Buen Caminoooo! – Simon K. Richardson

Simon K. Richardson selbst beschreibt sein Buch “Buen Caminoooo!“ (ja, mit 4 Os am Ende!) als launigen Reisebericht seiner 14tägigen Wanderung über den Jakobsweg von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Atapuerca und das trifft den Nagel schon auf den Kopf. Unterscheidet sich dieses Buch nun von den anderen, fast unzähligen, „Camino-Blasen Memoires“ die in den letzten Jahren, „post-Kerkeling“, erschienen sind? Ja und nein 😉

Buen Caminooo! Buch Umschlagbild

Buen Caminooo! Buch Umschlagbild

 

Nein, weil es doch dem fast schon klassischen Aufbau solcher Berichte folgt. Inspiration/Motivation/Vorbereitung, dann so ungefähr ein Kapitel pro Etappe, Ankunft und Nachwort. In den Kapiteln wird dann glücklicherweise der Weg ausführlicher beschrieben als die Unterkunft, das essen und trinken und natürlich auch die lieben Wehwehchen. Blasen scheint dieser Pilger nicht gehabt zu haben und so finden diese, glücklicherweise, wenig Erwähnung!

Am interessantesten waren für mich die Beschreibungen, wie in fast jedem Pilgerbericht den ich bis jetzt gelesen habe, die die sich den Begegnungen und Gesprächen mit anderen Menschen widmen.

Ja, weil es sich doch in einigen Aspekten stark von anderen Büchern zum selben Thema abhebt. Hier schreibt jemand, der auf dem Jakobsweg Urlaub gemacht hat und sich selbst, zumindest am Anfang, nicht so sehr als Pilger begreift. Das spirituelle ist in diesem Buch nicht ausgeblendet, steht aber mehr im Hintergrund als bei manchen anderen Berichten. Die Motivation ist „einfach mal weg, Ruhe haben und wandern“. Die Weise wie das übermittelt wird, kommt als ehrlich und ungekünstelt ‚rüber‘.

Bis zum Schluss ist sich der Autor nicht so recht darüber klar ob er sich als Pilger oder Wanderer fühlt. Eine Ehrlichkeit, die mich anspricht, besonders da der Autor sich bei diesem Thema immer nur auf sich selbst bezieht und nicht urteilt ob andere nun ‚echte Pilger‘ sind oder nicht.

Kritik

Ein guter Editor oder ein guter beta-Leser (Probeleser), der mit der Thematik vertraut ist, hätte dem Buch sicher gut getan und es etwas ‚aufpoliert‘. Leider stimmen einige kleine und große Details nicht. Zum Beispiel wird an einer Stelle der Begriff Pilgerjahr verwendet, wo ganz klar das Heilige Jahr gemeint ist. Die Aussage ‚200,000 Pilger auf dem Weg‘ wird auf den ganzen Weg von SJPdP bezogen, obwohl die meisten dieser 200,000 Pilger doch erst viel später gestarten. Sicher sind das Kleinigkeiten, die dem kundigen Leser aber auffallen und, zumindest mich, denken lassen ‚Fakten dreimal checken‘ hätte hier nicht geschadet.

Manchmal gibt es auch den Eindruck, dass der Autor keine Lust hatte etwas ausführlich zu beschreiben, so wird das ‚Hühnerwunder‘ von Santo Domingo mit einem Satz abgehandelt und darauf verwiesen das „Details jedem Reiseführer zu entnehmen sind“. Nicht jeder Leser wird einen solchen besitzen…

Kann ich mich mit diesem Pilger identifizieren?

Zuerst einmal, ich rezensiere hier ein Buch, nicht den Pilger 😉 Trotzdem möchte ich hier erwähnen, warum mir das Buch etwas gegeben hat obwohl, oder gerade deswegen?, ich selber einen unterschiedlichen Pilgerstil habe. Menschen haben die Tendenz sich unter Gleichgesinnten wohl zu fühlen. Sicher gab es Momente wo meine innere Stimme meine innere Pilgerstimme grummelte, zum Beispiel als der Autor sich erst beschwerte das kein Wein am Kloster Irache im Weinbrunnen übrig war, aber es kurze Zeit später nicht schlimm findet, dass eine Pilgerin Ihren von dort mitgenommenen Wein wieder weg schüttete da zu warm geworden war und – Zitat: „Ist ja nicht bezahlt, insofern darf man‘s auch wegkippen.“

Der Autor ist ein ‚Genusspilger‘ und sehr offen darüber. Er schläft grundsätzlich nie in Pilgerherbergen, sondern in Hotels, und gönnt sich auch sonst den einen oder anderen Luxus. Wer darüber jetzt versucht ist die Nase zu rümpfen, sollte bedenken das jeder ‚reiche Hotelpilger‘ ein freies Bett mehr in der günstigeren Pilgerherberge bedeutet …

Zusammenfassung

Eine leichte Lektüre und eine erfrischende Abwechslung vom „tief-schürfenden, spirituellen Sinn suchen“ mancher anderer Pilgerberichte. Das Buch ist flott geschrieben und liest sich in einem Rutsch durch. Wer einen, manchmal etwas ironischen Schreibstil, wenn es zur Menschen – und Eigenbeobachtung kommt, mag, liegt mit diesem Buch nicht falsch. Interessant ist das Buch vielleicht besonders für Menschen, die sich schon lange wunderten, wie „Genusspilger“ den Jakobsweg erleben 😉 Ich selber hoffe, dass er nach seinem nächsten, schon geplanten, Camino wieder ein Buch über seine Erlebnisse schreibt!

Hinweis

Dieser Rezension bezieht sich auf die Ausgabe vom Mai 2013, die mir der Autor kostenlos als PDF Dokument zur Verfügung gestellt hat. Mehr darüber wie ich Rezensionen schreibe >>>hier<<<. Wer sich das Buch bestellen möchte, hier sind die Buchdetails:

Titel: Buen Caminoooo!

Autor: Simon K. Richardson

Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform

ISBN-10: 1484903595

ISBN-13: 978-1484903599

und zum Schluss noch die Links zu Amazon für die >>>Kindle Ausgabe<<< oder das >>>Taschenbuch<<< 😉