank für deinen Bericht. Der rheinhessische Jakobsweg war mein allererster Weg, da werden Erinnerungen wach. Dass die Wegmarkierung auf dem südlichen Teil immer schlechter wird, hast du ja bereits geschrieben. Ich habe mich trotz Pilgerführer mehrfach verlaufen. Damals gab es noch das Buch und die Webseite von Frau Halfmann, beides ist leider verschwunden. Die letzte Übernachtung war in Westhofen geplant. Da dort zeitgleich Kirmes war, war alles voll und ich musste von Framersheim bis Worms durchlaufen.

Wir gehen morgen ein kleines Stück des badischen Jakobsweges von Bruchsal nach Durlach.

Viele Grüße
Enrico
 
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