Kurzer Pilgerbericht zum rheinhessischen Jakobsweg
In der zweiten Oktoberwoche war ich mal kurz auf dem rheinhessischen Jakobsweg unterwegs. Insgesamt faktisch 4 Etappen, wobei ich die erste nicht mitzähle, da ich dort nur den Einstieg von meiner Heimatgemeinde zum Dom absolviert habe.
Ich kommentiere hier nur den rheinhessischen Jakobsweg mit ein paar Hinweisen, für alle die den Weg gehen wollen.
Ich bin nach dem o.g. Pilgerführer gelaufen - habe aber meine Etappen zusätzlich nochmal in Komoot geplant.
Insgesamt führte mich mein Weg in der ersten Etappe von
Mainz nach Heidesheim/Heidenfahrt - hier bin ich nicht den Jakobsweg gelaufen.
Etappe 2 von
Heidesheim zum Jakobsberg und nach Schwabenheim. Etappe 3 von
Schwabenheim nach Wörrstadt, Etappe 4 von
Wörrstadt nach Framersheim und zuletzt Etappe 5 von
Framersheim nach Worms. Jede Etappe hatte eine Länge von 19-22 Km.
Mann kann als Alternativroute auch von Mainz nach Worms über den rheinhessischen Höhenweg und teilweise den Lutherweg in 2-3 Etappen nach Worms gehen. Hier ist die Beschilderung von Mainz bis Guntersblum zum einen lausig, außerdem ist es nicht der offizielle Pilgerweg. Man verpasst außerdem das Kloster Jakobsberg, was sehr schade wäre.
Auf der von mir gewählten Route wird man von der Muschel relativ konstant begleitet. Die Unterstützung durch Pfeile ist allerdings recht wichtig, da die Ausrichtung der Muschel anders als in Spanien oder Portugal ist und die privat angebrachten Muscheln an Garagen oder Hauswänden oft auch noch anders ausgerichtet sind - komplex, manchmal schwierig.
Der Weg führt quer durch das rheinhessische Hügelland - im Herbst bei gutem Wetter die perfekte Kulisse zum Wandern und Pilgern. Man läuft durch den Wandel der Landschaft und nimmt den dann auch wahr.
Ich bin morgens meist kurz nach 6:00 Uhr losgezogen und war dieses mal auch alleine unterwegs mit leichterem Gepäck und meinem 30 l Rucksack. Mittags zwischen 13:00 und 14:30 habe ich die Etappe abgeschlossen.
Es ging zur Erntezeit durch Weinberge, Felder, Streuobstwiesen und Wälder.
Die Wegekennzeichung mit der Muschel führt oft über befestigte, aber kaum befahrene Straßen - viel Asphalt halt. Ab und zu ging es über Feldwege durch Weinberge und Wälder. Ich bin sehr wenigen Menschen begegnet - die waren aber sehr freundlich und hilfsbereit, angefangen bei einem Busfahrer der mich spontan bis zu meinem Wunsch-Startpunkt gefahren hat, bis zu einer Frau, die meine Bahn für die Rückfahrt aufgehalten hat, bis ich auf den Zug aufgesprungen bin
.
Außerhalb der "Wandersaison" begegnet man auch nur sehr wenigen Pilgern. Ich habe nur von einem Pilger gehört, der zu dieser Zeit auch dort unterwegs war, auf dem Weg von Dresden nach Santiago.
Leider waren die Kirchen auch meistens geschlossen. Dafür gab es wunderbare Aussichtspunkte, viel Weite mit Hügelland und bis auf wenige Stücke viel Abwechslung. Die Stempel für den Pilgerpass befinden sich oft in Kästen an den Mauern und Zäunen vor der Kirche, manchmal auch am Ortseingang an einer Laterne. Pfarrhäuser sind meist geschlossen, man bekommt aber auch in manchen Cafes einen Stempel für den Pass.
Außer dem Kloster Jakobsberg habe ich keine Pilger-Herberge gefunden. Das Kloster bittet um vorherige Anmeldung, auch für Besichtigungen (online auf
http://dcms.bistummainz.de/bm/dcms/...gshauser/jakobsberg/kloster/gaeste/index.html ). Der Pilger kann auf private Unterkünfte, Zimmer und Ferienwohnungen ausweichen. In Ortschaften, wie Sulzheim, Biebelnheim oder etwas abseits Albig, findet man viele Hinweise an den Häusern.
Ab Wörrstadt kennt man auch die Spezies "Pilger". An manche Weingut findet sich ein Hinweis zur Pilgereinkehr.
Den rheinhessische Jakobsweg im Herbst zu begehen ist nach meiner Meinung eine gute Idee. September und Oktober sind geeignete Monate.
Im Vergleich zu Spanien und Portugal zeigt sich neben der Landschaft ein wesentlicher Unterschied: Nebel -- ich lief zwischen Wörrstadt und Spiesheim ca. 1 Stunde in einer dichten Nebelbank ...
Soweit ein Kurzbericht. Für den kleinen Pilgerführer gibt's hier ein "Like" - kann ich empfehlen für dieses Stück und die 3 € sind gut investiert.
Das letzte Teilstück nach Worms gehe ich noch in diesem Jah, bevor ich ab nächstem Jahr in Richtung französische Grenze nach Wissombourg weiterziehe - wenn alles klappt.
Allen die unterwegs sind ein Buen camino
wünscht Marcel